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Mecklenburg-Vorpommern verzichtet auf Veranstaltungsverbote - Rostock legt vor

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Schwerin - Während Schleswig-Holstein rigoros Großveranstaltungen unterbindet, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, zögert Mecklenburg-Vorpommern noch. Es scheint aber nur eine Frage der Zeit. Rostock sprach am Mittwoch schon Verbote aus.

Anders als etwa Bayern will die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie Großveranstaltungen im Land nicht unterbinden. «Wir schauen auf jeden Einzelfall. Zur Zeit sind wir der Meinung, dass wir noch keine grundsätzlichen Regelungen brauchen, um Veranstaltungen zu untersagen», erklärte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Mittwoch im Landtag in Schwerin. Die Entscheidung liege bei den Gesundheitsbehörden vor Ort in Abstimmung mit den jeweiligen Kommunen.

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 erhöhte sich am Mittwoch auf 17. Bei fast allen verlaufe die Infektion gemäßigt, so dass sie zu Hause in Quarantäne bleiben könnten. Ein 78 Jahre alter Patient wurde laut Glawe in eine Klinik gebracht. Die Infizierten befänden sich in der Betreuung des jeweiligen Gesundheitsamtes.

Am Nachmittag erließ die Rostocker Stadtverwaltung eine sogenannte Allgemeinverfügung. Danach werden in den nächsten vier Wochen im gesamten Stadtgebiet öffentliche und private Veranstaltungen mit einer Teilnehmerzahl ab 1000 Personen untersagt. Veranstaltungen ab 200 Personen müssten angemeldet werden, hieß es. Der für Mitte Mai in Rostock und Schwerin geplante Germany Travel Mart (GTM), die wichtigste Vertriebsveranstaltung für den deutschen Tourismus, wurde auf das kommende Jahr verschoben.

Die Klassik-Festspiele MV sagten am Abend den Festspielfrühling auf Rügen ab, der am Freitag beginnen sollte. Das Landratsamt Vorpommern-Rügen habe sämtliche Konzerte mittels behördlicher Anordnung untersagt, teilten die Veranstalter mit. Alle Musik-Veranstaltungen entfallen damit ersatzlos. Karten könnten an den Verkaufsstellen zurückgegeben werden, hieß es. Das Mecklenburgische Staatstheater teilte hingegen mit, dass alle Vorstellungen zunächst wie geplant stattfinden würden. Es gebe jedoch ständigen Kontakt zu den zuständigen Behörden, um die Lage täglich neu bewerten zu können.

Der Chef der Tropenmedizin an der Unimedizin Rostock, Emil Reisinger, begrüßte die Entscheidung Rostocks. Die Stadt habe abgewartet, bis die ersten Fälle aufgetreten sind. Nun zeige sie die nötige Konsequenz und verhindere Großveranstaltungen. «Man kann die Verantwortung lange Zeit den Veranstaltern überlassen, ab einem bestimmten Punkt muss man Handlungsstärke zeigen», sagte Reisinger.

Dies gelte auch für das Land. «Ich glaube, dass wir damit anfangen sollen, Großveranstaltungen abzusagen», machte Reisinger deutlich. Das würde dazu führen, die Verbreitung des Virus vielleicht noch etwas hinauszuzögern. Wichtig sei, dass es gelinge, die allgemeine Ansteckung so lange zu verzögern, bis die Grippewelle abgeklungen ist. Trotzdem zeigte sich der Experte davon überzeugt, dass sich das Coronavirus weiter ausbreiten werde.

Minister Glawe versicherte, dass die zuständigen Behörden und die medizinischen Einrichtungen auf die Erfordernisse eingestellt seien. «Das Land ist auf steigende Infektionszahlen vorbereitet», betonte er. Gleichzeitig appellierte er an die Bevölkerung, durch konsequente Hygiene und Verzicht auf nicht erforderliche Reisen zur Eindämmung der Epidemie beizutragen. «Es geht darum, die Ansteckungsgefahren zu minimieren», sagte Glawe.

Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) forderte dazu auf, sich im Interesse der Risikogruppen wie Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen solidarisch zu zeigen und sich strikt an die Regeln zu halten. «Dazu gehört auch zu akzeptieren, dass es die eine oder andere Einschränkung gibt», sagte sie. Es gelte immer gut zu überlegen, ob Veranstaltungen durchgeführt werden. So habe das Kabinett entschieden, den für Ende März geplanten Bürgerdialog der Minister im Rahmen der Serie «Landesregierung vor Ort» abzusagen und stattdessen Internet-Chats anzubieten. Die Entwicklung müsse ernst genommen werden, Grund zur Panik bestehe aber nicht, betonte sie.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte empfohlen, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. In Bayern und Schleswig-Holstein zum Beispiel setzten die Landesregierungen die Empfehlung um und untersagten entsprechende Veranstaltungen landesweit.

Glawe und Schwesig machten deutlich, dass sich nicht nur der Bund sondern auch das Land darauf vorbereitet habe, der Wirtschaft bei konjunkturellen Problemen zu helfen. So plane das Land selbst Rekordinvestitionen, zudem seien die Rücklagen für wirtschaftliche Schwächephasen gut gefüllt. Glawe verwies auf die deutlich gesenkte Schwelle für Kurzarbeit. Das Land biete insbesondere auch für die Tourismusbranche bei ausbleibenden Gästen Unterstützung an, indem zur Überbrückung Fort- und Weiterbildungskurse für Mitarbeiter finanziert würden.

Redner aller Fraktionen mahnten ein besonnenes und umsichtiges Reagieren auf die Gefährdungslage an. Die Linke forderte zudem, unverzüglich eine landeseigene Notfallreserve an Desinfektionsmitteln und Schutzbekleidung anzulegen.

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