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27.7.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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40 Jahre Nürnberger Kammerspiele +++ Rostocker Kulturschiff schippert nach Belgien


40 Jahre Nürnberger Kammerspiele
Nürnberg (ddp-bay). Die Klippe, der Abgrund, das Ende vor Augen. Wenn an diesem Sonntag August und Julie in Igor Bauersimas Drama «Norway Today» über das eigene Ende im Angesicht der Liebe grübeln, werden die Nürnberger Kammerspiele wieder mal zur eisigen Beziehungs-Klippe. Doch weil zum Schluss alles offen, der Zuschauer aber hoffnungsvoll bleibt, ist es auch ein passendes Stück zum anstehenden Jubiläum: 40 Jahre alt wird die kleine Bühne unter dem großen Schauspielhaus am Sonntag, und noch heute, so Theatersprecher Jürgen Priebe, ist sie ein unverzichtbarer Teil des Nürnberger Theaters: «Hier ging und geht es stets um Aufregendes, um Experimentelles und junge Stücke.»
Immer, wenn sich die große Schwester Schauspiel (noch) nicht traute, hier durfte sein, was neu war. Selbst das anerkannt fränkische Nationalheiligtum «Schweig Bub» von Fitzgerald Kusz drehte 1976 seine ersten Runden in den Kammerspielen. 60 Mal wurden tapfer Klöße und Leberknödel gefuttert, waren die rund 200 Plätze stets ausverkauft, ehe der Andrang nach Größerem verlangte.
Heute sind vor allem Kinder- und Jugendstücke (zuletzt «Freddy, ein Hamster lebt gefährlich» vom Gast-Ensemble des Theaters Pfütze) sowie Avantgarde-Themen im Spielplan zu finden. Andreas Uhse tobt hier als vermeintlicher Altruist in Nicky Silvers gleichnamigem Stück, nur mit einem Mini-Slip bekleidet übers Matratzenlager, Adeline Schebesch strafft Erotisches zu «Vagina-Monologen». Für die nächste Saison inszeniert Maya Fanke das irritierende Jung-Familien-Drama «Liza - Am letzten Abend bauchfrei». Premiere ist am 12. Oktober.
So freizügig oder bedrohlich ging\'s nicht immer zu. Einer, der von Anfang an dabei war, erinnert sich: Schauspieler Erich Ude, ausgezeichnet als «Frankens schönste Stimme», vertrat zur Bühnen-Premiere 1962 einen Kollegen: «Es war eher eine kleine Eröffnung, ohne Staatsminister, gediegen, nur mit Ensemble und Premierenpublikum.» Wo vor dem Krieg in einem Velodrom Radfahrer um den Strampel-Sieg kämpften, schlug das 1959 eröffnete Nürnberger Theater mit dem Neubau der Kammerspiele endgültig Wurzeln. Für Erich Ude ist die Souterrain-Bühne, trotz der neuen Konkurrenz im Container «Blue Box», unverzichtbar: «Hier können intimere Abende stattfinden, hier haben der gehobene Boulevard und Konversationsstücke ihre Heimat.»
Zwar wird der runde Geburtstag nicht groß gefeiert ? zum Jubel-Datum ist bereits Spielpause - trotzdem versprechen Ude und Priebe, ein Gläschen auf ihr Haus zu trinken: Wenn am Sonntag das jährliche Klassik-Open-Air Zehntausende in den Luitpoldhain zieht, wird hinter der Bühne - ein bisschen leiser - auch der Kammerspiele gedacht.
Katrin Parmentier

Rostocker Kulturschiff schippert nach Belgien
Rostock (ddp-nrd). Das Rostocker Kulturschiff «Stubnitz» verlegt für vier Wochen seinen Standort in das belgische Brügge. Das deutschlandweit einmalige Projekt geht vom 9. August bis zum 8. September in der Kulturhauptstadt 2002 vor Anker. Vorgesehen sind in Brügge rund 60 Live-Events. Die Bands kommen vor allem aus den belgischen Städten Gent, Brüssel, Antwerpen und Brügge. Aber auch Musiker und DJ´s aus Deutschland, Großbritannien, Österreich und Italien sind mit von der Partie, sagte Stubnitz-Chef Urs Blaser im Vorfeld der Veranstaltungen.
Das 1964 auf der Volkswerft Stralsund gebaute ehemalige Fang- und Verarbeitungsschiff ist in Brügge Bestandteil des Jugendfestivals «Kaapstadt». Das ungewöhnliche Ambiente eines ehemaligen Fischereischiffes soll für Highlights vor allem in der alternativen Musikszene sorgen. Geplant sind aber auch Theatervorstellungen, Videoinszenierungen, künstlerische Ausstellungen und Performances. Nach Brügge steuert die «Stubnitz» Amsterdam an, bevor sie im Herbst wieder im Rostocker Heimathafen vor Anker geht.