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Musik und politische Agenda - Neue Wartburg-Schau über Musik

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Eisenach - Eine neue Schau auf der Wartburg befasst sich mit der umfangreichen Musikgeschichte des Weltkulturerbes in Eisenach. Dabei drehe sich die Sonderausstellung «Im Bann des Genius Loci - die Wartburg und die Musik» längst nicht nur um die von der Wartburg inspirierte Richard Wagner-Oper «Tannhäuser», erläuterte Kuratorin Grit Jacobs am Montag.

Eine neue Schau auf der Wartburg befasst sich mit der umfangreichen Musikgeschichte des Weltkulturerbes in Eisenach. Dabei drehe sich die Sonderausstellung «Im Bann des Genius Loci - die Wartburg und die Musik» längst nicht nur um die von der Wartburg inspirierte Richard Wagner-Oper «Tannhäuser», erläuterte Kuratorin Grit Jacobs am Montag. Die jetzt eröffnete Schau ist bis 31. Januar 2021 zu sehen.

«Wir fangen natürlich mit dem Minnesang und dem Musenhof von Landgraf Herrmann I. an und dokumentieren die Bedeutung der Dichter Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach», so Jacobs. Beide gehören zu Figuren im sagenhaften Sängerkrieg auf der Wartburg, den später Komponist Richard Wagner (1813-1883) in der Oper «Tannhäuser» aufgriff.

Wagner und auch Franz Liszt (1811-1886) machten einen wichtigen Teil der Musikgeschichte der Wartburg aus, sagte Jacobs. Komponist Liszt setzte der Thüringer Landgräfin auf der Wartburg mit dem Oratorium «Die Legende der heiligen Elisabeth» ein musikalisches Denkmal. Unterschriften in den Gästebüchern von Wagner und Liszt zählten zu den Kostbarkeiten der Ausstellung.

«Uns war aber auch wichtig, die dunkleren Zeiten einmal darzustellen und das historische Phänomen der Wartburg als Sehnsuchts- und Symbolort auszuarbeiten, das sich auch in der Musikgeschichte mehr als deutlich fassen lasst», erklärte Jacobs. So gehe die Ausstellung auch auf die immer wieder wechselnde politische Vereinnahmung der Burg und ihrer Geschichte ein.

«Beim Wartburgfest 1817 arbeiten wir heraus, wie wichtig für die Burschenschaften Gesang als Träger politischer Botschaften für die etwa 500 Studenten war, die feierlich auf die Burg gezogen sind», berichtete Jacobs. Forderungen nach einem geeinten Deutschland mit demokratischen Werten seien Teil der Liedtexte gewesen, wie sich anhand historischer Liederbücher in der Schau nachvollziehen lasse.

«Die Wartburg ist dieser Symbolort, an dem sich Sehnsüchte - auch politische - manifestieren», betonte Jacobs. Das zeige sich auch bei späteren musikalischen Massenveranstaltungen, die immer wieder auf der Burg stattfanden. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mischten sich demnach in einstmals unschuldige Lieder über Natur, Wandern und die Burg zunehmend völkische und nationale Töne. «Später bei «Dichtertagen» wurden dann ganz dezidiert nationalsozialistische Töne angeschlagen und immer wieder auf Wagner verwiesen», erklärte Jacobs. Wagner verfasste einen gegen Juden gerichteten Aufsatz und wurde von Adolf Hitler verehrt.

Auch in der DDR sei die Wartburg für politische Zwecke vereinnahmt worden. So habe es dort in den 60er Jahren noch große Sängertreffen mit Chören aus Ost und West gegeben. «Dabei ging es aber auch immer darum, den westdeutschen Teilnehmern zu zeigen, dass die DDR ein Vorreiter und das bessere Deutschland ist», so Jacobs. Für die Sänger selbst sei es aber in erster Linie meist ein geselliges Zusammenkommen gewesen.

Wermutstropfen gebe es coronabedingt auch bei der Ausstellung zu schlucken, sagte Jacobs. Wegen Hygiene-Auflagen könnten etwa Führungen nicht stattfinden und einige Multimedia-Stationen nicht so wie geplant angeboten werden. So sei etwa das Musikvideo zu «Music Monks» der Hip-Hop-Gruppe Seeed zu sehen, die Kopfhörer dafür mussten aber gestrichen werden. «Dafür bieten wir einen QR-Code an, über den man sich das Lied auf dem eigenen Smartphone anhören kann», so Jacobs. Die Gruppe drehte das Video auf der Wartburg.

Die Corona-Krise hat auch vielen Plänen für die Wartburg einen Strich durch die Rechnung gemacht. So musste das 400. Wartburgkonzert mit Deutschlandfunk Kultur, das zur Eröffnung der Schau geplant war, abgesagt werden. Auch viele andere Musikreihen, die in der Ausstellung vorgestellt werden, fallen in diesem Jahr aus.

Die «Tannhäuser»-Aufführungen - ein oft weit im Vorfeld schon ausverkaufter Besuchergarant - gehören dazu, aber etwa auch die Blues-Nächte. Insofern sei die aktuelle Schau auch ein Blick in die Zukunft der Wartburg, in der hoffentlich bald wieder Veranstaltungen möglich seien, sagte Jacobs. Zu den neueren Veranstaltungsreihen auf der Wartburg gehört seit einigen Jahren auch das Format «HipHop meets Minnesang», bei dem Rapper auch in sogenannten Battles gegeneinander antreten

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