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Musikalische Assoziationen an Berthold Hummel

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TKV Würzburg und Bayern fördern CD mit Tiroler Kammerorchester InnStrumenti
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„Fluid Boundaries – Fließende Grenzen“, so ist eine neue CD überschrieben, auf der farbenprächtige Kammerorchesterwerke vorgestellt werden, die allesamt mit dem großen Würzburger Komponisten Berthold Hummel zu tun haben. Aus dessen eigener Feder liegt dabei in auditiver Erstveröffentlichung die „Partita“ Opus 79 vor. Das 1982 komponierte Werk sprüht über von zahlreichen Ideen wie zum Beispiel BACH-Zitaten, Spielen mit stilistischen Brüchen, grotesken sowie burlesken, musikalischen Assoziationen, alles in vier Sätzen originell neben- und aneinandergefügt.

Bereits in diesem Hummel‘schen Werk wird der CD-Titel Programm und man lässt sich als Hörer gerne von der mannigfaltigen Ideenwelt des Komponisten überraschen. Hummels Schreibweise besticht dabei auch durch die gekonnte Handhabung der Instrumente, die im Kern einen Streicherapparat und dazu in virtuoser Handhabung einige ergänzende Bläser umfassen.

Genauso vital kommt Christoph Wünschs farbenreiches „Konzert für Saxophon und Orchester“ daher, eine Komposition, die der Würzburger Professor zum Andenken an den 2002 verstorbenen ehemaligen Kollegen geschrieben und dem Saxophonisten Lutz Koppetsch gewidmet hat. Mit der Ergänzung des Orchestersatzes durch Schlagwerk erhält das klassisch angelegte, dreisätzige Konzert zusätzliche Farben, mit denen der Komponist vor allem die rhythmische Komponente unterstreicht, aber auch schöne zusätzliche Färbungen einbringt. Mit Schmiss, technischer Überlegenheit und viel Spielfreude meistert der Solist seinen Part souverän, welcher durchaus auch mal in einige kompositorisch geschickt eingeführte Multiphonic-Klänge übergeht. Ein organischer Wechsel zwischen schnellen und kontemplativen Passagen hält sich dabei die Waage, so dass ein Werk zu hören ist, das in bestem Sinne die bereits vorhandene Literatur für diese Besetzung zu ergänzen vermag.

Ganz anders vom ästhetischen Ansatz her ist Laurence Traigers titelgebendes Stück „Fließende Grenzen – Fluid Boundaries“. Eine tendenziell ruhige Grundgeste wird ab und an durch Steigerungen aufgebrochen, doch insgesamt überwiegt ein, in der Tat fließender Duktus. Fein ausgehörte Orchestersounds in einer moderat gehaltenen modernen Tonsprache sprechen unmittelbar an, ohne aufdringlich zu sein. Auch diese Komposition ist im Andenken an Berthold Hummel geschrieben, den Traiger anlässlich von dessen 75. Geburtstag kennen lernte, was „einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließ“, wie es dem ausführlichen, zweisprachigen Booklet-Text zu entnehmen ist. Das Werk vervollständigt­ damit in ganz passender Weise diese schöne Orchester-CD, auf der sich – neben den Komponisten – auch das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti unter dem Dirigat von Gerhard Sammer von seiner besten Seite zeigt. Freunden einer gemäßigten Moderne mit hohem künstlerischen Anspruch dürfte diese CD viel Freude machen.

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