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München: Honorarprofessur für András Schiff

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Der ungarische Pianist András Schiff erhielt in einem Festakt eine Honorarprofessur an der Hochschule für Musik und Theater München. Neben seiner internationalen Konzertätigkeit wird András Schiff regelmäßig Meisterkurse für ausgewählte Studierende der Münchner Klavierklassen geben.


„Pianist internationalen Ranges und universale Musikerpersönlichkeit“
Eine märchenhafte Stimmung legte sich zu Beginn des Festakts am 17.5.06 über die zahlreichen Gäste im Großen Konzertsaal – durch Robert Schumanns „Märchenbilder op.113 für Viola und Klavier“, gespielt von Hariolf Schlichtig zusammen mit dem Ehrengast des Abends: András Schiff. Konzentriert und sich selbst ein aufmerksamer Zuhörer musizierte Schiff mit seinem langjährigen Kammermusikpartner. Das offene Ende der „Märchenbilder“ holte das Publikum zurück in die Wirklichkeit: Anlass des Festkonzertes war die Ernennung von András Schiff zum Honorarprofessor der Musikhochschule für Musik und Theater in München.

Für die Laudatio konnte Nike Wagner gewonnen werden, Urenkelin von Richard Wagner und Leiterin des Kunstfestes Weimar, wo András Schiff mit seiner „Cappella Andrea Barca“ seit 2004 als „artist in residence“ tätig ist. Als Qualitäten des Künstlers hob Nike Wagner die „musikalische Neugier, gepaart mit profunder Repertoirekenntnis“ hervor. Und weiter: „András Schiff gehört nicht zu der Gattung der Tastenlöwen, bei denen das technische Vermögen im Vordergrund steht und den Atem raubt. Er gehört auch nicht zu denen, die sich in die Scheinwerfer der medialen Verwertungsgesellschaft drängen. Schiff ist einer, der sich ganz der Musik verschrieben hat; weder wird er sich der Effekthascherei verkaufen, noch den Konsumgewohnheiten der Medien. Wir können bei Schiff beobachten, was selten geworden ist: Die Identität mit sich selbst.“

Die Möglichkeit, András Schiff für die Musikhochschule in München zu gewinnen, ist ein Plan, den der Rektor der Hochschule, Prof. Dr. Siegfried Mauser, seit längerer Zeit verfolgt, und der jetzt Wirklichkeit wurde. Denn, so Mauser: „András Schiff ist nicht nur Pianist und Interpret von internationalem Rang, sondern eine universale Musikerpersönlichkeit.“ Und weiter: „Bedeutende Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens sollen an Hochschulen tätig sein, so dass die nächsten Generationen profitieren.“

Ein eindrucksvolles Beispiel lieferte in diesem Zusammenhang die junge Pianistin Ju-Eun Lee mit ihrer Interpretation der Beethoven-Sonate C-Dur op.2/3, die sie bei einem Meisterkurs im vergangenem November mit András Schiff erarbeitet hatte.

Die Bedeutung der Verpflichtung von Schiff für die Musikhochschule zeigte noch eine ganz andere Tatsache: Überraschend erschien Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel und ließ es sich nicht nehmen, András Schiff die Ernennungsurkunde zum Honorarprofessor persönlich zu überreichen – verbunden mit dem Wunsch: „Dass Sie sich wohl fühlen an der Hochschule für Musik in München!“

Die Chancen dafür stehen gut: Denn für András Schiff schließt sich an der Musikhochschule in München der Kreis – nicht zuletzt, weil seine Frau Yuuko Shiokawa hier Geige studiert hat. Der Geehrte selbst sagte zu seiner neuen Aufgabe als Honorarprofessur: „Pädagogik ist eine merkwürdige Sache und ich habe mich bewusst bis jetzt davon ferngehalten – weil ich mich zuerst selbst unterrichten musste. Das tue ich auch jetzt noch. Doch mit 55 oder 60 Jahren fängt ein Mensch an, ein bisschen etwas zu verstehen. Und so kann man anfangen zu unterrichten …“ – was er in einem Meisterkurs am 17.5.06 mit Studierenden der Hochschule gleich in die Tat umsetzte und in Zukunft regelmäßig wiederholen wird.

Autoren:
Christina Stubenrauch und Martina Höller, Aufbaustudiengang „Musikjournalismus im öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk“ der Hochschule für Musik und Theater München