Zwischen Bach, Tango und Bluegrass: Mit seinem Cello geht Yo-Yo Ma immer wieder auf Erkundungstouren. Jetzt wird der vielfach preisgekrönte Weltklasse-Cellist 70 Jahre alt - und tourt weiter.
Die ständige Begleiterin von Yo-Yo Ma heißt «Petunia». Diesen Namen habe eine Studentin vor vielen Jahren einmal für sein mehr als 300 Jahre altes Cello vorgeschlagen, nachdem er ihr ein Stück darauf vorgespielt habe, sagte der vielfach preisgekrönte Weltklasse-Musiker, der am Dienstag (7. Oktober) 70 Jahre alt wird, jüngst in einem Interview dem US-Radiosender NPR. «Und ich habe dann gesagt - den nehme ich.» Derzeit ist er mit Petunia mal wieder auf großer Welt-Tournee unterwegs - bis weit ins kommende Jahr hinein sind schon Konzerttermine angesetzt.
Der 1955 als Sohn chinesischer Einwanderer in Paris geborene Ma begann schon mit vier Jahren, Cello zu lernen. Seine Mutter war Sängerin, sein Vater Violinist - und beide mahnten ihn zu extremer Disziplin beim Cello-Unterricht. Sie wanderten in die USA aus, wo Ma schon kurz darauf, noch als Kind, mit Musik-Legende Leonard Bernstein im Fernsehen auftrat und später die Juilliard-Musikhochschule sowie die Elite-Universität Harvard besuchte. Eine wirkliche Kindheit abseits der Musik habe er damals nicht gehabt, sagt Ma. «Meine beste Kindheit lebe ich jetzt gerade.»
«In meinem Kopf ist immer Musik»
Die Liebe zur Musik aber blieb. «Musik ist für mich die beste Form, meine Neugierde nach Menschen zu stillen und die Welt zu erkunden», sagte Ma einmal der Deutschen Presse-Agentur. Er müsse sie noch nicht einmal spielen, um sie zu hören. «In meinem Kopf ist immer Musik.»
Die Werke von Johann Sebastian Bach gehörten schon als Kind zu seinen Stärken, aber Mas Neugier scheint grenzenlos: Er spielte als Solist mit Orchester, in Kammermusikensembles und mit Musikern unterschiedlichster Traditionen. Er musizierte mit Popstars wie Sting, spielte für gleich mehrere US-Präsidenten und hatte einen Auftritt bei der US-Zeichentrickserie «Die Simpsons». Er erkundete die Klänge Eurasiens mit seinem Seidenstraßen-Projekt und trat dafür unter anderem im Iran, in Aserbaidschan und Armenien auf. Er nahm Alben unter anderem mit Tango, Samba- , Bossa Nova- und Bluegrass-Musik auf.
Zum Friedensbotschafter der Vereinten Nationen ernannt
Für seine Musik wurde Ma, der in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts lebt und weltweit tausende Studenten unterrichtet, unter anderem mit zahlreichen Grammys ausgezeichnet, für sein Engagement unter anderem zum Friedensbotschafter der Vereinten Nationen ernannt.
Üben muss natürlich auch ein Weltklasse-Cellist wie Ma nach wie vor. «Die eine Sache, die sich nie verändert, ist, dass man als Künstler immer dagegen ankämpft, sich lächerlich zu machen», sagte der Musiker, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, einmal dem «GQ»-Magazin. «Mit jedem Jahr kann man diese Angst weiter von sich weg drängen und die Bühne zu einem freundlichen Ort machen. So übt man für einen Auftritt. Aber ein Teil des Übens ist für mich auch aktives Genießen. Das ist der magische Knopf, den nur man selbst finden kann.»