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Bayreuther Festspiele zu Wucherpreisen

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Bayreuth/München - Ein Opernabend zu zweit zum Preis eines Kleinwagens: Wer unbedingt zu den Bayreuther Festspielen möchte, muss nicht zwangsläufig jahrelang auf Karten warten, dafür aber tief in die Tasche greifen. Im Internet verkaufen diverse Anbieter Tickets für das Opernspektakel zu Wucherpreisen: Bis zu 9000 Euro müssen Richard-Wagner-Fans bei bestimmten Internetanbietern für zwei Karten bezahlen.

Zwar versucht die Festspielleitung, diese Auswüchse zu bekämpfen - bislang allerdings mit mäßigem Erfolg. Wer das Glück hat, über das offizielle Kartenbüro der Festspiele Tickets für eine Vorstellung auf dem Grünen Hügel zu ergattern, kommt vergleichsweise günstig weg. Die teuersten Karten kosten in diesem Jahr trotz deutlicher Preiserhöhung 280 Euro. Die günstigsten Tickets gibt es für gerade einmal 15 Euro, die wenigen Hörplätze schon für 8 Euro.

Nur: Die Zahl der Kartenwünsche übersteigt jene der verfügbaren Tickets um ein Vielfaches. Im vergangenen Jahr standen 54 000 Karten 438 000 Ticketwünschen gegenüber. Die Wartezeit auf eine Karte über das Ticketbüro liegt nach Angaben der Festspiele daher zwischen sieben und zehn Jahren.

Im Internet dagegen müssen Opernfreunde nicht lange suchen, um auf Bayreuth-Karten zu stoßen. «Wir besorgen jedes Ticket», lautet beispielsweise der Slogan des Online-Portals Ticketpool, das schon auf seiner Startseite seine Tickets für die Bayreuther Festspiele anpreist. Die Preise von 650 bis 4500 Euro plus Versandkosten pro Karte sind allerdings selbst im Internet wohl beispiellos.

Die Tickets beziehe man über Zwischenhändler, die selbst bereits Aufschläge vereinnahmten, begründet der Anbieter die Preise. Zur Nachfrage nach den Tickets für 4500 Euro will sich Ticketpool nicht näher äußern. Eine Mitarbeiterin sagt auf Anfrage nur: Es gebe «immer ein paar» Menschen, die bereit seien, solche Summen zu zahlen.

Der Sprecher der Bayreuther Festspiele, Peter Emmerich, beklagt, dass sich solchen Preisen nur sehr schwer «ein Riegel vorschieben» lasse. Die Festspielleitung versuche, die Ticket-Quellen derartiger Anbieter «zu versperren, damit solche Karten gar nicht auf den freien Markt kommen». Das sei aber sehr kompliziert. «Obendrein gibt es nicht allzu viele Handhabungen, die greifen», betont Emmerich. Die Anbieter besorgten sich die Karten wohl von Zwischenhändlern, die von Reiseveranstaltern bedient würden.

Aber längst nicht alle Anbieter müssen beim Handel mit den Festspiel-Karten fragwürdige Umwege gehen: CTS Eventim beispielsweise, nach eigenen Angaben Marktführer im Ticketing in Europa, hat einen Vertrag mit den Festspielen und erhält ganz offiziell Karten. «Das ist etwas, was die neue Festspielleitung bei der Übernahme der Geschäfte 2008 feststellen musste, dass es solche Vereinbarungen gibt», erläutert Emmerich.

«Sichern Sie sich Ihre Tickets aus einem exklusiven Kartenkontingent für die Bayreuther Festspiele», heißt es auf der Eventim-Homepage. Die Preise liegen zwar deutlich unter dem Kartenwucher anderer Portale, aber eben auch deutlich über dem regulären Niveau: Immerhin zwischen 490 und 890 Euro kosten die derzeit noch verfügbaren Tickets für eine Vorstellung. Die Nachfrage sei dennoch «sehr hoch», sagt ein Eventim-Sprecher auf Anfrage. Die hohen Kartenpreise ließen sich mit der langen Wartezeit auf Tickets begründen: «Wer wirklich Karten haben will, ist bereit, das auszugeben.»

Emmerich betont, dass der Vertrag mit Eventim in diesem Jahr auslaufe und von der Festspielleitung nicht mehr verlängert werde. «Das wird es im nächsten Jahr so nicht mehr geben», versichert er. Insgesamt werde sich eine Internet-Abzocke aber nie ganz vermeiden lassen, solange das Interesse an den Festspielen so groß bleibe. Da die Karten personalisiert seien, lasse sich deren Lauf zwar theoretisch zurückverfolgen: «Aber, die Besucher sind ja unsere Gäste. Die wollen wir nicht kriminalisieren.»

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