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Impressionen aus Schwarzenberg: der Angelika-Kauffmann-Saal. Foto: Schubertiade Schwarzenberg
Impressionen aus Schwarzenberg: der Angelika-Kauffmann-Saal. Foto: Schubertiade Schwarzenberg
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Schubertiade Schwarzenberg – eine Momentaufnahme im September

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Von einem Berg zum anderen Ende des Tales – ein Regenbogen, voller glänzender Farben, angestrahlt von der Sonne. Vor dem Konzertsaal in Schwarzenberg ein vom Klavierspiel Elisabeth Leonskajas und dem Naturschauspiel begeistertes Publikum. Schwarzenberg als ein Ort der musikalischen Begegnung, der Künstler mit dem Publikum, die Künstler untereinander, ein Ort des Austausches, der Hörer, die kommen, um zu hören und nicht um gesehen zu werden, der Künstler, die mit höchstem Engagement musizieren, da sie auch wissen, dass man sie versteht und verstehen will.

Elisabeth Leonskaja musizierte an diesem Nachmittag des 5. September die Sonaten As-Dur, e-Moll und C-Dur von Franz Schubert sensibel wie kraftvoll, nach der Pause erklangen die Symphonischen Etüden op. 13 von Robert Schumann melodisch, nachdenklich klangvoll. Im Kammerkonzert des Abends musizierten Renaud Capuçon, Violine; Gautier Capuçon, Violoncello und Nicholas Angelich, Klavier das Klaviertrio C-Dur op. 87 von Johannes Brahms und das Klaviertrio Es-Dur von Franz Schubert hinreißend musikantisch, rhythmisch prägnant und virtuos. Die Musiker kosteten die melodischen Phasen klangverliebt aus, bauten Steigerungen auf, zogen die Hörer in ihren Bann. Diese dankten es ihnen mit Begeisterung.

Im Kammerkonzert des nächsten Tages erklangen die Arpeggione-Sonate a-Moll von Franz Schubert mit Gérard Caussé, Viola und Nicholas Angelich am Klavier, das Klaviertrio Es-Dur mit nur einem Satz, dem „Notturno“, voller Klangfreude, Sensibilität und Melodieverliebtheit zelebriert und empfunden. Wie eine Art Kontrapunktik erschien die Interpretation des Klaviertrios d-moll op. 120 von Gabriel Fauré, das aus Schuberts Welt in eine neue veränderte katapultierte. Danach erklang eine frühere Komposition von Fauré, das Klavierquartett op. 45, das zurücktauchte in eine dialogisierende melodisch-erinnernde Klangwelt, die von den Musikern intensiv nachgezeichnet wurde.

Am Abend dann der Liederabend mit Annette Dasch, Sopran und Helmut Deutsch, Klavier. Die Dramaturgie der Lied-Folge der Schubert-Lieder verknüpfte unbekannte Lieder Schuberts mit „Liedschlagern“ wie „Die Forelle“ und „Auf den Wassern zu singen“ miteinander. Die Stimme der Sängerin erklang weich, hell, dominierend, mitunter ein wenig nachlässig in der Textgestaltung, sie wurde zurückhaltend von Helmut Deutsch begleitet. Die Liedfolge der Kompositionen von Johannes Brahms folgte einer ähnlichen Dramaturgie. Besonderen Beifall erhielten die Zugaben.

Schubert im Bezug zu Schumann, Brahms, Fauré, immer neue sich ergänzende und kontrastierende kammermusikalische Ausdrucksformen ergänzten einander, wurden mit Intensität und außergewöhnlichem Engagement und dem Gespür für das Miteinander des Musizierens, des Aufeinander-Hörens, dargeboten und verständnisvoll und voller Freude vom Publikum aufgenommen.

Meisterkurse führen in Schwarzenberg junge Künstler in die Geheimnisse der Interpretation des Liedgesangs. In diesem Jahr kam Edith Mathis nach Schwarzenberg und arbeitete dort mit fünf Sängerinnen an Gedanken zur Liedgestaltung und ließ dabei das Publikum hörend mitlernen. Dietrich Fischer-Dieskau war ebenfalls für einen Meisterkurs angekündigt. Wie würde er junge Sänger inspirieren? Welche Gedanken und Ideen gibt er ihnen mit auf den Weg? Leider sagte Fischer-Dieskau den Meisterkurs kurzfristig ab, die Fragen blieben offen.

Schwarzenberg in Regen und Sonne, überraschend umrahmt vom glänzenden Regenbogen, in heiterer musikantischer Atmosphäre, anregend zum Gedankenaustausch der Menschen untereinander, ein Ort, der seine Besucher und wohl auch seine Künstler beglückt in ihre jeweilige Welt entlässt.

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