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Susan Oswell. Text und Foto: Michael Scheiner

Susan Oswell. Text und Foto: Michael Scheiner

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„Findling“ zum Brucknerjahr

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Vorbericht: Oper „Der Findling“ von Franz Hummel in Linz am 7. Juni 2024
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„Und – wie weit bist mit deiner Oper?“ „Fertig“, strahlt Susan Oswell den Fragenden am Marktplatz von Riedenburg lachend an. Gestern habe sie das letzte Päckchen mit Noten für die Partitur weggeschickt, antwortet sie dem Bekannten, der sie aus dem Auto heraus angesprochen hat. Er sei ein „sehr guter Organist“, erzählt sie später bei einem Kaffee dem Journalisten.

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Einige „wenige Orgelpassagen“ gehören auch zur Oper „Der Findling“, die am 7. Juni in Linz uraufgeführt wird. Es ist ein Auftragswerk zum Brucknerjahr und wird an der langjährigen Wirkungsstätte Anton Bruckners im Alten Dom gespielt. Damit ehrt das Landestheater Linz den „Giganten für Orchestermusik“ zu seinem 200. Geburtsjahr, wie Oswell den großen Komponisten bezeichnet. Den Auftrag dazu erhielt der Riedenburger Komponist Franz Hummel, der sich nach einem schweren Schlaganfall nicht mehr richtig erholte und im August 2022 verstorben ist. 

Daraufhin fragten Intendant Hermann Schneider, der das Libretto verfasst hat, und der Chefdirigent des Bruckner Orchesters, Markus Poschner, die britisch-deutsche Komponistin Susan Oswell, Hummels Frau, ob sie die Oper (weiter-)schreiben würde. Oswell willigte ein. Eineinhalb Jahre schrieb sie an dem Werk, für das Hummel ein Vorspiel und „einige wenige Skizzen“ fertiggestellt hatte. „Davon habe ich die meisten in meine Arbeit eingebaut“, veranschaulicht sie den Prozess, obwohl ihr nicht klar gewesen sei, wo diese vorgesehen sein könnten. „Franz hat fast nie über seine Arbeit und Ideen gesprochen“, beschreibt Oswell den keineswegs einfachen Einstieg in das Thema. 

Dennoch war es „für das Leben nach Franz’ Tod für mich sehr wichtig, dass ich die Oper schreiben durfte“. Hummels Vorspiel bildete für die Komponis­tin, „eine Art Initialzündung. Es ist ja eine ästhetische Aussage“, meint sie, und davon ausgehend habe sie auf ihre Weise weitergemacht. Dabei stand für die auch als Tänzerin, Choreografin und Schauspielerin bekannte 67-Jährige von Anfang fest, dass sie ihren eigenen Weg gehen und ihre eigene Sprache für den „Findling“ finden würde. „Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir seine (Hummels) Gedanken zu machen“, meint sie entschieden. In der Sicherheit, „dass ihm meine Kompositionen immer gefallen haben“, habe sie es zu ihrer Oper gemacht. Nach der Kammeroper „Zelda“, die im Theater an der Rott uraufgeführt worden ist, und der bislang unveröffentlichten „The Yellow Wallpaper“ ist es die dritte Oper der Komponistin. 

Der Titel „Findling“ steht für sie als „wunderbare Metapher für Bruckner“, bei dem man sich wie bei erratischen Steinen aus der Eiszeit nicht erklären könne, woher dieser „diese Musik erschaffen und schöpfen konnte“. Das Libretto sei auch nicht biografisch orientiert, sondern „sehr poetisch, an die Landschaft der Gegend gebunden“, in der Bruckner gelebt habe. Das Werk „ist eine vielschichtige musiktheatrale Spurensuche zum Thema Bruckner“, schreibt das Landestheater. Damit möchte man der „speziellen klanglichen und ideellen Aura“, die den Komponisten und seine Werke auszeichneten, „auf den Grund gehen“. 

Mythisch-mythologisch aufgeladen, sei der Text sehr elegant und habe viel Freiraum für die Musik gelassen. Diesen hat Oswell genutzt, „um mich in eine ganz andere Richtung zu bewegen“. Denn es wäre „nicht sinnvoll gewesen, den Weg Bruckners zu gehen, der aus einer völlig anderen Welt“ – katholisch, institutionell, streng geregelt – „gekommen ist als ich“. Dennoch habe sie Bruckners Musik als Anregung genommen, „nicht vordergründig und oberflächlich“, aber um ihm gerecht zu werden – und das eine oder andere Zitat eingebaut.

Oswell geht auf Bruckners Anstellung als junger Lehrer im waldreichen, bergigen Mühlviertel ein, wo Natur, Mythen und Zwerge, Sternenhimmel und Mühsal das Leben prägten. Sie sieht es als musikalische Landschaft, die Bruckner in sich trug, wie „alle (Menschen) einen musikalischen Atlas in sich tragen“. Diesen Strang habe sie verfolgt und gefragt „wo kommt das her“ und was hat dazu beigetragen, „dass er diese erratischen, wahnsinnigen Welten schaffen konnte“. 

  • Die Oper „Der Findling“ von Franz Hummel und Susan Oswell, Text von Hermann Schneider, Uraufführung am Freitag, 7. Juni 2024 (20.30 Uhr) im Alten Dom Linz

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