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Klaus Wüsthoff. Foto: Georg Moritz
Klaus Wüsthoff. Foto: Georg Moritz
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Leichtigkeit und Herzblut

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Zum Tod des Komponisten, Dirigenten und Pianisten Klaus Wüsthoff
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Geboren am 1.7.1922 als Klaus Herzfeld, wuchs er in bildungsbürgerlichem Umfeld in Berlin-Grunewald auf. Sein Vater war ein renommierter Anwalt, die Familie vernetzt in Wissenschaft und Kultur. Der polnische Pianist und Komponist Raoul Koczalski (1885–1948) wurde Wüsthoffs erster Lehrer. 1938, im Zuge der Pogromnacht, schmierten SA-Leute „Jude“ an das Kanzleischild des Vaters. Mithilfe von guten Kontakten wurde eine Namensänderung erwirkt, ab 1938 hieß die Familie dann Wüsthoff, um den jüdischen Familien-Erbteil zu verbergen.

 

Klaus Wüsthoff wurde mit 17 Jahren zum Arbeitsdienst, dann zur Wehrmacht eingezogen. Als vorgeschobener Artillerie-Beobachter erlebte er unsägliche Grausamkeiten in Russland. Er floh gegen Ende des Krieges zu Fuß mehrere 100 Kilometer vor der roten Armee und ertrank im März 1945 beinahe im Haff bei Mamonovo. Es folgten mehrere Jahre der russischen Kriegsgefangenschaft. In der Gefangenschaft wurde Wüsthoff Teil der Kulturgruppe im Lagertheater – hier, am denkbar unwirtlichsten Ort, erwachte der professionelle Musiker in ihm.

Ende 1948 zurück in Berlin, studierte Wüsthoff Dirigieren bei Felix Lederer an der Berliner Musikhochschule. Kompositions- und Theorie­unterricht erhielt er bei Boris Blacher, Reinhard Schwarz-Schilling und Paul Hindemith. 1953 führte ihn der Weg zum RIAS, wo er zunächst Aufnahmeleiter, später Abteilungsleiter wurde. Wüsthoff entfaltete als Komponist beachtliche Produktivität, so entstand eine große Anzahl von Orchesterstücken für den Rundfunkgebrauch. Später anvancierte Wüsthoff zu einem der meistbeschäftigten Komponisten von Werbe-Musik im deutschsprachigen Raum. Bekannt wurde auch seine Titelmusik für die ZDF-heute-Sendung.

Wüsthoff war tätig als Komponist von leichter wie ernster Musik, als Dirigent, Pianist, Erfinder und Moderator von Radio- und Fernsehsendungen. Er verfasste Lehrwerke, gründete Wettbewerbe, war langjähriger Vorsitzender des GEMA-Werkausschusses. 35 Orchesterwerke, sieben Musicals, mehrere Opern, Solistenkonzerte, Chor- und Kammermusik stehen für sein Œuvre. Im Alter von 93 Jahren gründete er noch ein Jazztrio, bis zuletzt engagierte er sich mit musikalischen Mitteln für den Klimaschutz. Noch hoch betagt war es ihm ein Vergnügen, die Namen seiner Gäste ad hoc zu vertonen.

Nur wenige Künstler tragen in sich eine solche Spannweite. Dies ist nicht nur im Hinblick auf die Anzahl der Lebensjahre gemeint, sondern auch auf die Wege und Welten, die jemand im Leben zu durchlaufen hat. Klaus Wüsthoffs Leben spiegelte auf dramatische Weise die Zeitläufe des 20. Jahrhunderts. Er setzte mit seiner musikalischen Handschrift Akzente voll Leichtigkeit und Herzblut, dabei sind Werke von höchster Qualität entstanden.

Wüsthoff war Ehrenmitglied im DTKV und Komponistenverband sowie Träger des Bundesverdienstkreuzes. Nach langem, produktivem Leben starb Klaus Wüsthoff am 17. November mit 99 Jahren in seinem Haus in Berlin-Zehlendorf.

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