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Semperoper im Exil +++ Weimarer Kunstfest geht trotz Notfinanzierung erfolgreich zu Ende +++ Neuer Zuschauerrekord beim Schleswig-Holstein Musik Festival +++ Rotstift dirigiert in Salzburg +++ Musicalkongress in Hamburg eröffnet
Semperoper im Exil
Auf 20 Millionen Euro werden die Hochwasserschäden an der Semperoper geschätzt. Vor allem die Technik, aber auch Bühnenbilder und Kostüme waren betroffen. Dennoch soll der Spielbetrieb schnell wieder losgehen. So findet bereits am Montag ein Konzert der Staatskapelle im Kulturpalast statt.
Nach der Flut versucht die Semperoper so schnell wie möglich wieder zu spielen, wegen der enormen Hochwasserschäden am Haus allerdings andernorts. Intendant Albrecht erklärte am Freitag, geprüft werde alles von der Messehalle bis zum Zirkuszelt. Für Konzerte und Proben stünden bereits der Kulturpalast, die Kreuzkirche und die Lukaskirche in Dresden fest.
So gibt die Staatskapelle bereits am Montag ein Benefizkonzert im Kulturpalast und spielt am Dienstag open air auf dem Theatervorplatz. Außerdem veranstaltet die Staatskapelle Benefizkonzerte für die Semperoper in München, Berlin und Frankfurt/Main. Die "kleine szene" der Staatsoper nimmt den Spielbetrieb am 11. September auf, das Ballett führt am 15. September Josef Haydns "Die Schöpfung" im Kulturpalast auf. Mitte Oktober soll es laut Albrecht auf alle Fälle eine Premiere geben, "egal wo und mit was".
Die Semperoper selbst bleibt vorerst geschlossen. Die Hochwasserschäden werden auf 20 Millionen Euro geschätzt. Zwar wurden der historische Zuschauerraum und der Orchestergraben nicht zerstört, in die neun Meter tiefe Unterbühne aber flossen 26.000 Kubikmeter Wasser. Das gesamte Stromsystem wurde zerstört, damit auch Klima- und Steuerungsanlagen. Die Staatskapelle war zum Zeitpunkt des Hochwassers auswärts. Dennoch gingen zwei Steinway-Flügel, ein Hammerklavier sowie einige Pauken verloren. Rund vier Millionen - so die Kosten für verloren gegangene Kostüme, Bühnenbilder und Technik - muss die Oper selbst erwirtschaften. Zudem rechnet die Intendanz mit Einnahmeausfällen in Höhe von 8,3 Millionen Euro bis Jahresende. Dafür sieht Intendant Albrecht das Land Sachsen in der Pflicht.
Mit Blick auf die Instandsetzung des Hauses forderte Albrecht, die Technik nicht mehr im Keller unterzubringen. Dies wäre angesichts der Erfahrungen mit Hochwasser "sträflicher Leichtsinn". Erneut übte er Kritik an der "Aufgabe" der Semperoper während der Flutkatastrophe durch die Stadtverwaltung. Zugleich bedankte sich
Albrecht für die Spenden und Hilfen. Demnach bekam die Stiftung zur Förderung der Semperoper bislang weit mehr als eine Million Euro überwiesen oder fest zugesagt.
Weimarer Kunstfest geht trotz Notfinanzierung erfolgreich zu Ende
Weimar (ddp-lth). Mit einem Gastspiel des portugiesischen Ballet Gulbenkian geht am Sonntag das diesjährige Weimarer Kunstfest zu Ende. Es sei das bisher erfolgreichste nach dem Kulturstadtjahr 1999 gewesen, konstatierte der künstlerische Leiter und Geschäftsführer der Kunstfest Weimar GmbH, Ralf Schlüter, am Freitag. Bei einer seither unveränderten «Notfinanzierung» von 920 000 Euro durch die Kommune und das Land Thüringen sei mit einem Festival von über 40 Veranstaltungen in dreieinhalb Wochen «bedeutend mehr herausgekommen, als die öffentlichen Zuwendungsgeber angemessener Weise hätten erwarten dürfen».
Nach vorsichtiger Schätzung werden mehr als 16 000 Besucher die Theater- und Tanztheatervorstellungen, die Konzerte und Lesungen dieses Kunstfestes gesehen und gehört haben. Das seien fast ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr und 60 Prozent mehr als 2000. Angebote aus insgesamt 15 Ländern waren Garant für die Vielfalt und Internationalität des Programms. Als Magnet erwiesen sich erneut die 18 Vorstellungen im Tanztheater mit über 10 000 Besuchern. Die wachsende Resonanz beim Publikum zeige, dass sich «bei der Entwicklung eines solchen Festivals Geduld und eine gewisse Portion Wagemut auszahlt», sagte Schlüter.
Die Beiträge Weimarer Künstler und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern hätten dazu beigetragen, «das Festival noch stärker aus der Stadt heraus erstehen zu lassen und in ihr zu verankern», betonte Schlüter. Veranstaltungen, mit denen man sich in Grenzbereiche vorgewagt habe, etwa das Konzert der Szene-Band «Shank» und die Performance «Reise, Toter» seinen von einem jungen Publikum interessiert aufgenommen worden.
(www.kunstfest-weimar.de)
Neuer Zuschauerrekord beim Schleswig-Holstein Musik Festival
Lübeck (ddp). Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat in diesem Jahr erneut einen Zuschauerrekord aufgestellt. 126 000 Besucher kamen zu den 144 Veranstaltungen, 6000 mehr als im vergangenen Jahr, wie Direktor Rolf Beck am Freitag in Lübeck sagte. «Wir hätten nicht gedacht, dass wir das Rekordergebnis aus dem Vorjahr noch einmal übertreffen werden», sagte Beck. Dieser Zuspruch zeige, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei.
Allein die sechs «Musikfeste auf dem Lande» besuchten 16 000 Menschen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. 50 Konzerte waren restlos ausverkauft, darunter die umjubelten konzertanten «Carmen» - Aufführungen mit Waltraud Meier und dem Festival-Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach, die Klavier-Nacht mit Martha Argerich & Friends, das Text- und Musik-Projekt mit Klaus Maria Brandauer und der Auftritt von Stars aus dem Buena Vista Social Club. Auch Anne-Sophie Mutter, die Flamenco-Tänzerin Nina Corti und andere berühmte Künstler spielten und sangen vor ausverkauftem Haus. Die Konzertreihe endet am Samstag in Kiel mit einem großen «Festival Finale».
Rotstift dirigiert in Salzburg
Salzburg (ddp). Bei den Salzburger Festspielen dirigiert der Rotstift. Trotz Rekordeinnahmen in diesem Jahr können in der kommenden Saison nur noch vier statt fünf szenische Opern-Neuproduktionen geboten werden. Dies sei Folge der Kürzung öffentlicher Mittel, sagte Festspielintendant Peter Ruzicka am Freitag. Dem Rotstift falle unter anderem die Neuinszenierung von Richard Strauss\' «Ägyptische Helena» zum Opfer. Ebenso wie Egon Wellesz\' «Die Bakchantinnen» wird die Oper lediglich nur konzertant gespielt.
Wegen finanzieller Engpässe ist auch noch unklar, ob der neue Zyklus «Salzburger Passagen» mit moderner Musik, der 2003 starten soll, wie geplant jährlich aufgeführt werden kann. Dagegen sei die Finanzierung des Umbaus des Kleinen Festspielhauses gesichert. Ruzicka zeigte sich zuversichtlich, dass das neue «Haus für Mozart» fristgerecht 2005 in Betrieb gehen könne.
In diesem Jahr konnte das Festival, das zu den bekanntesten der Welt gehört, ein Rekordergebnis verzeichnen. Die Platzauslastung lag bei 93,5 Prozent und damit um 1,5 Prozentpunkte höher als im letzten Jahr. Mit fast 22 Millionen Euro lagen die Einnahmen um 1,6 Millionen Euro über dem Voranschlag. Insgesamt besuchten rund 232 000 Menschen aus 58 Ländern die Festspiele.
Die kommende Saison wird am 27. Juli 2003 mit einer Neuinszenierung von Mozarts «Entführung aus dem Serail» beginnen. Eine weitere Mozart-Neuproduktion, «La clemenza di Tito», wird von dem Dirigenten Nikolaus Harnon Court und dem Regisseur Martin Kusej geleitet. Jacques Offenbachs «Les contes d\'Hoffmann» steht unter Kent Nagano in einer Neufassung auf dem Programm. Außerdem sind 2003 zu sehen: die Uraufführung einer neuen Oper von Hans Werner Henze mit dem Titel «L\'Upupa und der Triumph der Sohnesliebe» nach einem arabischen Märchen.
Die Schauspielsparte präsentiert Georg Büchners «Woyzeck» und Henrik Ibsens «Peer Gynt» in Neuinszenierungen. Christian Stückls «Jedermann» wird wieder gezeigt. Schauspielchef Jürgen Flimm zeigte sich zufrieden mit der Aufnahme des neuen «Jedermann» durch das Salzburger Publikum. Die Neuinszenierung sei zunächst auf drei Jahre angelegt. An der Zusammensetzung des Ensembles mit Peter Simonischeck als «Jedermann» und Veronica Ferres als «Buhlschaft» werde sich voraussichtlich wenig ändern.
Neu in der Konzertsparte ist die Reihe «Salzburger Debüt» mit Werken von fünf jungen Komponisten sowie die «Salzburger Passagen». Der zehnteilige Zyklus ziele auf Grenzüberschreitungen und biete Außenseitern und Exzentrikern ein Podium, sagte Ruzicka. Herausragendes Werk des Zyklus ist die Uraufführung einer Düfte-Symphonie von Karlheinz Stockhausen, in der sechs verschiedene Düfte komponiert sind und auch riechbar sein sollen.
Georg Etscheit
Musicalkongress in Hamburg eröffnet
Hamburg (ddp-nrd). Hamburg ist seit gestern Mekka der Musicalbranche. Auf dem 4. Musicalkongress in der Hansestadt präsentieren sich bis Montag rund 50 Institutionen vom Produzenten und Komponisten über Fachhändler und Verleger bis zu Agenturen und Verbänden. Auf Podiumsdiskussionen werden hochrangige Vertreter der Branche aus dem In- und Ausland unter anderem über die Zukunftsperspektiven des Musicals debattieren. Erstmals beschränke sich der Kongress nicht nur auf den deutschsprachigen Raum, teilte die Gesellschaft für Unterhaltende Bühnenkunst (GUBK) als Veranstalter mit.
Beim Wettbewerb «Works in Progress» präsentieren Autoren und Komponisten ihre noch nicht vollendeten Stücke. In einer Ausstellung werden mehr als 50 Plakate von deutschsprachigen Musical-Uraufführungen aus den vergangenen 40 Jahren präsentiert.