London (pte) - Der Versuch einer neunköpfigen Gruppe von Musikern und DJs, sich selbst zum Popstar zu kaufen, ist kläglich gescheitert und endet hinter Gittern. Die mutmaßlich kriminelle Bande hat offenbar gestohlene Kreditkartendaten benutzt, um in den Online-Shops von Amazon und Apple iTunes massenhaft selbst produzierte Songs zu kaufen. Eine Spezialeinheit der britischen Polizei gegen Cybercrimes hat die Betrüger in Zusammenarbeit mit der US-Bundespolizeibehörde FBI verhaftet, nachdem sie lange unentdeckt über eine halbe Mio. Euro für eigene Musik ausgegeben haben sollen.
Auf diese Weise dürften sie übereinstimmenden britischen Medienberichten zufolge einen stolzen Gewinn von knapp 215.000 Euro an Gebühren und Tantiemen ergaunert haben. Nunmehr steht der Bande ein Strafverfahren wegen Betrug, Geldwäsche und der Bildung einer kriminellen Vereinigung bevor.
Neben den mutmaßlichen Straftaten stellt der Versuch der Manipulation von Marktinformationen wie Charts eine Art des Betrugs dar, wie Branchenexperten auf Anfrage von pressetext betonen. Wegen massenhafter Käufe eigener Musik, um Künstler in die Charts zu bringen, seien von Interessensverbänden bereits mehrfach Geldstrafen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro verhängt worden.
Die britische Musikerbande soll die bezahlpflichtigen Titel über einen US-amerikanischen Dienstleister in die Shopsysteme der Internet-Downloadanbieter eingespeist haben. Die Verkaufserlöse und Tantiemen habe sie daraufhin direkt von Apple und Amazon erhalten. Die exakte Höhe des Vergütungsanteils pro Song ist nicht bekannt, beträgt üblicherweise jedoch nur wenige Cent bis 50 Prozent vom Verkaufspreis. Für den mutmaßlichen Betrug seien Sicherheitslücken der Shopsysteme genutzt worden, um mit gestohlenen Kreditkarteninformationen von rund 1.500 Karten die eigenen Songs zu kaufen.
Nach Angaben der Behörden ist die Gruppe von Musikern beim Betrug äußerst trickreich vorgegangen. Ihrer Ansicht nach soll es eine "internationale Verschwörung" gegeben haben, um Apple und Amazon zu schädigen und zu betrügen. Den Verhaftungen waren Ermittlungen über mehrere Monate hinweg vorausgegangen. Die britischen Behörden sehen sich darin bestätigt, eine eigene Einheit im Kampf gegen Internetkriminalität gegründet zu haben. Dadurch werde es für Kriminelle riskanter, die Schwächen des Internets zu nutzen und Cybercrimes über Grenzen hinweg zu verüben. (Ende)