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Zeitungen kämpfen mit Rückgang bei Anzeigen und Auflage

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Berlin - Die Zeitungsverlage kämpfen mit zurückgehenden Auflagen und Anzeigenumsätzen. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) teilte am Dienstag auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin mit, dass der Umfang der gedruckten Zeitungsanzeigen in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 4,2 Prozent abgenommen hat.

Das Geschäftsjahr 2010 haben die Zeitungshäuser nur mit einem ganz knappen Umsatzplus von 0,7 Prozent abschließen können. Im digitalen Markt seien die Geschäftsmodelle immer noch zu wenig entwickelt, hieß es.

2010 kamen Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Sonntagszeitungen und Beilagen (Supplements) auf einen Gesamtumsatz von 8,5 Milliarden Euro. Die Zeitungen haben im Werbemarkt einen Verlust von 1,2 Prozent hinnehmen müssen. Der Werbeumsatz betrug 3,9 Milliarden Euro. Gesteigert wurden die Vertriebsumsätze um 2,3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Dabei sank die Gesamtauflage der Zeitungen im vierten Quartal 2010 um 2,35 Prozent auf 24,14 Millionen, aber die digitale Angebote stoßen auf steigendes Interesse.

Zu den 73 Prozent der über 14-Jährigen, die regelmäßig die gedruckte Zeitung lesen, kommen 52 Prozent der Internetnutzer (26 Millionen), die als «unique User» die Websites der Zeitungen besuchen. Viele Zeitungen erreichen nach BDZV-Angaben heute «gedruckt plus online plus mobil» mehr Menschen als je zuvor. Die Branche will die zunehmende Gesamtreichweite mit einem Projekt im Herbst vermarkten.

User bezahlen für Apps von Verlagen
Die Gratiskultur im Internet und die inflationäre Preisentwicklung bei der Onlinewerbung stellten äußerst schwierige Bedingungen dar, betonte der Verlegerverband. Gleichwohl setzten die meisten Verlage auf Bezahlinhalte im Netz. Nutzer seien – entgegen anfänglichen Erwartungen von Verlagen - bereit, für digitale Qualitätsprodukte zu bezahlen. Dies zeige sich beim Verkauf von Apps für Smartphones und Tablet-PCs. Die meisten der rund 40 App-Angebote für das iPad und mehr als 60 Apps für Smartphones seien kostenpflichtig.

Die aus den Rundfunkgebühren finanzierten Gratis-Apps der öffentlich-rechtlichen Anstalten seien «die Killer für ein digitales Geschäftsmodell der Presse», kritisierte Wolff. Acht Verlage haben vor kurzem stellvertretend für die Branche beim Landgericht Köln eine gemeinsame Klage gegen ARD und NDR eingereicht. Wolff sagte, es sei unverantwortlich, dass ein Produkt wie die «Tagesschau»-App von den Kontrollgremien nicht einmal mehr geprüft werde. Nach dem Rundfunkstaatsvertrag sei den Sendern die Internetverbreitung «nicht sendungsbezogener presseähnlicher Inhalte» verboten.

Um Chancengleichheit geht es den Verlegern auch im Streit mit Google, dem sie wettbewerbswidrige Aktivitäten vorwerfen. Zum möglichen Ausgang des Kartellverfahrens der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage gegen Google äußerte sich der BDZV-Hauptgeschäftsführer optimistisch. Die Verlage forderten von Google ein faires Ranking der Suchergebnisse («fair search») und einen angemessenen Teil an den Einnahmen, die Google mithilfe der von den Verlagen produzierten Inhalte erzielt («fair share»). Das erstgenannte Verfahren liegt bei der EU-Kommission, das andere beim Bundeskartellamt, von dem der BDZV für den Herbst eine Einschätzung erwartet.

Der BDZV fordert die Gesetzgeber in Bund und Ländern auf, die Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung des Medienmarkts in Deutschland gegebenenfalls neu zu definieren. «Es geht um die künftige Architektur des Mediensystems, in dem die Zeitungsverlage sich als wirtschaftlich und publizistisch erfolgreiche Unternehmen weiterentwickeln können.»