+++ Federico Moreno Torroba: Gitarrenwerke. Frank Bungarten +++ Jean Sibelius: Sinfonien 1–7; Lahti Symphony Orchestra, Okko Kamu +++ Giya Kantscheli: Chiaroscuro. Gidon Kremer, Patricia Kopatchinskaja, Kremerata Baltica +++
Federico Moreno Torroba: Gitarrenwerke. Frank Bungarten. MDG (Naxos)
Seit dem Tode des großen Andrés Segovia (1987), dem er seine bekanntesten Stücke in die flinken Finger komponiert hatte, wird Torrobas Genie sträflich unterschätzt. Dessen 125. Geburtstag im März ist da ein feiner Anlass, Abhilfe zu schaffen: Mit einem abendfüllenden Programm aus drei großen Zyklen zollt Frank Bungarten Torroba kongenialen Tribut; als „einer der großen Melodiker der Musikgeschichte“ füllte er die etwa dreiminütige, nur vermeintlich kleine Form mit nicht weniger Gehalt als Domenico Scarlatti. Süperber Klang, aufschlussreiches Booklet. [Mátyás Kiss]
Jean Sibelius: Sinfonien 1–7; Lahti Symphony Orchestra, Okko Kamu. BIS (Klassik Center Kassel)
Mit dem Lahti-Orchester verhilft Kamu der differenten Sinfonik Sibelius’ zugriffsfreudig zu genuiner Wirkung. Überzeugend bindet er ihre Charakteristika zur Schnittmenge. Sibelius’ Kraft zur Individuation, über Generationen als kauzige Eigentümelei hämisch abgetan, ist inzwischen rehabilitiert. Kamu treibt diesen als notwendig erachteten Wiedergutmachungs-Prozess kraftvoll mit an. Er unterwirft die sieben so unterschiedlichen Sinfonie-Typen strikter Kontrolle und bringt sie gleichzeitig zum sinnlichen Erglühen. [Hanspeter Krellmann]
Giya Kantscheli: Chiaroscuro. Gidon Kremer, Patricia Kopatchinskaja, Kremerata Baltica. ECM (Universal)
Giya Kantschelis nach innen gerichtete Musik, die von dort ins Äußere abstrahlt, befreit von Moden und Ideologien, hat mit Neoliberalismus nichts gemein. Überhaupt mit der Oberflächenpolitur des Gegenwärtigen. „Twilight“ (2004) für zwei Violinen und Kammerorchester ist im Charakter diesseitig-weltlich, „Chiaroscuro“ für Violine und Kammerorchester (2010) gibt sich milde-jenseitig. Beide Opera sind wundervoll unzeitgemäß zeitgenössisch. Und sie könnten beide keine authentischeren Interpreten finden als die unglaubliche Kopatchinskaja, den fulminanten Kremer und die unvergleichliche Kremerata Baltica. [Wolf Loeckle]