„Haben Sie inzwischen etwas Neues komponiert?“

Im Rahmen der Schriftenreihe „Kontinuitäten und Brüche im Musikleben der Nachkriegszeit“ ist bei der edition text + kritik auch dieser hervorragend ausgestattete Notenband erschienen. Im Mittelpunkt stehen Streichquartette und Lieder, die von den Komponist*innen aus dem Exil zurückgeschickt oder von Zurückgekehrten mitgebracht wurden. 

Während die Quartette von Richard Engel­brecht (1907–2001) und Brigitte Schiffer (1909–1986) einen vitalen, neusachlichen Stil ausprägen, ist das zweite Streichquartett von Wolf Rosenberg (1915–1996) von expressiver Zwölftönigkeit gekennzeichnet. Die Werke Schiffers und Rosenbergs sind auf der beiliegenden CD eingespielt, wobei Letzteres in einer Live-Aufnahme inklusive Lecture-Recital mit den Widmungsträgern vom LaSalle Quartet ein besonders wertvolles Tondokument darstellt. Vergleichsweise konventionell, aber in ihrer klaren, handwerklich ausgezeichneten Textdienlichkeit sehr bemerkenswert sind die Hölderlin-Vertonungen Leo Bütows (1896–1957), die zum Teil auch mehrstimmig und in orchestrierten Versionen vorliegen. Mit ausführlichen Informationen zu Leben und Werk, großzügigem Notensatz und kritischen Berichten ist dies eine vorbildliche Detailsicht auf ein sonst eher vernachlässigtes Stück deutscher Musikgeschichte.