Banner Full-Size

„Ob man dann zwei Meter auseinandersitzt, ist nicht so wichtig“

Untertitel
Die International Summer School 2020 in München
Autor
Publikationsdatum
Body

München. „Ich war wahnsinnig traurig, als das abgesagt wurde“ war Flötendozentin Andrea Lieberknechts Reaktion auf das endgültige Aus für die International Summer School in Bad Reichenhall, die dort seit 2013 in Kombination mit dem Festival „AlpenKlassik“ stattfindet. „Die Summer School in Bad Reichenhall lebt von der lebendigen Begegnung zwischen Publikum und Musiker*innen und ließ sich in dieser Form dieses Jahr nicht realisieren. Jedoch haben wir mit Hilfe des Tonkünstlerverbands Bayern eine Möglichkeit gefunden, die Meisterkurse in München stattfinden zu lassen“ so Bernd Redmann, der zusammen mit seinem Hochschulkollegen Wen-Sinn Yang die Summer School künstlerisch leitet.

Von 22. bis 29. August beherbergte nun die Hochschule für Musik und Theater München die Summer School mit den Dozent*innen Adrian Oetiker (Klavier), Andrea Lieberknecht (Flöte), Dag Jensen (Fagott), Ana Chumachenco (Violine), Hariolf Schlichtig (Viola) und Alban Gerhardt (Violoncello). „In Zeiten, in denen Absagen musikalischer Veranstaltung zur Tagesordnung geworden sind, gilt es auch ein Zeichen zu setzen, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, unser Musikleben aktiv zu erhalten. Wir schulden das der jungen Generation.“ (Wen-Sinn Yang) Und diese nahm das Angebot zahlreich an – insgesamt 50 Studierende aus Deutschland und Europa besuchten die Meisterkurse in München. „Es ist natürlich ungewohnt mit den ganzen Masken und Hygienevorschriften, aber es ist überhaupt keine Einschränkung, der Unterricht ist derselbe“, sagt Flötistin Charlotte Kuf­fer und wird sekundiert von ihrem Kollegen, dem Cellisten Simon Tetzlaff: „Wir kriegen tollen Unterricht hier, und ob man dann zwei Meter auseinandersitzt, ist nicht so wichtig.“

Nicht nur den Unterricht zu garantieren, sondern den Studierenden auch Auftritte zu ermöglichen, war den Leitern der Summer School ein Anliegen, das an ungewöhnlichen Konzertorten (Marienstift Nymphenburg, Alten- und Servicezentrum Lehel, KH Barmherzige Brüder, NS-Dokumentationszentrum, Ausgabestelle der Münchner Tafel in der Großmarkthalle) realisiert wurde. Fagottdozent Dag Jensen meinte dazu: „Es ist toll, dass diese Möglichkeit für die Student*innen geschaffen wurde; sie dürfen endlich wieder vor Publikum spielen und die Menschen können sich wieder an Live-Musik erfreuen.“ In der Tat war es für zahlreiche Teilnehmer*innen der Meisterklassen, wie Traian Sturza, die erste Auftrittsmöglichkeit seit Monaten: „Ich habe das Gefühl, als Musiker mehr Fortschritt gemacht zu haben durch dieses Spielen vor Publikum in München als in den letzten vier Monaten mit digitalen Konzertformaten und Aufnahmen.“ Doch nicht allein der edukative Aspekt stand bei den Konzerten im Vordergrund, denn „es geht auch darum, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. So verbindet sich das Nützliche mit dem Angenehmen“, wie Wen-Sinn Yang treffend formuliert. Und das gelte für beide Seiten, wie Bratschistin Lara Sophie Schmitt verlauten ließ: „Ich fand es sehr, sehr schön für Menschen spielen zu können, die von sich aus nicht die Möglichkeit haben, ins Konzert zu gehen. Ich hatte auch das Gefühl von großer Dankbarkeit.“

 

 

 

Ort
Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik