In der Film-Musik-Geschichte gibt es das seltsame Phänomen der „Pärchen“, das was die Amerikaner ein „perfect match“ nennen. Zu nennen wären da Hitchcock & Herrmann, Truffaut & Delerue, Spielberg & Williams, Burton & Elfman oder Fellini & Rota, die „Unzertrennlichen“ des italienischen Kinos der 50er- bis 70er-Jahre. Soeben ist eine Box mit zehn restaurierten Fellini-Filmen erschienen. Neun davon sind gemeinsame Werke von Federico Fellini & Nino Rota: von „Die Müßiggänger“ bis zu „Casanova“.
Wer an Fellini denkt, hat sofort die „magische“ Musik von Rota im Ohr. Oder wie der Filmkritiker Fritz Göttler einmal anmerkte: „Was die Filme von Fellini – ‚Amarcord‘, ‚La Strada‘, ‚La Dolce Vita‘ – (auch) zu klassischen Kino-Erlebnissen machte, war die Musik von Nino Rota, sie zog einen, vor den Bildern noch, in ihren magischen Bann.“ Die erste bizarre Begegnung von Rota und Fellini an einer Bushaltestelle klingt wie eine Szene aus einem Fellini-Film und war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bis zu Rotas Tod im Jahre 1979 angedauert hat.
Rota war Fellinis treuer, kongenialer Hausgeist, sein musikalisches Alter Ego. „Ich hatte beschlossen, Regisseur zu werden, und Nino war die Voraussetzung dafür, dass ich es blieb.“ Auf diese einfache Formel hat Fellini einmal das Geheimnis ihrer symbiotischen Arbeitsbeziehung gebracht. Dank Rotas Musik tauchen all die seltsamen Kinowesen aus dem Fellini-Kosmos sofort wieder vor unseren Augen auf: Giulietta Masina als Cabiria, Anthony Quinn als gro-ßer Zampano oder Marcello Mastroianni als melancholischer Filmregisseur Guido Anselmi in „Achteinhalb“. Alte Lieblingsschlager von Fellini mixt Rota immer wieder mit folkloristischen Elementen und viel Zirkusmusik. Und verbindet damit alle Fellini-Filme, die oft nur aus tollen „Nummern“ bestehen, zu einer rauschhaften Einheit. Fazit: Die Welt war für Fellini ein Zirkus – und Rota war ihr Komponist.