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Thüringen: Regierung schließt erste Theater-Verträge

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Erfurt (ddp-lth). Die ersten Theater-Finanzierungsverträge für die Zeit von 2009 bis 2012 sind am Dienstag in Erfurt unterzeichnet worden. Sechs kommunale Träger hätten den Abkommen mit dem Land zugestimmt, sagte Kultusminister Jens Goebel (CDU). Für die fünf übrigen Häuser werde der Verhandlungsspielraum nun eng, bis Frühsommer müssten die Gespräche beendet werden.


Notfalls werde die Landesregierung einfach mitteilen, welche Summen sie zahlen wolle. «Wir spielen jetzt nicht mehr das Spiel: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Wir spielen jetzt das Spiel: Den letzten beißen die Hunde», betonte der Minister.

Goebel räumte ein, dass drei der Häuser nur mit einer Erhöhung der Landesmittel zur Unterschrift bewegt werden konnten. So seien dem Nordhäuser Theater und Loh-Orchester 4,2 Millionen Euro zugesagt worden, 2,7 Millionen Euro mehr als angekündigt. Das Theater Altenburg-Gera habe mit 9,5 Millionen Euro 200 000 Euro mehr an Landesmitteln aushandeln können. Die Jenaer Philharmonie erhalte mit 1,4 Millionen Euro 100 000 Euro mehr als geplant. Die Kommunen als Träger müssten ihre Zuwendungen ebenfalls aufstocken.

Das Jenaer Theaterhaus wird laut Goebel ab 2009 rund 800 000 Euro aus der Landeskasse erhalten, das Erfurter Puppentheater Waidspeicher habe für 650 000 Euro unterschrieben. Die Vogtland-Philharmonie Greiz-Reichenbach erhalte künftig 750 000 Euro.

Goebel räumte ein, dass sein Haus unter anderem in den Verhandlungen mit den Theatern von Erfurt und Weimar nicht weitergekommen sei. Die Gespräche seien hier noch immer «in einem sehr frühen Stadium». Die Landesregierung drängt beide Häuser bereits seit Jahren erfolglos zu einer Kooperation oder Fusion. Goebel will ab 2009 beiden Theatern zusammen 20 Millionen Euro zur Verfügung stellen, 2,3 Millionen Euro weniger als bislang. Auch mit Blick auf die Theater in Meiningen und Eisenach drängte Goebel zu einer «stärkeren, möglicherweise institutionalisierten Zusammenarbeit».

Wenig Chancen räumte Goebel einem Vorstoß des Rudolstädter Theaters ein. Hier hatten die kommunalen Träger überraschend 900 000 Euro mehr in Aussicht gestellt und auch das Land zu einer höheren Zahlung aufgefordert. «Ich kann nicht erkennen, wo da zusätzlich sinnvolle Strukturen entstehen», erklärte der Minister.

Sie Linksfraktion im Thüringer Landtag hat das Vorgehen der Landesregierung scharf kritisiert. Getreu dem Motto «friss oder stirb» würde nun für die restlichen Theaterträger die «Phase der Erpressung» eingeleitet, erklärte die PDS-Abgeordnete Birgit Klaubert.

Auch mit einem Kulturraumgesetz würden die Probleme der Thüringer Theater nicht gelöst, erklärte Klaubert. Die Erfahrung aus Sachsen lehre, dass ein solches Gesetz nur funktionieren könne, wenn zur Umsetzung ausreichend Finanzen zur Verfügung stünden.


Die Landesregierung will ab 2009 die Zuschüsse für Theater und Orchester von 60 Millionen auf 50 Millionen Euro kürzen. Goebel deutete an, dass die Gesamtsumme noch leicht, aber nicht wesentlich steigen könne. Die Regierung wolle neue, über das Jahr 2012 hinaus tragfähige Strukturen. Dies sei ohne Stellenstreichungen bei Theatern und Orchestern nicht erreichbar.

Stephan Hövelmans