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Komm Sommer, komm

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Neue Veröffentlichungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Rock- und Popmusik von und mit: Bishop Briggs, Thievery Corporation, Revolverheld, Black Stone Cherry, A Perfect Circle.

Amerikanischer Alternative Rock ist auch und immer wieder mit A Perfect Circle verbunden. Das Kollektiv aus Maynard James Keenan (Tool, Puscifer), James Iha (Tinted Windows, Smashing Pumpkins), Billy Howerdel (Ashes Divide), Jeff Friedl (Puscifer, The Beta Machine) und Matt McJunkins (Eagles of Death Metal, The Beta Machine) ist seit Beginn des Jahrtausends unterwegs, das aktuelle Album „Eat The Elephant“ ist dennoch erst die vierte Platte, die das Licht der Welt erblickt. Dafür ist „Eat The Elephant“ ziemlich gelungen. Lakonisch treiben die Songs und Beats vor sich hin, klassische Höhepunkt finden selten statt, dafür eine immer spannende Grundstimmung. Muss man sich erarbeiten, die Platte. Bekommt dafür aber unorthodoxe Melodien und unabgegriffene Musikexpertisen. Anspieltipps: The Doomed, TalkTalk, DLB. (Warner)

Ja, ja und nochmal ja. Black Stone Cherry sind eine der wenigen Rockbands, die noch unverblümt zum guten alten Gitarrenriff stehen, das sie in ihren Southern-Rock-Songs elegisch zelebrieren. Das wirkt nicht nur echt, das ist echt. „Family Tree“ knüpft dort an, wo beim letzten Album „Kentucky“ Schluss war. Unaufgesetzt und unaufgeregt weht der Southern Storm durch die Songs, man sieht die Band förmlich in der Wüste stehen, auf einer Bühne, hohe Verstärkertürme, eine Flasche Whiskey am Bühnenrand und jede Menge Spaß. Natürlich. Das Rad haben die Burschen nicht neu erfunden. Interessiert aber in diesem Genre niemanden. Die können spielen und bleiben textlich im Rahmen. Also Ärmel hochkrempeln, Fenster auf, Ellbogen aus dem Fenster und die Autobahn runter fräsen. Anspieltipps: James Brown, Burnin’, Dancin’ in the rain. (Rough Trade)

Ähnlich hemdsärmlig hätten es eventuell auch gerne die Deutsch Rock/Popper von Revolverheld. Halten sich auch schon sehr lange ganz oben. Nicht ganz zu Unrecht. Aber, man passt sich dem Hörer eben an. Und „Zimmer mit Blick“ ist jetzt gerade so nach dreimal Hören ziemlich blümerant und glitschig. Klingt während der ersten vier Songs verdammt schräg nach Laith Al-Deen. So Tanzcafe Romantika mäßig. Discofox für alle. Richtig rockig wird „Zimmer mit Blick“ selten, es herrschen getragene, melancholische Töne vor. Keyboard-Bombast gärt irgendwie anbiedernd in einer unverständlichen Staatstrauer. Sorry Jungs, das war doch früher alles mal lauter und kantiger und einfach nur Rock. Man kann mit diesem Album klarkommen, muss man aber nicht. Anspieltipps: Unsichtbar, Immer geliebt, So wie jetzt. (Sony)

Unanständig cool kommt wieder einmal Thievery Corporation daher. Woher diese Leichtigkeit? Doch nicht nur aus Jamaika, oder? „Treasures From The Temple“, das hier vorzustellende Album, ist quasi eine Erweiterung des Vorgängers „The Temple Of I&I“, denn die vorliegenden Tracks wurden aus jenen nicht verwerteten Aufnahmen zum Vorgängeralbum rekrutiert und gemischt. Natürlich ist das großartiger Dub und Dancehall in einer unnachahmlichen Jamaika-Atmosphäre. Genial zu einem nicht enden wollenden Beat zusammengeklebt, dem man sich relativ schwer entziehen kann. Anspieltipps: History, Guidance, Water under the bridge. (ESL)

Trapsoul nennt man die Songs von Bishop Briggs. Die eigentlich Sarah Grace McLaughlin heißt. Und zunächst Erfolge mit Songs wie „Wild Horses“ oder „River“ hatte. Nun also das zugehörige Album „Church Of Scars“, ihr erstes Album. Das ist ziemlich cool ausgefallen. Die Britin bewegt sich weitab des Mainstream, überrascht mit intelligenten „moves“, verweigert sich dem typisch hysterischen Poprefrain wie Popsonggerüst und schafft es so, über zehn Songs interessant, spannend, intellektuell und ansprechend zu klingen. Bishop Briggs groovt. Ohne Frage. Bläser pusten durch die Gegend, Akustikgitarren entwirren Unübersichtlichkeiten und Bishop Briggs Stimme ist extra. Und unablässig pumpt sie in jeden Song, fast schon rücksichtlos, jede Menge Soul aus dem Background nach vorne. Wodurch die Songs eine nächste Ebene im Refrain erreichen, die unterstreicht, was man vorher gehört hat. Anspieltipps: The Fire, Water, River. (Island)

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