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Opernstar Domingo entschuldigt sich - «übernehme volle Verantwortung» [update, 26.2.: Hamburg, Salzburg, Madrid]

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Nach Vorwürfen sexueller Belästigung hatte Plácido Domigo im vergangenen Herbst mehrere renommierte Opernhäuser in den USA verlassen. Jetzt belegte eine Untersuchung die Vorwürfe gegen den Opernstar - und der musste erneut reagieren.

New York - Opernstar Plácido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. «Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, wirklich leid tut», hieß es in einer Mitteilung des 79-jährigen Künstlers am Dienstag. «Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln, und ich bin aus dieser Erfahrung gewachsen.»

Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt, die dem spanischen Künstler im Zuge der MeToo-Bewegung gegen sexistisches und sexuell übergriffiges Verhalten einflussreicher Männer teils Jahrzehnte zurückliegende Übergriffe vorgeworfen hatten. «Die Untersuchung hat ergeben, dass Herr Domingo sich in der Tat unangemessen verhalten hat - bei der Arbeit und außerhalb», hieß es in einer Mitteilung der AGMA am Dienstag. «Viele der Opfer sagen, dass sie aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen in der Branche bislang geschwiegen hatten.» Die Leitung der AGMA kündigte als Reaktion auf die Untersuchungsergebnisse «angemessene Maßnahmen» an.

Domingo hatte die Beschuldigungen bisher zurückgewiesen. Nach den Vorwürfen war er im Oktober 2019 als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten. Einige Opernhäuser und Orchester in den USA sagten Auftritte Domingos ab. Andere - vor allem in Europa - hielten jedoch weiter an dem Klassik-Weltstar fest.

«Ich habe mir in den letzten Monaten Zeit genommen, um über die Anschuldigungen nachzudenken, die verschiedene Kolleginnen von mir gegen mich erhoben haben», hieß es in seiner Mitteilung. «Ich verstehe jetzt, dass einige Frauen vielleicht Angst hatten, sich ehrlich zu äußern, weil sie befürchten, dass ihre Karriere dadurch beeinträchtigt werden könnte. Das war zwar nie meine Absicht, aber man sollte niemandem dieses Gefühl vermitteln.»

 

[update, 26.2.]

Staatsoper Hamburg hält zunächst an Plácido Domingo fest

Hamburg (dpa) - Nach der Entschuldigung von Opernstar Plácido Domingo an zahlreiche Frauen, die ihm Übergriffe vorgeworfen hatten, hält die Hamburger Staatsoper zunächst an den geplanten Auftritten des Sängers Ende März fest. «Wir sind irritiert über diese neuen Entwicklungen und nehmen die Thematik rund um Plácido Domingo sehr ernst», sagte Pressesprecher Michael Bellgardt am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Staatsoper beschäftige sich genau mit den neuesten Entwicklungen und informiere sich umfassend. «Wir werden uns auch mit den anderen Institutionen in Europa austauschen und danach an die Öffentlichkeit treten», sagte Bellgardt. Im Rahmen der «Italienischen Opernwochen» (8. März bis 2. April) der Hamburger Staatsoper sind drei Auftritte von Plácido Domingo in Giuseppe Verdis Oper «Simon Boccanegra» geplant.

Die Salzburger Festspiele teilten auf dpa-Anfrage mit, es gebe für das Engagement von Plácido Domingo in den beiden konzertanten Aufführungen der Verdi-Oper «I vespri siciliani» (Die sizilianische Vesper) im August 2020 unterschriebene Verträge. «Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen.» Die Faktenlage habe sich jetzt allerdings geändert, nachdem Domingo eingeräumt hatte, dass sein Verhalten die betroffenen Frauen verletzt haben könnte. «Die Salzburger Festspiele wollen zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach ihre Entscheidung der Presse bekanntgeben», hieß es in der Stellungnahme aus Salzburg.

 

Spanisches Kulturministerium sagt Auftritte von Domingo ab

Madrid (dpa) - Nach der Entschuldigung von Plácido Domingo an Frauen, die ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, hat die spanische Regierung zwei Auftritte des Opernstars am Teatro de la Zarzuela in Madrid abgesagt. Diese Entscheidung treffe man «aufgrund der Schwere» der Vorwürfe und «aus Solidarität mit den betroffenen Frauen», teilte am Mittwoch das Nationale Institut für Darstellende Künste und Musik (INAEM), das das Zarzuela-Theater betreibt und dem Kulturministerium der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez untersteht.

«Das INAEM und das Ministerium für Kultur und Sport drücken ihre feste Unterstützung für die Frauen sowie ihre Ablehnung jeder Art von Belästigung, von missbräuchlichem Verhalten oder von Unterdrückung aus», heißt es in einem Kommuniqué weiter.

Domingo sollte am 14. und 15. Mai an der Oper «Luisa Fernanda» im La Zarzuela mitwirken. Die Aufführungen würden allerdings nicht abgesagt, hieß es. Der 79 Jahre alte spanische Sänger soll ersetzt werden.

Am Dienstag hatte sich Domingo bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt.

 

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