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Bayern: Neue Stiftung soll Kulturarbeit an Schulen verbessern +++ RAF-Ausstellung: Gerhart Baum attackiert FDP-Chef Westerwelle +++ Jüdisches Museum feiert zweiten Geburtstag mit Libeskind

Bayern: Neue Stiftung soll Kulturarbeit an Schulen verbessern
München (ddp-bay). Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) hat zu Beginn des neuen Schuljahres eine eigene Kunst- und Kulturstiftung für die bayerischen Schulen ins Leben gerufen. Die deutschlandweit einzigartige Stiftung «art.131» soll die künstlerisch-kulturelle Bildung der Schüler intensivieren, sagte die Ministerin am Montag in München. «Wir wollen prominente Künstler und Kulturschaffende gewinnen, die das Schulleben bereichern», betonte Hohlmeier. Bereits zugesagt haben ihren Worten nach unter anderen die Geigerin Julia Fischer, Regisseurin Caroline Link, Dirigent Marcello Viotti, der Schriftsteller Nevfrel Cumart und Bildhauer Stefan Huber. Die Ministerin verspricht sich von den Begegnungen mit den Profis «faszinierende Schlüsselerlebnisse, die die Schüler ihr Leben lang nicht vergessen».
Durch «art.131» will Hohlmeier den Schülern aller Schularten einen praxisorientierteren und spannenderen Unterricht in den Fächern Kunst und Musik sowie Theater, Film und Literatur bieten. Zudem erhoffe sie sich von den neuen Partnern und innovativen Projekten neue Impulse für die Lehrer und ein «Netzwerk für ästhetische Bildung». Der Name «art.131» spiele auf den Artikel 131 in der Bayerischen Verfassung an, in dem es heißt: «Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.»
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßte die Gründung der neuen Stiftung. «Damit wird der Gefahr begegnet, dass der Bildungsauftrag der Schulen verkürzt wird auf Leistungsausschnitte internationaler Vergleichsstudien», sagte BLLV-Präsident Albin Dannhäuser. Er kritisierte jedoch die allgemeine pädagogische Situation im Freistaat. «Die ist an vielen Schulen bei weitem nicht so rosig und entspannt», betonte er. Besonders die Lern- und Arbeitsbedingungen an Bayerns Realschulen ließen zu wünschen übrig: «Die Realschulen platzen aus allen Nähten.» Es fehle an Lehrern und Schulräumen.

RAF-Ausstellung: Gerhart Baum attackiert FDP-Chef Westerwelle
Reutlingen (ddp). Im Streit um die geplante Kunstausstellung «Mythos RAF» zur Geschichte der Rote Armee Fraktion hat der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) seinen Parteichef Guido Westerwelle für dessen kategorische Ablehnung der Ausstellungspläne kritisiert. Dem «Reutlinger General-Anzeiger» (Dienstagausgabe) sagte Baum: «Westerwelle befindet sich nicht mehr auf der Grundlinie des Liberalismus. Er hat die Positionen unserer konservativen Gegner übernommen.» Aus zahlreichen Gesprächen, die er über Jahre hinweg mit Hinterbliebenen der Terror-Opfer, aber auch mit inhaftierten Gewalttätern führte, habe er den Schluss gezogen, dass die geplante Schau in Berlin pure Notwendigkeit sei, sagte Baum. Diese wichtige Epoche der Nachkriegszeit müsse aufgearbeitet werden.
Westerwelle hatte davor gewarnt, dass durch derartige Ausstellungen eine «Romantisierung des Terrors» drohe. Die Mitglieder der RAF seien «keine Idealisten» gewesen, «sondern Mörder». Baum war während der RAF-Ära in den 70er Jahre Innenstaatssekretär und Bundesinnenminister.

Jüdisches Museum feiert zweiten Geburtstag mit Libeskind
Berlin (ddp-bln). Das Jüdische Museum Berlin feiert den zweiten Geburtstag mit einer Ausstellung über seinen Architekten. Daniel Libeskind, der Ground Zero neu gestalten wird, sei einer der genialsten und interessantesten Architekten unserer Zeit, sagte Museumsdirektor Michael Blumenthal am Montag. Nachdem der New Yorker Entwurf sich durchsetzte, sei in Berlin die Idee zu «Kontrapunkt - Die Architektur von Daniel Libeskind» entstanden. Der Architekt selbst bezeichnete es als große Ehre, eine Ausstellung im Jüdischen Museum gewidmet zu bekommen. Libeskind ist in die Hauptstadt gekommen, um bei der Eröffnung am Dienstagabend mit internationalen Gästen dabei zu sein.

«Ich liebe Berlin», sagte Libeskind vor Journalisten. Auch wenn er jetzt in New York lebe, sei Berlin immer noch Teil seiner geistigen Landkarte. Die Stadt habe ihm als erste die Möglichkeit gegeben, einen Entwurf zu bauen. Viele seiner weiteren Projekte seien hier entstanden. Libeskind lebte und arbeitete seit 1989 in der Hauptstadt, gelebt und gearbeitet, bis er in diesem Jahr sein Büro nach New York verlegte, wo er heute mit seiner Familie lebt.

Auf 600 Quadratmetern Fläche im Altbau des Jüdischen Museums warten 13 Architekturprojekte, zwei frühe künstlerische Grafikarbeiten und ein von Libeskind entworfenes Bühnenbild mit Kostümen für eine Inszenierung der Deutschen Oper Berlin auf Besucher. Kurzfristig in die Ausstellung aufgenommen wurden auch Pläne und Zeichnungen zum Umbau des Militärhistorischen Museums in Dresden. Die Entscheidung zugunsten des Entwurfs von Daniel Libeskind fiel erst vor einem Monat. Zwei interaktive mediale Installationen beschäftigen sich mit Libeskinds Gedanken zur Architektur des Jüdischen Museums und dem Verhältnis von architektonischen Elementen und der 12-Ton-Musik. Libeskind, der vor seiner Karriere als Architekt als professioneller Musiker gearbeitet hatte, liegt die Musik sehr am Herzen. Zwischen Architektur und Musik gebe es nicht nur im Akustik-Bereich viele Verbindungen.

«Die Hauptattraktion der Ausstellung ist das komplette Modell für das World-Trade-Center-Gelände», sagte Blumenthal. Der vom Studio Libeskind nachgebaute und aktualisierte Entwurf sei erstmals in Deutschland zu sehen. Zum Bauvorhaben in New York sagte Libeskind, es entwickle sich nach einem architektonischen Plan, der von Anfang flexibel und offen für Ergänzungen gewesen sei. Trotzdem werde man das Modell am Ende im fertigen Projekt wiedererkennen können.

Libeskind sei einer der wenigen, der eine neue Idee von Architektur habe und diese mit «bewundernswerter Zähigkeit» und «didaktischem Ernst» verfolge, würdigte Blumenthal das Werk des Architekten. Wie ein Gelehrter des Talmud frage er immer nach dem «Warum und dem Warum-nicht» und lote damit Normen aus. Wie Besucherumfragen zeigten, sei es mit dem Museum gelungen, die deutsch-jüdische Geschichte und die Architektur Daniel Libeskinds so zu verbinden, dass sie die Menschen ansprechen, freute sich Blumenthal. Über 1,4 Millionen Menschen hätten das Museum seit seiner Eröffnung besucht. Mit dem Museum sei etwas geschaffen worden, dass seinen Beitrag sowohl zum besseren Verständnis zwischen Juden und Nichtjuden, als auch zur Frage der Toleranz gegenüber allen Minderheiten in dieser globalen Welt beiträgt, fügte der Museumsdirektor hinzu.

Die Libeskind-Schau ist in Zusammenarbeit mit den Barbican Art Galleries in London entstanden und nach Angaben des Museums die bislang größte Wechselausstellung im Haus. Sie ist ab Mittwoch bis 14. Dezember im Altbau zu sehen. Zur gemeinsamen Feier des 2. Jahrestages der Eröffnung haben Besucher am 13. September zwischen 10.00 und 20.00 Uhr freien Eintritt im Jüdischen Museum.

Claudia Stäuble