Im Juli erscheint die CD-Einspielung „La Flûte Femme“ von Flöte an Tasten mit Werken von Komponistinnen. Christiane Maier sprach anlässlich des Erscheinens der CD mit der Flötistin Ute-Gabriela Schneppat.
neue musikzeitung: Können Sie uns einige Hintergrundinformationen zu dem Duo „Flöte an Tasten“ geben?
Ute-Gabriela Schneppat: Meine Duopartnerin Karin Heidrich habe ich vor 34 Jahren bei einem Meisterkurs von Günther Ludwig während der „Internationalen Musiktage“ in Hofheim kennengelernt.
Unsere gegenseitige Wertschätzung wuchs mit den Jahren und wandelte sich zu einer Freundschaft, in der wir uns gegenseitig musikalisch wie auch persönlich bereichern. Seither konzertieren wir gemeinsam mit den unterschiedlichsten Konzertprogrammen.
Abseits des Mainstreams
nmz: Welche Besonderheiten weist Ihr Repertoire auf?
Schneppat: Wir bewegen uns schon immer abseits des Mainstreams. So haben wir schon früh verschiedene thematische Schwerpunkte wie ein reines Beethoven-Programm, romantische Werke oder ein Programm mit ausschließlich deutschen Komponisten erarbeitet. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf den Kompositionen von Komponistinnen, was mittlerweile ein Spezialgebiet von uns geworden ist.
Heike Matthiesen und Dietburg Spohr haben mich für dieses Thema sensibilisiert und mich auf das Frankfurter „Archiv Frau und Musik“ aufmerksam gemacht. Seither ist es zu einem Herzensanliegen für uns beide geworden, Frauenmusik öffentlich zu präsentieren.
nmz: Welche Ideen brachte Ihre Duopartnerin Karin Heidrich in die Zusammenarbeit ein?
Schneppat: Karins Idee war es, ein Ensemble mit der Sopranistin Julia Rother zu gründen, das Trio „voice meets flute“. Für dieses Ensemble hat Karin Stücke arrangiert, wie beispielsweise für ein Adventskonzert „Winter Wonderland“ mit obligater Querflöte oder eine Bearbeitung des „Halleluja“ aus Händels Messias.
Komponistinnen-Projekt
nmz: Wie kommt es dazu, dass Sie nun eine CD-Aufnahme mit Werken von Komponistinnen herausbringen?
Schneppat: Durch das Arbeits- und das Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung erhielten wir beide die Möglichkeit, ein solches Projekt gefördert zu bekommen, nachhaltig über die Kompositionen wissenschaftlich zu recherchieren und im Tonstudio die Werke von sieben Komponistinnen einzuspielen. Wir sind sehr dankbar, dass es diese Stiftung gibt, deren Stiftungsziel wir mit dieser Einspielung gerne umsetzen. Die CD „La Flûte Femme“ wird im Juli ihr Release haben. Corona bedingt konnte das Release-Konzert in Zusammenarbeit mit dem „Archiv Frau und Musik“ nicht wie geplant stattfinden. Mit unseren Stipendien im Rahmen von NEUSTART KULTUR können wir aber unsere CD im Herbst und Winter bei Benefizkonzerten für Frauenprojekte und in Altersheimen vorstellen.
Hintergrunddetails
nmz: Über welche herausragenden Kompositionen können Sie einige Hintergrunddetails geben?
Schneppat: Letztlich sind alle eingespielten Kompositionen herausragend, da sie von Frauen komponiert und sehr selten aufgeführt wurden. So ist beispielsweise die frühe dreisätzige „Sonatine 1955 für Flöte und Klavier“ von Ruth Zechlin selbst unter Flötist:innen kaum bekannt. Die Harmoniefolgen und die Behandlung der Dissonanzen im mixolydischen Modus reichen von expressiven Passagen hin zu tänzerischen Melodien, deren kontrapunktische Arbeit besticht und hervorragend entwickelt wird.
Ohrwurmcharakter
Von der Ludwigshafener Komponistin Tina Ternes haben wir die „Dorische Suite“ eingespielt. Ihre vier Sätze, die keltischen Festen zugeordnet sind, haben regelrecht Ohrwurmcharakter.
Ein weiteres faszinierendes Stück ist „A Bird’s Song About...“ von Ruth Schonthal, das einen großartigen Spannungsbogen aufbaut. Schonthal wurde bereits fünfjährig am Berliner Stern’schen Konservatorium aufgenommen und mit 11 Jahren als Jüdin von der Ausbildung durch das Nazi-Regime ausgeschlossen. Sie emigrierte mit ihrer Familie 1938 über Schweden, Russland und Japan nach Mexiko City. Überall setzte sie ihre Studien fort und gewann ein großes Maß an Interkulturalität. Ihren Studienabschluss absolvierte sie durch eine Einladung Hindemiths bedingt in seiner Kompositionsklasse an der Yale-Universität.
Diese drei Werke sind Ersteinspielungen auf unserer CD. Man findet von ihnen nur wenige Live-Mitschnitte von Aufführungen auf YouTube.
nmz: Die wirklich sehr empfehlenswerte CD ist im Direktbezug bei Ihnen beiden erhältlich.
Schneppat: Wer Lust hat, Werke von Komponistinnen von der Romantik bis zur Gegenwart zu entdecken, kann die CD „La Flûte Femme“ direkt unter info [at] schneppat-music.de (info[at]schneppat-music[dot]de) bei uns bestellen oder bei den gängigen Streaming-Portalen downloaden.