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Proträt eines Mannes: Weiße Halbglatze, Brille, Lächeln mit Zähnen, schicker schwarzer Pullover.

Prof. Hans-Peter Stenzl, 1. Vizepräsident des DTKV. Foto: Privat

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Kraft aus Zahlen

Untertitel
Kolumne des DTKV
Vorspann / Teaser

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie wenig ist doch in der Tonkunst tatsächlich messbar, objektiv und für jedermann sofort nachvollziehbar. Das heißt aber noch lange nicht, dass die reine Willkür das Sagen hätte oder, zum Beispiel bei Musikwettbewerben, Urteile größtenteils subjektivem Geschmack unterlägen.

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 Gerade wir Tonkünstler arbeiten tagtäglich an der Verfeinerung unserer Wahrnehmungen und Wiedergaben, im Künstlerischen wie im Pädagogischen. Robert Schumann sprach so wunderbar von „Gefühlsgenauigkeit“, einer ausgewogenen Mischung aus Wissen, Handwerk, Erfahrung und – Fühlen. „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen …“

Um noch einen Heroen der Musikgeschichte zu Wort kommen zu lassen: „Alles steht in den Noten!“, meinte Gustav Mahler, und dann pflege ich eine kurze Pause einzulegen, um den Applaus der Urtext-Apologeten entgegenzunehmen, bevor ich – zugegebenermaßen ein wenig schadenfroh – den zweiten Teil des Satzes zitiere: „Nur das Wesentliche nicht“.

Also: wenig Messbares und dennoch viel Kraftvolles. Wie ich jetzt darauf komme? Nun, seit meinem Aufruf zur Mitgliederwerbung in der November-Kolumne sowie auf unserer Bundesdelegiertenkonferenz in Rostock am 4. und 5. November werde ich immer wieder nach dem „Mehrwert“ einer Mitgliedschaft gefragt. Dieses Wort mag ich persönlich überhaupt nicht, aber ich verstehe natürlich, was damit gemeint ist. Und in der Tat gibt es einige konkrete attraktive Antworten darauf, die im Infoflyer auf der ansprechend neu gestalteten Homepage des DTKV übersichtlich aufgelistet sind: www.tonkuenstlerverband.de. Nur: Das Wesentliche lässt sich selbst dort nicht in ein paar Begriffen zusammenfassen. Das Wesentliche sind der Gedanke und die politisch-gesellschaftliche Schlagkraft einer anspruchsvollen, standesbewussten Solidargemeinschaft, die ihren Ursprung bei Franz Liszt im 19. Jahrhundert hat und die zum größten Verband für Musikerberufe angewachsen ist. Jede Musikstudentin, jeder Musikstudent sollte dazugehören (wollen), gerade im 21. Jahrhundert, wo die Verteilungskämpfe so rau und erbarmungslos geworden sind. Lasst uns 2024 die Schallmauer von 10.000 Mitgliedern durchbrechen! Zahlen sind messbar, die daraus resultierenden Kräfte spürbar!

Kraft aus Zahlen – da liegt natürlich Bach auf der Hand. Selbst in seinem Weihnachtsoratorium findet sich einiges an Zahlenmystik. Vor allem aber ganz viel zeitlose Zuversicht, zeitloser Glanz und Jubel. Und auch Bach hatte es nicht immer einfach. In diesem Sinne wünsche ich all unseren alten und neuen Mitgliedern im Namen des gesamten Präsidiums frohe Festtage!

 

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