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Jeunesse-Symposium in Wien: Musik und Kommunikation

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Mit der Kommunikationsfunktion von Musik setzt sich das international besetzte Jeunesse-Symposium "Der schöpferische Augenblick" (22. und 23. 6., Wiener Konzerthaus, Neuer Saal) auseinander.

orf - Wissenschafter, Journalisten, Kulturschaffende und Künstler verschiedenster Gebiete, von der Kultur-Abteilungsleiterin im ORF Haide Tenner bis zum Experimentalphysiker Anton Zeilinger, beschäftigen sich in Vorträgen und zwei Diskussionspodien mit dem jeweiligen Anteil der Komponisten, Musiker und auch der Hörer an der geglückten musikalischen Kommunikation.

Das Symposium bildet den thematischen Fokus der parallel dazu stattfindenden 57. jährlichen Generalversammlung der Jeunesses Musicales International (JMI), die von heute, Freitag, bis zum 26. 6. zum insgesamt vierten Mal in Wien (ebenfalls im Konzerthaus, Schubert Saal) zusammenkommen. Die Vorträge des Symposiums begeben sich ins Spannungsfeld zwischen dem unmittelbaren ästhetischen Erleben und der differenziert analytischen Sichtweise auf einzelne Elemente des Konzertgeschehens, heißt es in der Ankündigung.

Die Wesenselemente der Musikrezeption, zwischen konstruktivistischem und passiven Ansatz, und der Musikvermittlung sollen aus soziologischer, philosophischer, theologischer, kulturpolitischer, musikwissenschaftlicher und praktischer Sicht beleuchtet werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei, im Geiste der Jeunesse, der Musikvermittlung als Förderung der individuellen Lust an der Musik-Wahrnehmung.

Der Wiener Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann beschäftigt sich im Eröffnungsvortrag (Eröffnung: 10 Uhr, erster Vortrag: 10.30 Uhr) mit der "Kunst des Hörens", insbesondere mit dem Zusammenhang von Werk und Rezeption, der durch die Gebrauchsbeschallung in Supermarkt, Auto oder bei der Arbeit eine grundlegende Veränderung erfahren hat.

Der Vortrag "Die erschaffene Wirklichkeit" des Wissenschaftshistorikers Ernst Peter Fischer (Konstanz) behandelt im Anschluss "kreatives Wahrnehmen im Verständnis der Wissenschaft". Der Nachmittag des Auftaktstages ist dem "kreativen Dialog" gewidmet, mit einem gleichnamigen Vortrag des Kreativitätsforschers Karl-Heinz Brodbeck und einem Podium zu "Theorien des Schöpferischen (in der Musik)", bei dem unter anderem Zeilinger und die Vortragenden des ersten Tages diskutieren.

Nach einem musikhistorischen Blick des Musikwissenschafters Hartmut Krones auf die Mitteilungsfunktion von Musik (23. 6., 10 Uhr) fragt der Berliner Musikwissenschafter Elmar Budde, ob Neue Musik auch ein neues Hören verlange.

Möglichkeiten der Musikvermittlung im Konzert und im Internet erforscht die Musikwissenschafterin Beatrix Borchard in ihrem Vortrag "Zwischentöne", bevor zum Abschluss das zweite Podium unter der Leitung von Haide Tenner sich der "musikalischen Situation" widmet. Mit dabei sind neben den Vortragenden des zweiten Tages unter anderem der Intendant des Lucerne-Festivals, Michael Haefliger, und der Klangforum Wien-Kontrabassist und Label-Betreiber Uli Fussenegger.

Die JMI wurde 1945 gegründet und ist heute in mehr als 40 Ländern vertreten, über 30 Länder sind assoziiert. Die nicht-staatliche Organisation, die in beratender Funktion auch in die UNESCO eingebunden ist, gilt als die weltweit größte Non-Profit-Organisation im Bereich Jugend und Musik. Die weltweit rund 60.000 jährlichen Veranstaltungen der JMI erreichen sechs Millionen Menschen als Publikum. Österreich ist seit 1948/49 Mitglied.