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Musikmesse zwischen Markterfolg und Kulturpolitik

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· 92.000 Besucher an vier Messetagen: Fachbesucher-Anteil deutlich gestiegen / Ordergeschäft zieht wieder an / Kürzere Laufzeit drückt Besucherzahl lediglich um sechs Prozent
· "Musik bewegt!": Bundespräsident Rau sprach zum Tag der musikalischen Bildung in Frankfurt / Auszeichnungen für Udo Lindenberg und Sebastian Krumbiegel von den "Prinzen"
· Erstmals auf der Messe: Antje Vollmer, Gitta Connemann, Hans-Joachim Otto: Plädoyer für Rundfunkquote, Verankerung der Kultur in der Verfassung

Die kulturpolitische "Elefantenrunde" der diesjährigen Musikmesse fand am Samstag statt: Mit Gitta Connemann (CDU), Hans-Joachim Otto (FDP) und Antje Vollmer (Bündnis 90 / Grüne, Bundestags-Vizepräsidentin) sassen drei Bundestagsabgeordnete auf einem Panel, die auch der aktuellen Kultur-Enquete des Bundestages angehören. In einer großen Koalition der kulturpolitischen Vernunft wurde übereinstimmend die Forderung laut, Kultur als Grundrecht in der Verfassung der Bundesrepublik zu verankern, sie aus der Unsicherheit als sogenannte freiwillige Leistung zu befreien. Antje Vollmer forderte darüberhinaus eine strafbewehrte Quote für in Deutschland produzierte Musik. Einig waren sich die MdBs in ihrer Kritik am Kulturverfall bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. An diesem Podium zum Thema "Bildungspolitische Verantwortung der Kulturpolitik" nahmen unter der Moderation von Theo Geißler (nmz) der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann, GEMA-Kommunikations-Chef Hans-Herwig Geyer und der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Musikverbände Stefan Liebing teil.

Solide Besucher- und Ausstellerzahlen sind ein weiteres Ergebnis der 25. Internationalen Musikmesse und der zehnten Fachmesse Prolight + Sound, die von Mittwoch bis Samstag auf dem Frankfurter Messegelände stattfanden: 91.963 Besucher aus 100 Ländern nutzten die vier Tage Branchenaustausch zur Kontaktpflege und - seit 2001 erstmals - wieder vermehrt zu Geschäftsabschlüssen. Dementsprechend hoch war die Zufriedenheit von Ausstellern und Besuchern mit dem Verlauf der Messen als Impulsgeber für das laufende Geschäftsjahr.

"Vor dem Hintergrund der um einen auf vier Tage verkürzten Veranstaltungsdauer der Musikmesse einerseits und der Neugruppierung von Ausstellersegmenten auf der Fachmesse Prolight + Sound andererseits, hat die Besucherresonanz unsere Erwartungen weit übertroffen," sagte Cordelia von Gymnich, Bereichsleiterin Messe Frankfurt GmbH. "Ein beträchtlicher Teil der Fachbesucher und der Einzelhändler hat seinen Musikmesse-Besuch auf die drei Fachtage vorverlegen können: Insgesamt haben wir hier eine Steigerung von etwa zehn Prozent registriert."

Den Fachbesucher-Zuwachs verzeichnen beide Messen vor allem aus dem Ausland, das rund 30 Prozent aller Besucher stellt. 27.400 Besucher (2003: 26.900) kamen in diesem Jahr aus dem Ausland angereist - allen voran aus den EU-Nachbarstaaten Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, Schweiz und Frankreich. Damit haben sie ihre Position als Leitmessen für die Musikinstrumenten-Industrie sowie die Audio-, Licht- und Veranstaltungstechnik bestätigt. Der Internationalitätsgrad der beiden Messen hat sich auch auf Ausstellerseite erhöht: Von den 2.116 vertretenen Unternehmen kamen 1.362 aus dem Ausland und vertraten 50 Nationen - das sind rund 64 Prozent.

Die hohe Besucherdichte überzeugte die Aussteller, die darüber hinaus vor allem die Qualität der Kontakte lobten: Hier zeigte die Befragung über beide Messen hinweg, dass die Aussteller die Zahl ihrer konkreten Fach- und Verkaufsgespräche an den Ständen und daraus zudem die Zahl von Geschäftsabschlüssen erhöhen konnten: Dies gaben annähernd 50 Prozent der befragten Unternehmen an - im Vorjahr lag die Zahl im Durchschnitt 3,8 Prozent unter diesem Wert. Die Zahlen finden ihre Bestätigung in den Einschätzungen der Aussteller.

Musikmesse: Positiver Impuls für unsicheren Markt
Auf der Musikmesse beobachtete Dr. Ralf Jeromin, Vertriebsleiter Yamaha Music Central Europe und Erster Vorsitzender des Dachverbandes Musikwirtschaft und Veranstaltungstechnik e.V. (DVMV) eine vorsichtig optimistische Stimmung der Branche. "Die Musikmesse hat es geschafft, in komprimierter Form Bewegung ins Messegeschehen zu bringen. Die wichtigen Händler und Fachbesucher waren da, und viele Hersteller berichten von einem Mehr an Auftragsabschlüssen."

Für das Großhandelsunternehmen GEWA Musikinstrumente-, Etui- und Taschenfabrik GmbH stellt sich der Messeverlauf ähnlich positiv dar. Verkaufsleiter Wolfgang Oltmanns zeigte sich zufrieden mit der Zahl der Besucher und dem Verlauf der Verkaufsgespräche am Stand. "Für uns war es wichtig zu versuchen, den Einzelhändlern in der gegenwärtig konjunkturschwachen Zeit wieder neue Impulse zu geben."

Die Hersteller können die im Inland anhaltende Stagnation weiterhin durch Exporte ausgleichen. Deutsche Hersteller exportieren bis zu 61% ihrer Produkte ins Ausland. Von der EU-Erweiterung im nächsten Monat erwarten sich die Unternehmen neue Vertriebspartner und Kunden. Aus dem Segment der Blechblasinstrumente berichtete Gerhard A. Meinl, Geschäftsführer JA Musik GmbH: "Wir hatten vom ersten Messetag an einen guten Traffic. Die Händler und Musiker finden ihren Weg zu uns. Und sie sind alle hier vertreten - national wie international. Besonders erfreulich ist die starke Beteiligung aus den EU-Beitrittsländern Mittel- und Osteuropas. Wir lernen hier ganz neue Partner für den Export kennen - nicht nur aus den Hauptstadtregionen, sondern aus allen Landesteilen. Und sie kaufen. Das ist ein Gewinn für uns und den Musikmesse-Standort hier in Frankfurt. Für uns endet die Musikmesse in guter Stimmung und mit Zuversicht."

Die Digitale Musikerzeugung und -bearbeitung war das Innovationsthema der Musikmesse. Neben den anerkannten Musiksoftware-Herstellern trat auch der Computer-Konzern Apple erstmals in das Audiosegment auf der Musikmesse ein: Georg Albrecht, Pressesprecher Apple D/A für Apple Solution Experts Audio: "Wir haben uns zum ersten Mal auf der Musikmesse dem professionellen Audiomarkt präsentiert und sind sehr zufrieden: Viele kompetente Besucher mit vielen neuen Anforderungen und Ideen. Der Auftritt auf der Musikmesse war für uns ein wichtiger Auftakt in der Zielgruppe der Musikprofis und ist zu einem vollen Erfolg geworden: Die Musikmesse wird für uns künftig große Bedeutung haben." Angus Baigent, Public Relations Manager Steinberg Media Technologies GmbH: "Wir sind mit dem Verlauf der Musikmesse äußerst zufrieden - unser Stand war gut besucht und wir werten die Messe als großen Erfolg. Für Steinberg Deutschland ist Frankfurt die wichtigste Messe; sie dient als Treffpunkt für unsere Kunden weltweit."

Mit 1.470 Ausstellern setzte die Musikmesse in diesem Jahr ihr leichtes, aber kontinuierliches Wachstum um plus ein Prozent fort. Auf 110.000 Quadratmetern Fläche bot sich den Musikmesse-Besuchern ein reichhaltiges Programm aus rund 200 Live-Konzerten und Workshops auf drei Musikbühnen und dem Musikmesse Forum für Podiumsdiskussionen zu den aktuellen Themen aus Musikpädagogik und -business. "Die Musikmesse ist die weltweit größte Plattform für das Musizieren und macht sich als Messestandort Nummer eins der Musikinstrumenten-Industrie mit den Partnern aus Kultur und Bildungspolitik stark für das wichtigste Kulturgut, das die Menschheit eint: Musik", erklärt Wolfgang Lücke, Objektleiter Musikmesse, das Anliegen der Messe. In diesem Jahr hat die Musikmesse einen neuen Höhepunkt des gemeinsamen Engagements präsentiert: Der Tag der musikalischen Bildung am 1. April zog Musikpädagogen aus ganz Deutschland auf das Messegelände zu einer Reihe von Vorträgen und einer Hauptveranstaltung mit Bundespräsident Johannes Rau. Vor Hunderten von Mitwirkenden aus Jugendorchestern, Chören und Schulen motivierte der Bundespräsident die Musik-Engagierten und verlieh neben dem "Inventio 2004", einem Preis für Innovationen in der Musikpädagogik, auch den Deutschen Musikinstrumentenpreis an zwei Cello-Hersteller aus Franken und einen Oboen-Meisterbetrieb aus Berlin.

Weitere Highlights der diesjährigen Musikmesse waren die Verleihung des Frankfurter Musikpreises an den Deutsch-Rocker Udo Lindenberg und die Ehrung des "Prinzen"-Sängers Sebastian Krumbiegel als Klavierspieler des Jahres durch den Fachverband der Deutschen Klavierindustrie. Weitere Auszeichnungen, etwa für ehrenamtlich Tätige in der Musik durch die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände, sowie Produkt-, Fach- und Leserpreise zeigten die große Bandbreite dieser Branche. Der deutsche Schülerband-Wett-bewerb SchoolJam kürte die Mädchen-Band "C-Flow" aus Thüringen am Freitagabend im großen Finale auf dem Frankfurter Messegelände zum Sieger. An der beliebten Kinder-Mitmach-Ausstellung music4kids nahmen wieder rund 4.000 Kinder aus der Region teil und erkundeten die Welt der Klänge und des Musizierens am Instrument.

Prolight + Sound zeigt Branchenwachstum
Die internationale Fachmesse für Veranstaltungs- und Kommunikationstechnik, AV-Produktion und Entertainment hat sich "im zehnten Jahr ihres Bestehens zur international wichtigsten Fachmesse gemausert, bei der nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität stimmen," sagt Florian von Hofen, Geschäftsführer Ver-band für Licht-, Ton- und Veran-staltungstechnik (VPLT). "Die Messe ist sehr gut besucht, die Geschäftspartner finden zueinander, und mit den Innovationssegmenten der Medientechnik und Systemintegration zeigt sich der Branche ein neuer Wachstumsmarkt für die Zukunft." 647 Aussteller aus 30 Ländern präsentierten ihre Produkte und Dienstleitungen.
Den Besuchern der Prolight + Sound bot sich neben der Fachmesse der Congress für audiovisuelle Installationssysteme (CAVIS) eine Reihe von Seminaren, Workshops und Demonstrationsforen zu allen technischen, berufspraktischen und gestalterischen Aspekten. Das Zusammenwirken von moderner Licht-, Audio- und Kommunikationstechnik für die Inszenierung von Veranstaltungen und die Ausstattung öffentlicher Räume bildet einen wachstumsträchtigen Markt. Schätzungen zufolge setzen die Hersteller und Dienstleister im Angebotsspektrum der Prolight + Sound in Deutschland jährlich 2,9 Mrd. Euro um.
Die Anbieter von integrierten AV-Lösungen, die bislang nur durch Vorträge im Rahmen des CAVIS vertreten waren, präsentierten sich erstmals auch als Ausstellersegment mit 25 Anbietern. Frank Seidel, Manager Kommunikation Digigram S.A.: "Wir beobachten, dass der Markt der Media Work Technology reifer ist, als vor zwei Jahren - immer weniger Aufklärung, immer mehr Verkauf."

Die nächste Internationale Musikmesse findet vom 6. bis 9. April 2005 in Frankfurt am Main statt, die Fachmesse Prolight + Sound entsprechend.

Die nächste Auslandsmessen sind Music China und Prolight + Sound Shanghai, zeitgleich vom 20. bis 23. Oktober 2004 im neuen Messegelände SNIEC in Schanghai.

Weitere Informationen und Fotos in Druckqualität finden Sie auf den Websites:
www.musikmesse.com
www.prolight-sound.com

Kontakt:
Christine Kern
Telefon: +49 69 75 75 - 6084
Telefax: +49 69 75 75 - 6099
christine.kern [at] messefrankfurt.com (christine[dot]kern[at]messefrankfurt[dot]com)

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