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Musik fördert die Entwicklung behinderter Kinder

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Seit März gibt es ein spezielles Förderprojekt für behinderte Kinder an der Musikschule. Schulleiter Heinrich Großmann und Projektleiterin Viola Weinrich-Regenauer wollen die Kurse unbedingt weiterführen, denn: Die Mütter und ihre acht Kinder sind begeistert von dem Angebot.

METZINGEN Ob am Klavier, Xylophon, mit Bongos, Rasseln oder beim spielerischen Tanzen - der eineinhalb Jahre alte Sebastian und der zweieinhalbjährige Kevin haben offensichtlich Freude an den Musikinstrumenten, Klangkörpern und auch an der Bewegung zur Musik. Ihre Gesichter strahlen, als Kursleiterin Viola Weinrich-Regenauer ein Lied singt und die beiden Kinder zusammen mit ihren Müttern die Bewegungen dazu ausführen. Höchst konzentriert sind Kevin und Sebastian auch, als sie dem Klavier oder dem Xylophon kraftvoll Töne entlocken. Das mag sich anhören wie ein Klanggewitter - die Kinder stört das nicht, im Gegenteil: Die Instrumente üben eine große Faszination auf sie aus.

Gefördert werden soll mit den neuen Kursen an der Musikschule aber nicht nur die Musikalität der Kleinen: Die Motorik wird ebenso beansprucht wie das Hörvermögen, der Kontakt zu anderen Kindern sowie das Kennenlernen von zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten. In der zweiten Gruppe der älteren Kindern zwischen viereinhalb und sechseinhalb Jahren kommen noch einige soziale Komponenten hinzu, die beim Miteinander eine wichtige Rolle spielen. Zeigt das Kind Eigeninitiative? Kann es mit problematischen Situationen umgehen? Wie sieht es mit Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit aus? Alles Fragen, auf die während der Projektstunde an der Musikschule geachtet wird.

Verantwortlich für den Kurs "Entwicklung fördern mit Musik" für behinderte Kinder ist Viola Weinrich-Regenauer. Seit mehr als zehn Jahren ist sie an Musikschulen in der Region in der musikalischen Frühförderung tätig, vor zwei Jahren hat sie an der Musikschule Metzingen die Eltern-Kind-Gruppen aufgebaut. Aus all diesen Kursen heraus hat sich bei der Heilpädagogin das Interesse an der frühen Förderung behinderter Kinder entwickelt.

Regulär im Programm

Als sie sich entschlossen hatte, eine dreijährige berufsbegleitende Fortbildung am Münchner Orff-Institut zu belegen, mussten in ihrem Leben andere Dinge hintenanstehen. Denn: Sie bezahlt die gesamte Ausbildung aus der eigenen Tasche und - ganz billig ist die ganze Angelegenheit nicht. Aber: "Ich verwirkliche mir einen Lebenstraum damit", betont sie. Der Verzicht auf ein neues Auto fällt ihr dabei nicht schwer.

Dass die Kurse sinnvoll sind und für die behinderten Kinder eine wertvolle Therapieform bedeuten, bestätigen die Mütter der Kleinen: "Die Kinder haben ihren Spaß dabei", äußert sich eine junge Frau. Gleichzeitig sei aber auch klar, dass "ohne diese Freude an der Musik eh nichts läuft". Auch zuhause werden gelernte Lieder mit den Kindern gesungen, greifen die Kleinen von selbst immer wieder zu den Klanginstrumenten. Den Kurs wollen alle Mütter mit ihren Kindern auf jeden Fall weiter besuchen.

Dies entspricht auch dem Ziel von Heinrich Großmann: "Wir wollen das Projekt als wichtigen Teil unserer pädagogischen Arbeit in unser Unterrichtsprogramm mit aufnehmen." Um Zuschüsse hat sich der Musikschulleiter bereits bemüht, endgültige Zusagen stehen noch aus. "Das hält uns aber nicht davon ab, das Projekt regulär zu starten."

INFO

Für eine dritte Gruppe sind bei Weinrich-Regenauer noch Kapazitäten frei. Die Förderung der behinderten Kinder wird genauso viel kosten wie die Frühförderung an der Musikschule - etwa 20 Euro im Monat. Jeweils montags vormittags findet die Stunde statt, nicht aber in den Ferien. Interessenten können sich unter Telefon 4 27 91 während der normalen Öffnungszeiten an die Musikschule Metzingen wenden.

NORBERT LEISTER

Südwest Presse
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