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Schuld war nur der Bossa Nova

Untertitel
Zum Tod von Astrud Gilberto
Vorspann / Teaser

Sie war das ewige „Girl From Ipanema“: Astrud Gilberto. Sie gab der brasilianischen „Neuen Welle“ eine Stimme und ein Gesicht. Geboren 1940 als Astrud Evangelina Weinert in Salvador da Bahia, war sie durch einen Zufall zur Ikone der Popgeschichte geworden. Vor 60 Jahren hatte sie als damalige Ehefrau des Gitarristen und Sängers João Gilberto ihren Mann als „Dolmetscherin“ ins Studio begleitet. Wenige Wochen vorher, im März 1963 hatte das Verve-Album „Jazz Samba“ – mit Stan Getz und Charlie Byrd – die Spitze der US-Album-Charts erklommen und Produzent Creed Taylor wollte an seinen Erfolg anknüpfen.

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So produzierte er ein weiteres Stan-Getz-Album. Begleitet wurde Getz dabei unter anderem vom Gitarristen João Gilberto und dem Pianisten und Komponisten Antonio Carlos Jobim. Für Jobims „Garota de Ipanema“ hatte man extra für den US-Markt von Norman Gimbel englischsprachige „Lyrics“ anfertigen lassen, an denen die brasilianische Bossa-Nova-Legende João Gilberto im Studio scheiterte. So kam man auf die Idee, seine „Dolmetscherin“ diese paar Zeilen hauchen zu lassen. Es war ihr erster Auftritt vor einem Mikrofon. Der Rest ist Geschichte. Für die Single-Auskopplung fokussierte man sich beim Schnitt einzig und allein auf Astrud Gilbertos Stimme, Stan Getz‘ Saxophonspiel und João Gilbertos Gitarre. Der brasilianische Teil erklang ausschließlich auf der LP „Getz/Gilberto“, die zum Bestseller wurde und die melancholischen Melodien von Antonio Carlos Jobim um die Welt trug. Das „Girl From Ipanema“ wurde zum ewigen Evergreen, an zweiter Stelle nach „Yesterday“. Bis zum Ende des Jahrzehnts blieb Astrud Gilberto ein Verve-Star. Einige der besten Arrangeure jener Zeit, Gil Evans, Claus Ogerman, Marty Paich, Don Sebesky oder Eumir Deodato, schneiderten ihr perfekte Songkleider. Ihr Repertoire reichte dabei von Jobim  und Morricone über Legrand und Bacharach bis hin zu Nilsson. In den frühen Siebzigern erschienen zwei weitere schöne Alben: „Gilberto With Turrentine“ und „Astrud Gilberto Now“. Danach war ihre große Zeit vorbei und sie wurde immer mehr nur noch zur Stimme des Bossa Nova, die mit ihren historischen Aufnahmen weltweit aus allen Lautsprechern erklang. Am 5. Juni ist diese Stimme für immer verklungen.

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