Liebt der Mensch, egal wen oder was, und bringt dies, wie auch immer, zum Ausdruck, dann sagt er stets auch etwas über sich und Allgemeinen über die Liebe und den Menschen. Das gilt auch für Rainer Bischofs jüngstes Werk für zwei Streichorchester und Pauken, das der Wiener Komponist „Der Liebe gewidmet“ hat, auch wenn es sich speziell um ein „Requiem für Errol“ handelt, also um eine Trauermusik für seinen amtlich vielfach geprüften Fährten- und Rettungshund Errol vom Turmblick, einen Boxer (gest. 2002). Das mag manchem bizarr vorkommen und ist es wohl auch ein wenig. Grotesk indes wird die Angelegenheit erst da, wo sie von einem bekannten Wiener Musikwissenschaftler regelrecht exegetisiert wird, im Agnus Dei die Geräte aufgespürt werden, an denen sich Errol einst bewähren musste (Wippe, Sprossenleiter, Röhre), das Offertorium als Unterordnung des Hundes unter den Willen seines Herrn und das Libera Me als Hohelied hündischer Treue gedeutet wird. Auch ein Hundehalter?
Noch nicht auf den Hund gekommen sind – trotz Kürzungen der Kulturetats – die Münchner Gesellschaft für Neue Musik, die am 8. und 9. Oktober ihr neuntes Musikfest veranstaltet und in sieben Konzerten knapp 20 Uraufführungen Münchner Komponistinnen und Komponisten bringt, sowie die Gesellschaft für Neue Musik Münster, die vom 29. Oktober bis 7. November zum dritten Mal das Festival „KlangZeitMünster“ ausrichtet, dieses Jahr mit dem Schwerpunkt „erzählende Musik – Musiktheater“ und Uraufführungen von Helmut Oehring, Sidney Corbett, Edward Rushton, Christoph Taggatz, Carsten Henning und Carola Bauckholt.
Auch sonst setzt sich die Serie der Musikfestivals Land auf und ab fort. Die 18. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik bringen vom 30. September bis 10. Oktober zahlreiche Uraufführungen, darunter vier Kurzopern von Tamara Ibragimowa, Charlotte Seither, Michael Hirsch und Benjamin Schweitzer im neu hergerichteten Festspielhaus Hellerau. An der Universität zu Köln finden im Rahmen des internationalen Symposions „Audiovisionen“ vom 7. bis 9. Oktober drei „Acousmonium-Konzerte“ statt mit Uraufführungen von Ludger Brümmer, Daniel Teruggi, Hans Tutschku, Flo Mendezes und François Bayle. Das 48. Musikfestival der Biennale di Venezia bietet vom 14. bis 23. Oktober zahlreiche Uraufführungen, dito vom 15. bis 17. Oktober die Donaueschinger Musiktage unter dem Motto „Ferne Nähe“ und vom 22. bis 24. Oktober das Festival „Transit“ im belgischen Leuven.
Weitere Uraufführungen
8.10.: Wolfgang Rihm, Eins und doppelt, Fünf Lieder, Ludwigshafen
9.10.: Jörg Widmann, Lichtstudie N, NDR-Sinfonieorchester Hamburg
10.10.: Jan Wilson, Negro negro elegia, Klaviertrio, Radiokulturhaus Wien
12.10.: Wilhelm Killmayer, Mörike-Lieder, Hugo-Wolf Akademie Stuttgart
13.10.: Steffen Schleiermacher, SuchtTraum, Gewandhaus Leipzig
24.10.: Louis Andriessen, Neues Ensemblewerk, WDR Sendesaal Köln