Der Jugendorchesterpreis 2002 der Jeunesses Musicales Deutschland ist abgeschlossen. Vor wenigen Tagen trafen sich die Juryvorsitzenden zu ihrer letzten Jurysitzung in Weikersheim.
Der Titel des JMD-Jugendorchesterpreises, der nun schon zum dritten Mal stattfand, lautet: „Mitmachen heißt gewinnen“. Prämiert werden solche Ensembles, bei denen sich möglichst viele Mitglieder an der „außermusikalischen“ Arbeit, der Planung und Durchführung eines Konzertes beteiligen. Dazu kommt jeweils eine spezielle Konzert-Aufgabe. Diesmal stand der Preis unter dem Motto: „Wir machen ein Konzert für junge Hörer“. Es ging also neben der Beteiligung vieler Orchestermitglieder darum, ein gutes Kinder- oder Jugendkonzert zu gestalten.
Für die erste Runde dieses Preises bewarben sich rund 50 Orchester und Ensembles. Vom Jugendsinfonieorchester zur Flötengruppe, vom Blasorchester zum Jugendmusikkorps war alles dabei. 18 Bewerber wurden für die zweite Runde ausgewählt und von den Jurys bei ihren Konzerten besucht. Die Jurygremien setzten sich jeweils aus drei bis fünf Juroren zusammen: Erwachsene Jury-Mitglieder, die Erfahrung mit Jugendorchestern haben, bewerteten die Konzerte gemeinsam mit jugendlichen Juroren, die selbst im Jugendorchester spielen oder gespielt haben.
Bei der Endjurysitzung werden die sehr detaillierten Kriterienbögen ausgewertet. Darüber hinaus berichtet jeder Vorsitzende ausführlich von „seinen“ Konzerten. Zahlreiche anschauliche Fotos, Plakate und Programmhefte dienen außerdem der Information über die einzelnen Konzertleistungen. Erst Bericht und Vergleich machten deutlich, wie vielfältig und kreativ die Orchester und Ensembles ihre Konzerte gestaltet hatten. Für die Juroren wurde es eine lange, intensive Sitzung um die Preisträger zu ermitteln. Erscheint es zu Beginn einer solchen Jurysitzung fast unmöglich, Preisträger auszuwählen, so gelingt es dann doch – und zwar mit großer Übereinstimmung.
Ziel des Jugendorchesterpreises der Jeunesses Musicales ist es, den Orchestern und Ensembles zu zeigen, dass es sich lohnt, sich als Mitglied bei Planung und Durchführung von Konzerten, Probenwochenenden oder Reisen aktiv zu engagieren. Musik machen ist die eine Seite. Sie auch gut zu organisieren ist ebenso wichtig. Wenn sich viele beteiligen – das zeigen die Ergebnisse des Jugendorchesterpreises deutlich – macht es noch mehr Spaß und kann zu großen Erfolgserlebnissen führen: Mitmachen heißt gewinnen…
Die Preisträger
1. Preis: Jugendsinfonieorchester der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede
2. Preis: Jugendkapelle des Musikvereins Au am Rhein
3. Preis: Blasorchester der Musikschule Neubrandenburg und das Jugendmusikkorps Bad KissingenDie Lumberjack Big Band Göppingen wird von der JMD für ihr besonders gelungenes Kinderkonzert mit einem Sonderpreis ausgezeichnet: Sie darf ihr Konzert beim Kindermusikfest des Bundespräsidenten am 9. September in Berlin wiederholen.
Wir gratulieren allen Preisträgern und wünschen ihnen ebenso wie allen anderen Ensembles für ihre weiteren Projekte viel Erfolg.
Die Preisträgerorchester werden in dieser und der nächsten Ausgabe der nmz kurz vorgestellt. Wir beginnen mit dem ersten Preisträger.
Ännekens Sternenabenteuer
Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede
„Knall, knall, knall, ich fliege jetzt ins All. Ich weiß zwar nicht, wohin ich flieg, doch ich folg’ einfach der Musik.“
Dieser „Raketenantriebsspruch“ ist es, der Änneken an einem Montagmorgen aus dem Stadttheater Bocholt mit der selbstgebauten „Entenpreis“ in den Weltraum katapultiert. Unterstützt wird sie dabei von 700 Kindern, die begeistert das Geschehen auf der Bühne verfolgen. Die am Eingang an jedes Kind verteilten Knicklämpchen beamen rot durch den abgedunkelten Saal, alle machen begeistert mit und klatschen und schreien, wenn Änneken die Kinder um ihre Hilfe bittet, das auf verschiedene Planeten versprengte Orchester wieder zusammenzubringen.
Zur Geschichte: Änneken wurde von dem verzweifelten Dirigenten gebeten, sich auf die Suche nach seinen Musikern zu machen, die sein neidischer Bruder, der Musik hasst, durch eine spezielle Maschine im ganzen All verteilt hat. Auf jedem Planeten, den Änneken anfliegt, stößt sie auf eine Instrumentengruppe des Orchesters. Die Musiker stellen an dieser Stelle auf spielerische Weise ihre Instrumente vor und geben den Kindern kurze aber wirkungsvolle Klangbeispiele der jeweiligen Instrumente.
Einige Sternenminuten später hat Änneken alle Musiker gefunden und führt sie auf der Erde wieder zusammen, der Dirigent kann sein Glück kaum fassen. Selbst sein Bruder ist mittlerweile gar nicht mehr so abgeneigt und ist nun doch darauf gespannt, wie das ganze Orchester zusammen klingt. Das bekommen er und das Publikum dann auch gezeigt, am Ende des Konzertes steht – wie sollte es anders sein – die Filmmusik zu „Star Wars“. Die Geschichte zu diesem Kinderkonzert haben sich die Teilnehmer des Jugendsinfonieorchesters selbst ausgedacht, nachdem sie vom Jugendorchesterpreis der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) gehört haben.
Das Hauptkriterium „Partizipation“ wurde von den Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 23 konsequent umgesetzt und sehr ernst genommen. Erst lange nachdem der Termin mit dem Stadttheater festgesetzt war und die Vorbereitungen schon im vollen Gange waren, erfuhren der Orchesterleiter und der Musikschuldirektor von der Bewerbung ihres Orchesters für den ausgeschriebenen Preis.
Auch danach war eine Hilfe „von oben“ nicht erwünscht, sowohl die Textgestaltung als auch die Musikauswahl geschahen in Eigenregie.
„Es war manchmal ganz schön viel Arbeit, aber es hat immer Spaß gemacht und wir sind stolz darauf, dass es so gut funktioniert hat und die Kinder Spaß hatten“, fasst eine der Musikerinnen die Eindrücke des Organisationsteams zusammen. Denn sowohl der Malwettbewerb in Kindergärten für den Plakatentwurf, die Gestaltung der Dekoration im Saal und auf der Bühne, die Erstellung der Programmhefte, die Sponsorensuche und der Ticketverkauf – alles ist selbst gemacht und selbst organisiert. Und da kommt natürlich einiges an Arbeit zusammen!
Dieses Engagement hat sich für die Musiker des Jugendsinfonieorchesters gelohnt! Denn die Jury hat den Einsatz, die Begeisterung und Professionalität durch eine sehr gute Benotung in allen Kategorien gewürdigt und „Ännekens Sternenabenteuer“ konnte sich schließlich auch im Vergleich zu den bundesweiten Mitbewerbern durchsetzen.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung und zum 1. Preis des Jugendorchsterpreises der Jeunesses Musicales Deutschland!