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Hommage à Eugène Ysaÿe
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Jenseits der Solosonaten – Ingolf Turban und Kolja Lessing spielen Eugène Ysaÿe

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An Aufnahmen der ebenso teuflisch schweren wie kompositorisch brillanten Solosonaten des großen Geigers Eugène Ysaÿe herrscht wahrlich kein Mangel. Und so war es sicher eine kluge Entscheidung Ingolf Turbans, der Ehrfurcht gebietenden Diskografie nicht einfach eine weitere Einspielung hinzuzufügen.

Vielmehr hat er sich dafür entschieden, den Zyklus mit weniger bekannten Werken des belgischen Virtuosen in Spannung zu setzen. Dabei erweist sich die Mazurka „Lointain Passé“ als geistreiche Salonmusik, das „Poème élégiaque“ verströmt seine starke melodische Erfindung und der „Rêve d’Enfant“ bezaubert mit schlichtem, zurückgenommen Tonfall. Auch die Paganini-Variationen wirken neben den visionären Sonaten ein wenig wie Petitessen, werden von Turban aber mit Verve und Geschmack serviert.

Warum er sich gerade Kolja Lessing als Partner ausgesucht hat, wird spätestens dann klar, wenn dieser sich nicht nur als souveräner Mitgestalter am Klavier bewährt, sondern auch sein fabelhaftes Violinspiel mit in die Waagschale wirft: Ysaÿes monumentale Sonate für zwei Violinen gerät so zum Höhepunkt der Doppel-CD. Das mehr als halbstündige Werk lotet die klanglichen und satztechnischen Möglichkeiten der Besetzung mit imponierender Konsequenz aus; manche Länge relativiert sich bei der Bewunderung für das sagenhaft homogene Spiel der Beiden, das sich noch bis in letzte Details der Klanggebung hinein verästelt.

Und dann wären da natürlich noch Turbans hochkompetente, in den Ausdruckscharakteren fein ausbalancierte Interpretation der Solosonaten (die allein durch eine etwas weniger direkte Aufnahmetechnik noch hinzugewonnen hätte) und als Zugabe das ausdrucksstarke Streichorchesterwerk „Exil!“ in der aparten Besetzung ohne Celli und Bässe – so rundet sich das gelungenes Komponisten-Porträt. Im ansonsten liebevoll gestalteten Booklet vermisst man freilich die Satzbezeichnungen und auch Kolja Lessing hätte doch wohl ein vernünftiges Foto verdient gehabt.

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