Wenn ein Ereignis der besonderen Art im visionär-reduzierten Raum der Moritz-Kirche stattfindet, ist dieser Ort auf seine Weise perfekt. Das Augsburger Seraphin-Trio mit Gottfried Hefele (Klavier), Wilhelm F. Walz (Violine), Julien Chappot (Cello) sowie Eberhard Knobloch, Soloklarinettist des Münchner Rundfunkorchesters als Gast, zelebrierte dies eindrucksvoll mit Werken von Ludwig van Beethoven und Olivier Messiaen.
Organist Stefan Saule verband die beiden unterschiedlichen und doch zueinander findenden Werke mit den expressiven „Litanies“ von Jehan Alain (1911–1940). Im Mittelpunkt des vom Tonkünstlerverband ausgerichteten – und trotz großer Konkurrenzveranstaltungen ausverkauften – Konzerts stand Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“. Das „Quartett auf das Ende der Zeit“, das der Franzose 1940 im Gefangenenlager Görlitz unter unglaublichen Umständen zur Uraufführung brachte, entblößt den spirituell-religiösen Kern des glühend katholischen Künstlers. Es ist inspiriert vom zehnten Kapitel der Offenbarungen des Johannes, der Auflösung der Zeit, der Körperlichkeit. Wie kaum ein anderer versteht es Messiaen, den Klang zu entmaterialisieren. Er lässt ihn in Formen und Farben funkeln bis hin zu Ekstasen, beruhigt ihn auch durch sanftes Changieren.
Das Seraphin-Trio entfaltete das klingende Mysterium mit bewegender Gestik. Wenn der phänomenale Klarinettist die unendlichen Klanglinien beim „Abgrund der Vögel“ verdichtet und verhaucht, Walz und Chappot ihre zuspitzend heiklen Soli zu „Ewigkeit“ und „Unsterblichkeit Jesu“ formen, Gottfried Hefele am Klavier das Geschehen silbrig oder kristallin scharfkantig bestimmt, scheinen diese Klänge wie geschaffen für die weit hallende Akustik des lichtdurchfluteten Raums. Schwerer hatte es in dieser Hinsicht das „Erzherzog“-Trio, Kernstück von Seraphins aktueller Gesamtdarstellung der Beethoven-Trios. Hier ließ die Akustik natürlich grandiose Details von Beethovens Verwandlungswundern weniger zur Geltung kommen, die das renommierte Ensemble ja vorzüglich zu gestalten versteht – es wurde virtuos und farbstark gespielt. Dieses Werk ist indes mit so viel gesanglich-harmonischer Opulenz ausgestattet, dass die dem Hall angepassten Phrasierungen Wirkung zeigten.