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Vladimir Tarnopolski. Foto: Olympia Orlova

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Mit Musik Hoffnungen und Mut bestärken

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Preis der Christoph und Stephan Kaske-Stiftung geht an den Komponisten Vladimir Tarnopolski
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Der Stiftungsbeirat der Kaske-Stiftung für Neue Musik, das sind Konstantia Gourzi, Minas Borboudakis, Theo Geißler und Andreas Kolb, haben Vladimir Tarnopolski als Preisträger des mit 10.000 Euro dotierten Preises der Christoph und Stephan Kaske-Stiftung 2023 vorgeschlagen. Vladimir Tarnopolski wurde 1955 in Dniepropetrovsk geboren. Er studierte Komposition am Moskauer Tschaikowsky Konservatorium bei Nikolai Sidelnikov und Edison Denisov und Musiktheorie bei Yuri Kholopov.

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Tarnopolskis Kompositionen sind durch eine Polystilistik geprägt, die spätromantische Klangwelten mit minimalistischen Versatzstücken, oder auch Pop und Avantgarde kombiniert. Tarnopolski ist Meister darin, eine stark aufgeladenen Musikalität zu erzeugen, die sich einer genau artikulierten, gut ausbalancierten Struktur einfügt. Seine Musik kombiniert zwei ästhetische Aspekte: zunächst die Suche nach einer neuen Euphonie, die auf der Basis eines komplex strukturierten Klangmaterials entwickelt wird und die die Gegensätze von Konsonanz und Dissonanz, Klang und Lärm, Harmonie und Klangfarbe sowie elektronischen und akustischen Instrumenten aufhebt sowie eine raffinierte post-moderne Theatralik, die von Ironie oder auch  Groteske getragen sein kann.

Tarnopolski spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der zeitgenössischen Musik in Russland. Er war einer der Initiatoren von ACM, der Association of Contemporary Music in Moskau (1989), die eine Gruppe von Komponisten repräsentierte, die sich gegen die offizielle sowjetische Kulturdoktrin, den sogenannten „Sozialistischen Realismus“ zur Wehr setzte. 1993 gründete er das Zentrum für Zeitgenössische Musik am Moskauer Konservatorium sowie das Ensemble „Studio für Neue Musik, Moskau“, das zahlreiche Werke russischer Avantgarde-Komponisten aufführte. 1994 gründete er das Moskau Forum, ein jährlich stattfindendes Festival für zeitgenössische Musik in Moskau, dessen Hauptaugenmerk auf die Integration russischer und osteuropäischer Gegenwartsmusik mit der des Westens gerichtet war. Seit 1992 war Tarnopolski Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium.

Im April 2022 ist er mit seiner Familie aus Moskau nach München geflüchtet – mit entsprechenden Verwerfungen im Lebenslauf. Derzeit hat er eine Dozentur an der HMTM.

Vladimir Tarnopolski hat den Preis angenommen und erklärt: „Es ist eine große Ehre für mich, einen so wichtigen Preis zu erhalten, mit dem ich mich in so illustrer Gesellschaft befinde. Ich bin Ihnen und dem Stiftungsbeirat für die Anerkennung meiner Arbeit und meines Engagements sehr dankbar. Heute ist es besonders wichtig, mit Musik Hoffnungen und Mut zu stärken.“

 

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