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Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.

Breitkopf & Härtel: Musikgeschichte als Familiensaga
Seit 1962 in der Geschäftsleitung: zum achtzigsten Geburtstag der Musikverlegerin Lieselotte Sievers

Man liest es nicht ohne andächtige Bewunderung: Da wird vor fast dreihundert Jahren, in der Zeit Bachs, ein Musikverlag gegründet, den ein Gottfried Christoph Härtel 1796 von einem gewissen Christoph Gottlob Breitkopf erwirbt – und dann ist da noch eine Urururenkelin des Gottfried Christoph Härtel, die 1928 in Leipzig als dritte Tochter eines Hellmuth von Hase das Licht der Welt erblickte und jetzt am 18. April 2008 ihren achtzigsten Geburtstag feiern konnte: Lieselotte Sievers, geborene von Hase, gehört seit 1962 zur Geschäftsleitung des traditionsreichen Musikverlags Breitkopf und Härtel, von 1979 an bis heute ist sie zusammen mit Gottfried Möckel Geschäftsführende Gesellschafterin des Verlages. Während ihr Vater (auf unserem Foto im Bild) nach der Zerstörung und dem Verlust des Leipziger Stammhauses 1945 in Wiesbaden den Wiederaufbau vorantrieb, studierte Lieselotte von Hase in Freiburg Violine und Musikpädagogik, ließ sich danach zur Musikalienhändlerin ausbilden, reiste viel ins Ausland und trat 1951 in den Verlag ein. Sie heiratete den Verlagslektor Gerd Sievers und kümmerte sich vor allem um die Bereiche Vertrieb, Werbung und Urheberrecht. In den Fachausschüssen des Deutschen Musikverleger-Verbandes schätzt man ihre Kompetenz. Was aber für eine Musikverlegerin neben dem arbeitsreichen Tagesgeschäft am wichtigsten sein dürfte, das hat sich Lieselotte Sievers unverändert bewahrt: Liebe zur Musik, Neugier für alles, was junge Komponisten heute so komponieren, kritische Anteilnahme am allgemeinen Musikbetrieb, wozu auch die Freuden und Nöte eines Musikverlages gehören. Wenn man die unverändert jung und mädchenhaft wirkende Lieselotte Sievers in Oper, Konzert oder auf Festivals trifft, weiß man, dass es stimmt: Musik hält jung. gr

Eigenständige Musik schreiben und an deren Realisierung mitwirken
Die Komponisten-Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung gingen an Dieter Ammann, Márton Illés und Wolfram Schurig
Wie jedes Jahr vergab die Ernst von Siemens Musikstiftung auch diesmal neben dem Hauptpreis Förderpreise an jüngere Komponisten (je 40.000 Euro, insgesamt konnten 2,1 Millionen Euro für diese Komponistenpreise und etwa 60 weitere Projekte vergeben werden). Dieses Jahr wählte die Jury den Schweizer Dieter Ammann (geb. 1962, Foto: links, alle Fotos: www.dashuber.de), den Österreicher Wolfram Schurig (geb. 1967, Foto: rechts) und den Ungarn Márton Illés (geb. 1975, Foto: Mitte) aus. Alle drei Komponisten sind in Kreisen der zeitgenössischen Musik gut bekannt. Gewiss würdigte man auch neben dem kompositorischen Schaffen den Einsatz aller drei Musiker auf organisatorischem oder interpretatorischem Gebiet. So kommt ­Dieter Amman ursprünglich aus der Jazz-Szene, in der er als Multiinstrumentalist (Trompete, Klavier/Keyboard, Bass) kreativ mitwirkte. Die Erfahrungen hat er in sein kompositorisches Arbeiten eingebracht. Der Rihm-Schüler Márton Illés, der heute in Karlsruhe lebt, hat 2006 ein eigenes Kammermusikensemble gegründet, in dem er als ­Pianist oder auch als Dirigent mitwirkt.
Und Wolfram Schurig ist auf organisatorischem Gebiet hauptsächlich durch das von ihm 1995 gegründete und geleitete, herrlich unkonventionelle Festival „bludenzer tage zeitgemäßer musik“ an die Öffentlichkeit getreten. Musik auf ganz eigenständige Art schreiben und zugleich an ihren Realisationsmöglichkeiten mitwirken – dieser Doppelaspekt hat in diesem Jahr wohl die Juryentscheidung wesentlich mitbestimmt. rs

Jazz- und Big-Band-Geschichte geschrieben
Der langjährige Leiter der NDR Bigband Dieter Glawischnig geht in den Ruhestand

„… diese Band ist einfach fabelhaft!“, so das Urteil Al Jarreaus nach der Zusammenarbeit mit der NDR Bigband 2007. „Einfach fabelhaft“, so sicher auch sein Urteil über ihren langjährigen Leiter Dieter Glawischnig, der sich im Sommer 2008 nach 27-jähriger Tätigkeit beim NDR in den Ruhestand verabschieden wird. Neben der Bewahrung der Bigband vor dem drohenden Aus in den 80er-Jahren ist es zweifelsohne ihm zu verdanken, dass das Orchester sich in den letzten Jahren an die Spitze der Big-Band-Kultur Europas gespielt hat.
Mit zum Teil ungewöhnlichen Projekten, wie mit Musik von Jimi Hendrix oder Michael Gibbs und mit seinen Ernst-Jandl-Vertonungen habe Glawischnig im Bereich „Jazz und Texte“ durchaus Big-Band-Geschichte geschrieben, so die Einschätzung Wolfgang Kunerts, ehemaliger Leiter der Jazzabteilung des NDR.
Vor allem aber schrieb Glawischnig europäische Jazzgeschichte: nicht nur als Mitorganisator der 1. Internationalen jazzwissenschaftlichen Tagung in Graz in seiner Funktion als Musikwissenschaftler, sondern vor allem als Mitbegründer des ersten Jazzstudiengangs Europas an der damaligen Musikhochschule seiner Heimatstadt Graz (heute KUG – Kunstuniversität Graz) und als einer der Gründungsväter des Fachbereichs „Jazz und Popularmusik“ an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg in den 80er-Jahren. Hier wie dort regte er ein „Zwei-Säulen-Modell“ an, bei dem die angehenden Jazzer auch im klassischen Bereich unterrichtet werden. „Wer auch Bach und Schönberg gespielt hat, der wird natürlich im Jazz gleich anders spielen“, so Glawischnigs Meinung.
Trotz nahendem Ruhestand wird Glawischnig sicher nicht in den Tiefen der Jazzvergangenheit verschwinden. Bereits im November hat er seinen „ersten Gig“ mit der NDR Bigband und wird sich weiterhin mit Musizieren, Komponieren und Projekten im Bereich „Jazz und Texte“ befassen. Einfach fabelhaft eben!

Korrigenda zu nmz 4/08
Versehentlich druckten wir auf Seite 24 der nmz 4/08 folgende Bildunterzeile ab: „Klaus-Martin Heinz, derzeit Sprecher des Arbeitskreises der Musikausbildungsstätten in Deutschland, regt die Zusammenarbeit von Musik­akademien und Musikschulen an.“ Anstelle von „Musikschulen“ muss es richtiger Weise „Musikhochschulen“ heißen. Ein weiterer Fehler passierte auf Seite 35, wo die Autorenzeile fehlte. Autor des Beitrags zu den Karajan-Veröffentlichungen ist Georg Beck. Wir entschuldigen uns für die Versehen. Die Redaktion

Frank Michael Beyer
Am 20. April 2008 verstarb der Komponist Frank Michael Beyer in seiner Berliner Wohnung. Damit verliert das deutsche und vor allem das Berliner Musikleben einen seiner unverwechselbarsten, engagiertesten Protagonisten. Anlässlich seines 80. Geburtstags wenige Wochen zuvor hatte ihm die nmz ein Porträt gewidmet, nachzulesen in der Ausgabe 3/08 oder .

Zum Tode von N. Junger
Norbert Junger, Geschäftsführender Gesellschafter der Bubenreuther Pyramid Saiten- und Stimmpfeifenfabrik Junger GmbH, ist im Alter von 80 Jahren verstorben. In vielfältiger Weise hatte sich Junger für die Angelegenheiten der deutschen und europäischen Musikwirtschaft eingesetzt. Er vertrat in zahlreichen Ehrenämtern international erfolgreich die Belange dieser Branche. Neben der jahrzehntelangen Mitarbeit im Vorstand des Bundesverbandes der deutschen Musikinstrumenten-Hersteller e.V. hat sich Junger in besonderer Weise um die Zusammenführung der europäischen Verbände bemüht. Er war seit der Gründung der Vereinigung der Europäischen Musikinstrumente-Hersteller-Verbände Mitglied des gemeinsamen Rates und hat dort unter anderem als Präsident gewirkt. Für sein Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Höppner neuer Vizepräsident des EMC
Die Mitgliederversammlung des Europäischen Musikrates (EMC) hat bei ihrer im April in Brünn (Tschechien) stattfindenden Jahresversammlung folgende neue Vorstandschaft gewählt: Präsident: Timo Klemettinen (Finnland), Vizepräsident: Christian Höppner (Deutschland), Schatzmeister: Stef Coninx (Belgien). Weitere Vorstandsmitglieder sind: Erling Aksdal (Norwegen), Prof. Dr. Harald Huber (Österreich), Petra Mohorcic (Slowenien), Ugis Praulinš (Lettland). Christian Höppner nach seiner Wahl: „Grundlage der Europäischen Kulturpolitik muss der Schutz und Ausbau kultureller Vielfalt sein. Kulturelles Erbe, transkultureller Dialog und das Erleben künstlerischer Ausdrucksformen unserer Zeit gehören dazu. So stehen die Implementierung der UNESCO-Konvention zum Schutz und Förderung Kultureller Vielfalt, der Schutz des Geistigen Eigentums und medienpolitische Fragen genauso auf der Agenda, wie der bessere Verbund zivilgesellschaftlicher Strukturen.“

Immer ein Geheimtipp geblieben
Dem Cellisten Vladimir Orloff zum achtzigsten Geburtstag

Am 26. Mai diesen Jahres begeht ein Musiker seinen 80. Geburtstag,der wohl nur noch einigen wenigen Musikkennern ein Begriff ist, ein Cellist aus Rostropowitschs Generation, der – ähnlich wie Daniil Schafran – nie den Bekanntheitsgrad erreicht hat, der ihm eigentlich zusteht. Vladimir Orloff ist eher ein stiller, ja scheu zurückhaltender Künstler, der am liebsten nur „in seinen Tönen spricht” – dies aber um so eindrucksvoller. Geboren wurde er in Odessa, der Stadt, aus der so viele bedeutende Musiker hervorgegangen sind – David Oistrach zum Beispiel, der ein Freund der Familie Orloff und das erste große Vorbild des jungen Vladimir war. 1942 wanderte die Familie nach Bukarest aus. Orloff studierte an der dortigen Musikakademie und wurde, nachdem er 1955 einen ersten Preis beim Warschauer Musikwettbewerb gewann, in Rumänien zum „Staatssolisten” ernannt. Er konzertierte daraufhin in vielen Ländern des damaligen Ostblocks. 1957 gewann er den Genfer Musikwettbewerb und durfte nach vielen Schwierigkeiten im Jahre 1964 zu Konzerten in die Schweiz reisen. Um sich als Künstler freier entfalten zu können, beschloss er, nicht nach Rumänien zurückzukehren. Er wurde für zwei Jahre Mitglied der Wiener Philharmoniker und anschließend zum Professor an die Wiener Musikakademie berufen. In dieser Zeit begann er eine sehr intensive Solokarriere im westlichen Ausland und musizierte mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Sir John Barbirolli, Sir Eugene Goossens, Sir Adrian Boult, Wolfgang Sawallisch, Karel Ancerl, Hans Swarowski, Constantin Sylvestry und Sergiu Commissiona. 1971 erhielt Orloff einen Ruf an die University of Toronto, dem er vor allem deshalb folgte, weil er sich in Kanada vor den Aktivitäten des rumänischen Geheimdienstes sicherer fühlte. Die große räumliche Distanz zu Europa, der ersatzlose Verlust seines aus Altersgründen zurückgetretenen Managers, einige gesundheitliche Probleme und nicht zuletzt sein sehr bescheidenes Naturell waren wohl die Gründe dafür, dass er immer ein „Geheimtipp” blieb. an
CD-Tipp „The Art of Vladimir Orloff“ (DOREMI DHR-7711-13), unter anderem mit Cellokonzerten von Haydn, Schumann, Elgar, Saint-Saens, Chatschaturjan und Schostakowitsch, erhältlich in Deutschland z.B. bei: www.jpc.de

L’Espace dernier – der letzte Raum
Matthias Pintschers Oper konzertant in Frankfurt

Der Opernbetrieb pflegt gern und oft seine Versäumnisse. Da wird vor vier Jahren an der Pariser Oper ein wichtiges Musiktheater-Werk eines der profiliertesten jüngeren deutschen Komponisten uraufgeführt und keine der hoch subventionierten größeren deutschen Opernbühnen hat es bisher geschafft, Pintschers „L’Espace dernier“ (Der letzte Raum) in Szene zu setzen. Immerhin werden jetzt Alte Oper Frankfurt und Frankfurter Oper gemeinsam Matthias Pintschers musiktheatralische Auseinandersetzung mit dem französischen Dichter Rimbaud wenigstens konzertant aufführen: am 17. Mai 2008 (19 Uhr) in der Alten Oper Frankfurt. Unter Paolo Carignanis Leitung spielt das Frankfurter Opernorchester, weiter wirkt das SWR Vokalensemble sowie ein hochkarätiges, kompetentes Sängerensemble mit. Pintschers Rimbaud-Oper ist keine musikalisierte Biographie, sondern eine tief eindringliche Reflexion über des Dichters Kunst. Eine konzertante Darstellung ist vielleicht sogar geeigneter, die Absichten des Komponisten zu verdeutlichen, als eine davon ablenkende szenisch-optische Inszenierung. Pintschers „L’Espace dernier“ ist neben Lachenmanns „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und den Musiktheaterwerken von Beat Furrer und Salvatore Sciarrino sicher der ästhetisch wichtigste Beitrag zur Weiterentwicklung der Kunstform Oper.

Unterhaltsames mit Avantgardistischem verzahnt
Zum fünfundsiebzigsten Geburtstag des Komponisten Karl Heinz Wahren

Der Komponist Karl Heinz Wahren gehört zu den wenigen Kunstschaffenden seiner Generation, denen es gelungen ist, Avantgarde mit hörerfreundlicher Musik zu kombinieren und die Felder, je nach Auftrag und Anlass in gleicher Qualität zu wechseln. Dies spricht nicht nur für intelligente Souveränität und fundiertes Wissen mehrerer kompositorischer Sparten, sondern auch für einen Menschen, der stets bedacht ist, gesellschaftliche Gegebenheiten in seine Arbeit miteinzubeziehen.
Wir erinnern uns an die 60er-Jahre, dem dezenten Beginn der Neuen-Musik-Szene, sich ins Gespräch zu bringen. Karl Heinz Wahren reagierte mit der Gründung der „Gruppe Neue Musik“ gemeinsam mit den Kollegen Gerald Humel, Wilhelm Dieter Siebert und Erhard Großkopf, eine Vereinigung, die bis heute nichts von ihrem guten Ruf eingebüßt hat. Mit seinen drei großen Opern „Fettklößchen“ (1976), „Goldelse“ (1987) und „Galathee die Schöne“ (1994), die wie keine andere moderne Oper 20 bis 30 Aufführungen verbuchen konnten, erreichte er ein großes, dankbares Publikum. Trotzdem ist seine Liebe zur Kammermusik geblieben und der Stil des reiferen Komponisten hat sich merklich verdichtet. Kaum spürbar sind nun die unterhaltsamen mit den avantgardistischen Momenten verzahnt, zugunsten der Letzteren. Eine gekonnte dramaturgische Idee, ausgesuchte Texte für Lieder und ein Geschick für gute Klangkombinationen und Besetzungen zeichnen das späte Werk aus. Neben mehr als 50 Kammermusikwerken und 3 Opern hat Wahren 18 Orchesterwerke geschrieben. Karl Heinz Wahren wurde 1933 in Bonn geboren und wuchs in Gera/Thüringen auf. Ab 1953 studierte er an der Hochschule für Musik in Berlin Klavier und Komposition. Im Anschluss profilierte er sich durch Studien beim Zwölftöner Josef Rufer und bei Karl Amadeus Hartmann. 1969 erhielt er den begehrten Rom-Preis, 1970 den Preis der Rostrum of Composers der Unesco Paris für seine Orchesterkantate „Du sollst nicht töten“, 1978 den Förderpreis der Akademie der Künste, 1994 das Bundesverdienstkreuz, 2001 den GEMA-Ehrenring und 2003 die Werner-Egk-Medaille. Als langjähriger Präsident des Deutschen Komponistenverbandes hat sich Karl Heinz Wahren für die Belange und Rechte der Komponisten eingesetzt und hat dabei vorurteilslos Kollegen aller Sparten gefördert. Adelheid Krause-Pichler

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