Bayreuth – Den Opernsänger Piotr Beczala betrübt die politische Situation in seinem Heimatland Polen. „Als Kosmopolit finde ich, dass die Leute die Entwicklung unterschätzen“, sagte der Sänger des Lohengrin bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen dem Nordbayerischen Kurier (Dienstag). Die Neubesetzung des Obersten Gerichts sei eine gefährliche Sache. „Im Moment wiederholt sich, was in Polen schon einmal der Fall war“, so der 51-jährige Startenor. Die Jungen kapierten das nicht und die Älteren seien frustriert. „Diese Situation macht mich sehr traurig.“
Nach einer Justizreform der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sollen Polens oberste Richter mit 65 statt mit 70 Jahren in Pension. Kritiker sagen, die PiS wolle mit dem im Juli in Kraft getretenen Gesetz missliebige Richter loswerden. Beczala mahnte: „Die Verdienste von Lech Walesa werden vergessen gemacht.“ Der einstige Anführer des Solidarnosc-Bewegung gilt in Polen als Symbol des Widerstandes gegen den Kommunismus.
Piotr Beczala hatte in diesem Jahr kurzfristig die Titelpartie in der Richard-Wagner-Oper „Lohengrin“ bei den Bayreuther Festspielen übernommen, nachdem der dafür vorgesehene Roberto Alagna wenige Wochen vor der Premiere abgesagt hatte.