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Schmid: Opernhaus-Sanierung muss Arbeitsbedingungen verbessern. Foto: Oper Stuttgart
Forum spricht sich für Stuttgarter Opern-Umbau mit Kreuzbühne aus. Foto: Staatsoper Stuttgart
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Forum spricht sich für Stuttgarter Opern-Umbau mit Kreuzbühne aus

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Stuttgart - Die geplante Sanierung der Stuttgarter Oper bleibt ein ungelöstes und kostspieliges Problem für Stadt und Land. Auch deshalb braucht die Politik die öffentliche Rückendeckung. Ein Bürgerforum hat in die Pläne geschaut, abgewogen und schließlich abgestimmt.

Nach mehreren Debattenrunden hat sich das Bürgerforum zur Sanierung der Staatsoper in Stuttgart klar für den umstrittenen Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes ausgesprochen. Der Littmann-Bau solle die zentrale Opern- und Ballettspielstätte im Herzen von Stuttgart bleiben, heißt es in einem Votum, das Vertreter des mit 57 Zufallsbürgern besetzten Gremiums am Mittwoch an Politiker von Stadt und Land übergaben. Demnach befürwortet eine Mehrheit des Forums auch den Einbau einer modernen Kreuzbühne. Den Bedarf für eine dritte Spielstätte schließt das Forum aber nicht grundsätzlich aus. Die Vorschläge von Stadt und Land werden im Abschlussbericht als «sehr ausgereift» bezeichnet - auch in der Kostenbetrachtung.

«Gesucht ist ein Konzept für die nächsten 100 Jahre, das groß und ganzheitlich denkt und Barrieren einreißt», heißt es unter anderem in dem 85-seitigen Abschlussbericht. Zu einem einstimmigen Votum kamen die Forumsteilnehmer allerdings in den wesentlichen Punkten nicht.

Land und Stadt hatten vor mehr als einem Jahr und somit noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie eine erste detaillierte Kostenschätzung präsentiert. Nach diesen Plänen könnte die nötige Sanierung des Hauses mehr als eine Milliarde Euro kosten. Entscheiden müssen letztlich Gemeinderat und Landtag. Denn die Kosten für die Sanierung des größten Dreispartenhauses der Welt müssten sich Stadt und Land als Träger jeweils zur Hälfte teilen.

Die sogenannte Kreuzbühne gilt als ein zentraler Streitpunkt des Projekts. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich werden. Kritiker betonen aber, für den Einbau müsse die Fassade des Opernhauses aufgerissen und verschoben werden. Dadurch gerate das historische Gesamtkonstrukt aus den Fugen. In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt, das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode und die Gastronomie nicht mehr zeitgemäß. Das sieht das Forum in seinem Abschlussbericht ähnlich: «Es ist schlicht peinlich», heißt es im Bericht. «Die Platzverhältnisse sind seit den 80er Jahren nicht mehr ausreichend.»

Als Standort für den Interimsbau ist ein Areal am Kulturzentrum Wagenhallen im Gespräch. Auf dem ehemaligen Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs, etwa vier Kilometer vom jetzigen Staatstheater entfernt, soll später einmal das Kreativzentrum «Maker-City» entstehen. Diesen Vorschlag lehnt allerdings die Hälfte des Bürgerforums ab. Ebenfalls jeder zweite Teilnehmer wünscht sich, dass das Paketpostamt als Interimsstandort erneut überprüft wird. Pläne, Oper und Ballett für die Jahre der Sanierung dort unterzubringen, waren bislang aber an den Kosten und am Veto des Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne) gescheitert.

Die Bauarbeiten sollen fünf bis sieben Jahre dauern und nicht vor 2025 beginnen. Der Zeitplan dürfte sich aber durch die Corona-Pandemie verzögern. Auch das Forum war wegen des Coronavirus verschoben worden.

Die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Gisela Erler (Grüne), wertete die Arbeit des Gremiums als großartigen Erfolg. Erstmals seien öffentlich alle Aspekte der geplanten Sanierung gebündelt aufbereitet und dargestellt worden.

Auch die Teilnehmer des Forums - Menschen zwischen 19 und 85 Jahren aus dem ganzen Land - werben für das Instrument. «Der Prozess hat zu einer fundierten Meinungsbildung beigetragen», heißt es im Bericht. Das Forum habe sich intensiv als Teil des Staates eingebracht. Auch für künftige Themen sei ein solches Forum zu empfehlen.

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