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„Das klang so frisch in unser Ohr“

Untertitel
25 Jahre Musikschule Schuffenhauer in Sachsen-Anhalt
Publikationsdatum
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„Das klang so frisch in unser Ohr und Herz“ – diese Zeile aus dem Gedicht „Am Jahrestag“ von Theodor Fontane klang nach dem Festkonzert anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Privatmusikschule Schuffenhauer Magdeburg noch lange nach. Doch auch die Jubliarin selbst hatte für ihre Schüler und Schülerinnen ein Geschenk parat: eine neue Notenedition „Feste feiern“ – Geburtstagslieder zwei- und vierhändig für Klavier oder Keyboard gesetzt, herausgegeben von Dorothea Schuffenhauer im Bellmann Musikverlag.

Eine Kontinuität von einem Vierteljahrhundert bedeutet in heutiger Zeit allein schon eine außergewöhnliche Besonderheit. Diesen Weg vor 25 Jahren einzuschlagen war einerseits ein Wagnis und andererseits ein mutiger Schritt in die Selbstständigkeit als freischaffende Musikpädagogin. Dieser Berufsstand war in der einstigen DDR nur marginal vertreten, da sich der Gesangs- und Instrumentalunterricht an den staatlichen Musikschulen und an den ab den 1970er-Jahren in kleineren Städten eingerichteten Musikunterrichtskabinetten konzentrierte.

Mit dem Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 änderte sich nicht nur der Status der Musikschulen, sondern auch die Beschäftigung der hochqualifizierten Musikpädagogen. Bei aller neu gewonnenen Freiheit bedeutete dies vielfach auch, eine Um- und Neuorientierung ins Auge zu fassen, wobei es mit privatwirtschaftlichen Unternehmungen so gut wie keine Erfahrungen gab.

Bereits in dieser frühen Phase des Neubeginns konnte der Landesverband Sachsen-Anhalt des damaligen VDMK (heute DTKV) nach fast 60 Jahren wiedergegründet werden. Und so gaben insbesondere Klaus Obermayer als damaliger Bundesgeschäftsführer und Rechtsanwältin Brigitte Gmelin wichtige Unterstützung beim Aufbau von Privatmusiklehrer-Existenzen mit allem Wenn und Aber. Rechtliche Fragen waren ebenso zu berücksichtigen wie Vertragsgestaltungen und finanzielle Bedingungen sowie steuerliche Belange. Erst nach Bewältigung der bürokratischen Hürden konnte es mit Elan und Freude an die pädagogische und musikalische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen gehen.

Dafür brachte Dorothea Schuffenhauer die allerbesten Voraussetzungen mit. Nach dem Abitur in Bautzen in der Oberlausitz und zeitgleichem Oberstufenabschluss im Fach Klavier an der ortsansässigen Musikschule ging sie von 1970 bis 1975 zum Studium nach Berlin an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und erhielt eine profunde Ausbildung im Hauptfach Klavier bei Prof. Hellmuth Nagel und im Fach Kontrapunkt/Komposition bei Frau. Prof. Ruth Zechlin.

Das Interesse an der eigenen kompositorischen Entfaltung war geweckt, doch ging es von 1975 bis 1980 erst einmal als Klavierlehrerin an die Bezirksmusikschule nach Frankfurt/Oder. Familiäres Glück bahnte sich an und so erfolgte ein geografischer Wechsel in die Magdeburger Börde, wo Dorothea Schuffenhauer von 1984 bis 1988 als Klavierlehrerin am Musikunterrichtskabinett Haldensleben tätig war. Der ausgeprägte Wunsch, ihr kompositorisches Talent weiter auszugestalten, führte sie von 1988 bis 1990 zu einem weiteren Studium: Nunmehr an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar im Fach Komposition bei Dozent Dr. Theodor Hlouschek. Dann war es soweit: 1991 erfolgte die Gründung der eigenen privaten Musikschule für Tasteninstrumente.

Alsbald erweiterte sich der Wirkungskreis über die Landeshauptstadt Magdeburg hinaus und Generationen von Schülern und Schülerinnen lernten auf den Tasten das Klavier- und auch Keyboard-Spiel und erhielten erste Einblicke in die Kunst des Komponierens. Dabei war und ist es Dorothea Schuffenhauers besonderes Anliegen, mit eigenen Kompositionen spielerisch auf die jeweils speziellen Lebenssituationen und Befindlichkeiten, Ansprüche und Fähigkeiten sowie Anforderungen ihres Schülerkreises altersgerecht zu reagieren und auf diese subtile Art und Weise zu fördern und zu fordern. Allein 15 Publikationen von Noteneditionen beim Bellmann Musikverlag sowie weitere beim Friedrich Hofmeister Musikverlag und bei der Edition Peters zeugen von ihrer kompositorischen Kreativität und ihrem Einfühlungsvermögen.

Ihre klangvollen Werke kommen auch bei den Konzerten des Landesverbands Sachsen-Anhalt im DTKV zu Gehör. Bei den Tonkünstlerfesten Sachsen- Anhalt unter der Schirmherrschaft des Kultusministers konnten bereits mehrfach Erstaufführungen vorgestellt werden. Das Musikalische Komptenzzentrum Sachsen-Anhalt widmete ihr im Rahmen des 21. Tonkünstlerfestes 2013 eine eigene Matinee im Schinkelsaal des Gesellschaftshauses Magdeburg, wobei neben der Musik von Dorothea Schuffenhauer auch sie selbst im Gespräch mit der Musikwissenschaftlerin Kerstin Hansen zu ihren Beweggründen und Lebensbezügen sowie zu ihren pädagogischen Ansichten und kompositorischen Intentionen zu erleben war.

Die genuinen kompositorischen Interessen von Dorothea Schuffenhauer sind vielfältig, richten sich etwa auf die vokalmusikalische Gestaltung von anspruchsvollen Texten, wovon ihre Annäherungen an die Gebrüder Grimm, Friedrich Rückert, den Magdeburger Schriftsteller Carl Leberecht Immermann und den Wanderer durch die Mark Brandenburg Theodor Fontane zeugen. Doch auch stilistische Anverwandlungen sind ihr eigen, wie z.B. bei „Boogie“, „Ragtime and more“ und „Suite im alten Stil“ für Solo-Horn, Streichorchester und Cembalo. Aus der engen Schaffensverbindung mit dem Internationalen Gymnasium École Pierre Trudeau und der Schülerschaft in Barleben bei Magdeburg entstand der Notenband „Bonjour – wir werden uns versteh’n“.

Über ihre musikalischen Lebensund Schaffensambitionen hinaus war Dorothea Schuffenhauer lange Zeit in verantwortlicher Position Mitglied im Vorstand des Landesverbandes Sachsen- Anhalt im Deutschen Tonkünstlerverband und prägte maßgeblich die Verbandsarbeit mit. Jüngst war sie mit dabei, als in einer länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Landesverband Sachsen-Anhalt und dem Landesverband Nordrhein-Westfalen in einem von der Musikwerkstatt Siegburg und der Engelbert-Humperdinck- Stiftung geförderten Workshop in der evangelischen Grundschule Magdeburg Kindern und Jugendlichen unkonventionelle Klanglichkeiten nahegebracht, zeitgenössische Werke einstudiert und anschließend im Konzert vorgestellt wurden.

Das Festkonzert in der Aula des Albert- Einstein-Gymnasiums Magdeburg wurde zu einem wahren Defilee der Schüler und Schülerinnen. Auch viele Ehemalige aus der Anfangszeit von vor 25 Jahren waren gekommen, um sich für die auf musikalisch-pädagogische Weise mit auf den Lebenweg gegebenen Wertvorstellungen und Anregungen zur Persönlichkeitsentwicklung zu bedanken. Und so mancher ist bei der Musik geblieben und sie nimmt einen hohen Stellenwert zur Bereicherung des Lebens ein. Dies den Jugendlichen mit auf den Weg gegeben zu haben ist eine geradezu unübertreffliche Rundung eines engagierten 25-jährigen musikpädagogischen Wirkens – herzlichen Glückwunsch.

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