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Künstlerische Brücken über die Neiße

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In Görlitz werden trotz gescheiterter Kulturhauptstadt-Bewerbung Projekte geplant +++ Drei künstlerische Brücken sollen an den Punkten der Vergangenheit installieren werden +++ Projektbüro «Kultur2020» unter Leitung des Intendanten des Musiktheaters Oberlausitz/Niederschlesien

Görlitz (ddp-lsc). Vor zwei Jahren scheiterte die Görlitzer Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 an der Ruhrgebietsstadt Essen. Wenn alles klappt wie geplant, wird die ostsächsische Stadt dennoch in zwei Jahren von sich reden machen.

Drei künstlerische Brücken über die Neiße sollen installiert werden. Das ist die Idee des Projektbüros «Kultur2020» unter Leitung des Intendanten des Musiktheaters Oberlausitz/Niederschlesien, Michael Wieler.

Sieben Brücken spannten sich bis 1945 in der Görlitzer Altstadt über die Neiße. An diese Zeit will das Kulturbüro anknüpfen, dessen Projekte seit April 2007 von der polnischen Germanistin Agnieszka Mazur koordiniert werden. Zusätzlich zu den beiden derzeitigen Brücken, die die geteilte Stadt Görlitz/Zgorzelec verbinden, möchte es drei künstlerische Brücken an den Punkten der Vergangenheit installieren. Sie sollen Wege der Verständigung aufzeigen – durch Geschichte, Handel, Verkehr, Sprache und Kommunikation.

So soll an einer Stelle ein Netz mit Leuchtdioden über den Fluss gespannt werden, bei den man per Computer auf beiden Seiten E-Mails hin und herschicken und damit das Netz zum Leuchten bringen kann - ein Zeichen eines grenzüberschreitenden Dialogs. Eine grüne Brücke mit Pflanzeninseln soll das Aufeinanderzuwachsen verdeutlichen. Ein von deutschen und polnischen Künstlern gestalteter Skulpturenpark im Fluss soll mit einer Fähre zu erkunden sein.

Die Kosten von rund einer halben Million Euro für das Brückenprojekt sollen sich die Stadt, Sponsoren aus regionaler Wirtschaft und überregionale Kulturstiftungen teilen. «Wenn die Kommunalpolitik mitgeht, geht auch die Wirtschaft mit», sagt Mazur unter Verweis auf ihre Sponsorengespräche.

Bislang steht die Zusage der Stadt allerdings noch aus. Eine Rathaussprecherin verweist auf die Notwendigkeit eines Stadtratsbeschlusses. Nach bisherigem Stand würden die 2007 ausgereichten Mittel von 36 000 Euro für Evaluierung und Fortführung von Projekten aus der Kulturhauptstadtbewerbung bis 2010 jährlich um 30 Prozent gesenkt - wenn Wieler nicht ein neues Konzept vorlegt.

Immerhin hatte der Stadtrat Ende 2006 dafür votiert, die begonnenen Kulturprojekte langfristig weiterzuentwickeln. Auch der frühere Kontrahent Essen hat bereits Interesse signalisiert. Essens Kunstprojekt «Ruhr-Atoll», bei dem 15 Kunstinseln in jeweils hundert Quadratmeter Größe auf der Ruhr installiert werden, soll nun unter dem Motto «Kunst und Energie» mit dem Projekt «Neiße-Brücken» verbunden werden.

Von einer «schönen Geste» spricht der Essener Projektleiter Norbert Bauer, «da bin ich sofort eingestiegen.» Auch Artur Bielinski, Stadtratsvorsitzender von Zgorzelec, will die Brücken-Idee, die bereits im Kulturausschuss der polnischen Teilstadt präsentiert wurde, «gern unterstützen».

Wieler selbst nennt die gescheiterte Bewerbung im Rückblick «effektives Stadtmarketing». Bundesweit sei die Stadt ins Gespräch gekommen, auch die intensive Projektarbeit habe Görlitz gut getan.

Birgit Holthaus