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Die Akademie der Künste wendet sich mit Nachdruck gegen die vom GEMA-Vorstand und -Aufsichtsrat geplante Reform der größten deutschen Verwertungsgesellschaft. Mit ihr soll die Kategorie E- oder Kunstmusik de facto abgeschafft werden.Die davon betroffenen Komponist*innen wurden in keiner Weise in den Prozess zur Strukturveränderung einbezogen. Sie befürworten eine Reform, aber nicht jene, über die am Donnerstag, den 15. Mai in der GEMA-Hauptversammlung in München abgestimmt werden soll.
Sie gleicht einem „Umsturz von oben“ in einer ökonomischen Situation, die dies nicht nahelegt. Die Einnahmen der GEMA sind erheblich gestiegen. Es gibt keinen aktuellen Grund zum Anzetteln von Verteilungskämpfen.
Bisher galt ein sinnfällig bewährtes, solidarisches Umverteilungssystem, das die teilweise komplizierten Voraussetzungen und Umstände künstlerischer Forschung und klassischer Komposition berücksichtigte. Stattdessen sollen nun die Wertungen und Progressionen dem Inkasso-System angepasst werden, sprich, sie werden kommerziell ausgerichtet. Das ist nicht akzeptabel und stellt einen einmaligen Vorgang in der Geschichte der GEMA dar. Klassische Musiker gründeten vor etwa 90 Jahren die Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte. Jetzt soll genau diese Gruppe sukzessive abgeschafft werden. Die Folge ist eine systematische Vernichtung von Kreativ- und Humankapital sowie die sinnlose Zerstörung von Komponist*innen-Karrieren. Vor allem die nachkommenden Generationen wird dies treffen, für die so kaum noch eine Chance besteht, die „ordentliche“ Mitgliedschaft und damit Stimmrecht und politische Mitwirkung in der GEMA zu erlangen.
Die Akademie der Künste fordert – gemeinsam mit einer großen Gruppe bedeutender Komponierender – den aktuellen Reform-Prozess auszusetzen und in ausgewählten Arbeitsgruppen der Betroffenen aller Sparten in einem offenen, konstruktiven und ergebnisorientierten Vorgang brauchbare und zukunftsweisende Alternativen zu entwickeln.
Manos Tsangaris
Präsident der Akademie der Künste