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7.9.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Marthaler: Ruhr-Triennale bietet «großartiges Programm» +++ Erfolgreiche Saison beim Europäischen Musikfest Stuttgart +++ Dortmunder Konzerthaus belebt den Musikstandort Westfalen


Marthaler: Ruhr-Triennale bietet «großartiges Programm»
Dortmund (ddp-nrw). Die Ruhr-Triennale bietet nach Ansicht des Regisseurs und Ex-Intendanten Christoph Marthaler ein «großartiges Programm». «Dass auf einem ehemaligen Industriegelände Theaterstücke aufgeführt werden, ist zwar nicht so ungewöhnlich. Aber dass in einer ganzen Region ein solches Festival stattfindet, erlebe ich in dieser Form zum ersten Mal», sagte Marthaler der Nachrichtenagentur ddp in Dortmund. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerkes Phoenix-West wollte der namhafte Regisseur gemeinsam mit seinem Zürcher Ensemble am Freitagabend den Lieder-Zyklus «Die Schöne Müllerin» von Franz Schubert vorführen.
Triennale-Intendant Gérard Mortier habe ein abwechslungsreiches Angebot zusammengetragen, lobte Marthaler. Er hoffe, dass er sich noch häufiger mit Stücken an dem Festival beteiligen könne, erklärte der 50-Jährige, der erst am vergangenen Wochenende auf spektakuläre Weise als Zürcher Intendant entlassen worden war. Auf der Triennale wird er nach derzeitigem Stand unter anderem noch «Pierrot Lunaire» von Arnold Schönberg auf die Bühne bringen. 2004 will der Schweizer seine Salzburger Oper-Inszenierung der «Hochzeit des Figaro» wieder aufnehmen.
Die in Dortmund gezeigte «Schöne Müllerin» ist nach Ansicht Marthalers aktuell, weil das Stück die Geschichte einer nicht erwiderten Liebe schildert und das Thema Vereinzelung und Selbstmord aufgreift. Die Musik Schuberts und die Texte handelten von «Menschen, die aus der Gesellschaft fallen», erklärte der Regisseur. Das sei ein sehr wichtiges Thema, das auch heutige Besucher interessieren dürfte.

Erfolgreiche Saison beim Europäischen Musikfest Stuttgart
Stuttgart (ddp-bwb). Das Europäische Musikfest Stuttgart blickt auf ein erfolgreiches Festival 2002 mit zahlreichen ausverkauften Konzerten zurück. Wie die Internationale Bachakademie Stuttgart am Freitag mitteilte, lag die Auslastung des Musikfestes bei 92 Prozent. Mit rund 41 500 Besuchern habe die Publikumsresonanz die Erwartungen der Veranstalter deutlich übertroffen. Das Musikfest mit etwa 70 Veranstaltungen hatte am 25. August begonnen und drehte sich vor allem um die Werke Ludwig van Beethovens.
Am Sonntag geht das Festival mit Beethovens «Großer musikalischer Akademie» zu Ende. Bei dem Abschlusskonzert spielen Festivalchor und Orchester des Europäischen Musikfestes unter der Leitung von Helmuth Rilling die Ouvertüre «Die Weihe des Hauses» und die Missa solemnis. Im Anschluss erklingt Beethovens 9. Sinfonie mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des Südwestrundfunks und der Gächinger Kantorei unter der Leitung von Sir Roger Norrington.
Das nächste Europäische Musikfest Stuttgart wird nach Angaben der Bachakademie unter dem Motto «Requiem - Auferstehung» vom 24. August bis zum 7. September 2003 stattfinden. Es stellt die Komponisten Bach, Brahms und Mahler in den Mittelpunkt. Als Interpreten werden unter anderen das Vogler Quartett, das Klavierduo Stenzl, Rudolf Buchbinder, Gerhard Oppitz und Robert Levin in Stuttgart erwartet. Zur Eröffnung des Musikfestes 2003 spielt das Gustav-Mahler-Jugendorchester unter der Leitung von Ingo Metzmacher.

Dortmunder Konzerthaus belebt den Musikstandort Westfalen
Dortmund (ddp-nrw). Nach der Eröffnung des Dortmunder Konzerthauses rechnen Experten mit einer deutlichen Aufwertung des Musikstandortes Westfalen. «Bislang gab es Hallen dieser Größenordnung ja erst in der Kölner Philharmonie und der Tonhalle Düsseldorf», sagte der Leiter für Jugend-Musikprojekte bei der Landesarbeitsgemeinschaft Musik NRW, Michael Brüning, der Nachrichtenagentur ddp in Dortmund. Nun gehe es darum, den Klassik-Spielort Dortmund auch im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit besser zu verankern.
Dazu ist es nach Ansicht Brünings vor allem nötig, dass sich das Konzerthaus mit speziellen Angeboten für Schüler und Jugendliche öffnet - jenen Bevölkerungsschichten, die normalerweise nicht so häufig mit E-Musik in Berührung kommen. «Man muss die Jugend an dieses Genre heranführen - zum Beispiel durch Schulprojekte und Kooperationen mit der Musikschule», erklärte Brüning.
Das Programm der «Philharmonie für Westfalen» müsse vielseitig ausgerichtet sein und dürfe sich etwa auch Angeboten aus dem Jazzbereich nicht verschließen. Auch akustische, nicht elektronisch verstärkte Auftritte von populären Musikern - so genannte Unplugged-Konzerte - seien möglich. «Außerdem müssen die Preise auch für jüngere Schichten bezahlbar bleiben», mahnte der Musik-Experte.
In den kommenden Monaten gehe es darum, die Marke «Konzerthaus Dortmund» mit einem phantasievollen Programm und interessanten Angeboten am Markt zu verankern. Denn die Konkurrenz ist groß: So entsteht neben den bereits bestehenden Spielstätten am Rhein derzeit auch im Saalbau Essen ein Konzerthaus mit rund 2000 Plätzen. «Das sind immerhin rund 500 mehr als Dortmund», erklärte Brüning.
Deshalb erwartet er in den kommenden Jahren wachsende Konkurrenz bei den sinfonischen Klassikveranstaltungen in NRW. Da könne die Refinanzierung des für rund 47 Millionen Euro gebauten Dortmunder Konzerthauses durchaus «schwierig werden», sagte Brüning.

Ergänzende Info:
Baggerlärm weicht Beethoven - Dortmunder Konzerthaus öffnet in einer Woche
Dortmund (ddp-nrw). Das neue Dortmunder Konzerthaus hat Magret Scholtholt bisher nur Lärm und Dreck gebracht. «Ich hatte den Bagger die letzten fünf Jahre quasi in meinem Imbiss», sagte die Chefin von «De Frietjes». Nur wenige Schritte trennen ihre kleine Bude vom neuen Dortmunder Tempel der Hochkultur. Trotzdem hat die Imbiss-Chefin der Klänge nicht genug. «Ich werde auch in ein Konzert gehen», erklärte sie am Freitag - rund eine Woche vor der offiziellen Eröffnung. Nur nicht gleich am Wochenende vom 13. bis 15. September, wenn die «Philharmonie für Westfalen» ihre Türen öffnet und der Fahrzeuglärm endgültig den Klängen von Mozart und Beethoven weicht.
Die erste Hymne auf das neue Dortmunder Konzerthaus ist in den großzügigen Räumen bereits verklungen. Intendant Ulrich Andreas Vogt und Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer stimmten sie am Freitag an. «Endlich haben wir ein Haus für die Musik», betonte der Oberbürgermeister. Endlich könne Dortmund anderen Städten wie Bochum mit seinem Schauspielhaus und Essen mit seinem Folkwangmuseum etwas entgegensetzen. «Dabei ist es keinesfalls normal in Zeiten knapper Kassen, solch ein großes Kulturinstitut mitten in der Stadt neu zu errichten», betonte Langemeyer.
Das Bekenntnis zur Musik hat seinen Preis. Der schicke Bau aus Glas und bunten Leuchtröhren kostet 48,3 Millionen Euro. Nur acht Millionen Euro hat das Land NRW zum Grundstückserwerb und Abriss des Universum-Kinos dazu getan. Den Rest trägt die städtische Gesellschaft Konzerthaus Dortmund GmbH selbst. Den Kredit für die Philharmonie Westfalens sollen die erhofften 2,7 Millionen Besucher jährlich tilgen. Ein Konzertangebot von internationalem Rang will sie anlocken: Namhafte Ensembles wie das Deutsche Symphonie-Orchester unter Leitung von Kent Nagano stehen dazu als «Hausorchester» bereit.
1550 Musikfans finden in dem schlichten Rechtecksbau Platz. Der Raum ist extra für klassische Musik konzipiert und hat als akustisches Vorbild den Saal des Wiener Musikvereins. Im angeschlossenen Gastronomiebereich sollen auch Tagungen, Hauptversammlungen oder Firmenpräsentationen stattfinden.
Eine Woche bevor die «Philharmonie für Westfalen» mit einem festlichen Eröffnungswochenende eingeweiht wird, haben am Sonntag bereits die Bürger Gelegenheit, bei einem Tag der offenen Tür den neuen Kulturpalast kennen zu lernen. Von 10.00 bis 22.00 Uhr können sie Orchesterproben lauschen, musikalische Aufführungen erleben und die besondere Akustik in dem Konzertsaal erleben. Der Eintritt ist frei.
Nicht nur das Kulturangebot Dortmunds, auch das Brückviertel nahe dem Hauptbahnhof soll durch den Musiktempel attraktiver werden. Die Entscheidung, das Konzerthaus nicht auf die grüne Wiese, sondern mitten in die Stadt zu setzten, sei auch eine Revitalisierung einer einst prächtigen Flanier-Meile, betonte Langemeyer.
Bei den Imbiss-Besitzern sorgte die Revitalisierung allerdings für etwas Unruhe. «Gestern kam das Gerücht auf, die kleinen Buden sollten weg», betonte Buden-Leiterin Scholtholt. Doch darum kümmert sich die Chefin von De Frietjes nicht. Sie hofft sogar auf neue Kunden. Wenn gewollt, würde sie dafür auch ihr Angebot erweitern - der Markt verändert sich halt mit der Nachfrage.
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