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Vom gefesselten Finger zum fesselnden Vortrag

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Didaktisch-methodische Werke und Konzertantes für den Geigenunterricht mit KindernOrchester-Probespiel, Bd. I, hrsg. von Karin Boerries unter Mitarbeit von Artur F.Wendt, Bd. II Oswald Kästner, Schott ED 7850 und 7851. Band 1: Konzertmeister und Vorspieler der 1.Violinen – Eine kluge und umsichtige Auswahl von Soli aus der Oratorien- und Orchesterliteratur, die leider bei Alban Berg (Lulu) endet. Als richtig empfindet man das Fehlen von Fingersätzen, die ohnehin vom versierten Instrumentalisten selber gefunden werden müssen. Band II: Violine 1 (Tutti) und Violine 2. Dies ist eine sehr glückliche Ergänzung dessen, was an Orchesterstudien bisher vorliegt. Besonders positiv die Studien im Mozart-Repertoire. Es fehlen Studien, die vom Tutti das permanente Spiel in höchsten Lagen verlangen, wie z.B. Stellen aus „Moses und Aaron“ (Schoenberg). Eine CD ist vom Verlag beigefügt, die diese wertvolle und schöne Ausgabe klanglich ergänzt. Anja Elsholz: Susi und Eddi; Geigenschule für Kinder, Bd. 1 für Einzel- und Gruppenunterricht, Heinrichshofen N 2441. Eine Instrumentalschule, die das im didaktisch-methodischen Bereich vorliegende Material fortsetzt. Es wird mit „Griffweisen“ gearbeitet, in der linken Hand beginnt das Spiel mit dem 1. Finger, die rhythmischen Anforderungen gehen über einfachste Proportionen nicht hinaus. Positiv das frühe Üben des Saitenwechsels. Lustig die Idee, nach dem Studium des 1. Bandes ein Zeugnis auszustellen. Eine exemplarische Hinwendung zum Gruppenunterricht ist für mich nicht zu ersehen, außer daß natürlich alle alles zusammenspielen können. Die 2. Stimme bleibt beim Lehrer. Devy Erlih: Tonleitern und tägliche Übungen für Violine in 2 Heften, Heft 1: #-Tonarten, Heft 2: b-Tonarten, Alfons Leduc AL 28 898 und 29 404. Nach neun Seiten allgemeiner Übehinweise, die das in allen Tonarten gleiche Tonleitermaterial für den Bogen mit Übeideen aufbereiten, findet man zu den Intervallskalen (Sexten, Terzen) auch bei Oktaven den Hinweis, daß der Lagenwechsel nur allmählich vorzunehmen sei. Donnerwetter! Man kann bei Flesch bleiben oder besser noch bei Galamian. Dort findet man immerhin auch noch Chromatik. Positiv die Übungen zur Kräftigung der Finger („gefesselter Finger“ S.6). Julius Winkler: Die Technik des Geigenspiels, Analysen ausgewählter Etüden, neu herausgegeben von Wolfgang Schneiderhan und Marianne Jäger Mebes, Doblinger 09 666. Diese verdienstvolle Neuedition hat wenige vergleichbare Analysen im Notenhandel, vielleicht noch die von Flesch herausgegebenen ersten zehn Kreutzeretüden. Bevor die kostbaren und noch unbekannten Analysen der Rode-Capricen von Karl Klingler erscheinen, wird diese wertvolle Edition ein Unikat bleiben. Es ist ein Vergnügen, sich mit dem profunden geigerischen Wissen J. Winklers zu beschäftigen. Benedikt Bach: Die fidele Fidelfibel, Geigenstunden für Anfänger; ein Begleitheft zu jeder Violinschule, Zimmermann Frankfurt/Main, ZM 3O39O. Dieses Heft ist eine Bereicherung im Notenschrank des Lehrers, der nach methodischen Hilfen im Unterricht nicht nur des Anfängers sucht. Die Festigkeiten im Bereich der linken Hand und des rechten Arms des Geigers (Bratschisten) werden an der Wurzel gepackt und elementar aufgearbeitet. Zu wünschen wäre eine ähnlich instruktive und gründliche Behandlung der Bogenfunktionen. Nicht nur für die Arbeit mit Anfängern geeignet. Ist es aber ein kleiner Spieler, braucht es einen erfinderischen Lehrer, um den so wichtigen aber trockenen Stoff musikalisch zu bereichern. Ulrich Lehmann: Neue Doppelgriff-Technik für Violine, Edition Hug 1145O. Das Neue an diesem nicht für Anfänger und unerfahrene Spieler gedachten Werk ist die Arbeit an der Extension der linken Hand. Um dies zu erreichen, wendet V. den sog. „Unisono-Griff“ an, d.h. das Spiel einer Prim (h’-h) in der 1. Lage. Somit wird der Anfang gelegt für eine Systematik aller „abgelangten“ Griffe bis hin zu Fingersatzoktaven, für die in der Literatur nur wenig Vergleichbares zu finden ist. Hohe Schule der Geigentechnik. Der Band wird eingeleitet mit einem liebenswürdigen Vorwort Sir Yehudi Menuhins. Geeignet fürs Vorspiel Frauen komponieren; 13 Stücke für Violine und Klavier, herausgegeben von Barbara Heller und Eva Rieger, Schott ED 8132. Diese reizvolle Anthologie überzeugt durch stilistische Vielfalt und durch eine qualitätsbewußte Auswahl der Herausgeberinnen. Sie enthält nicht nur aus dem Schatten männlicher Konkurrenz heraus getretene Namen, sondern auch geigerisch dankbare und musikalisch wertvolle Stücke von u.a. Lili Boulanger, Johanna Senfter und Susanne Erding. Sehr gute Literatur in einer schönen Ausgabe mit informierenden Biographien. Alexej Janschinow: Concertino im russischen Stil für Violine und Klavier op. 35, Peters E.P. 11846. Wer im Unterricht mit Anfängern nach Werken im Konzertstil Ausschau hält, wird in diesem Concertino ein Werk finden, das an die Seite entsprechender Konzert von wie z.B. Küchler und Seitz tritt. Das Stück ist einsätzig und vereint in verschiedenen Tempi Spieltechniken, die den Schwierigkeitsgrad II nicht übersteigen. Johann Baptist Vanhal: Drei Sonaten für Violine und Klavier, op.30/1 B-Dur, op.30/2 Es-Dur, Op.30/3 G-Dur, Herausgeber: John F. und Virginia F. Strauss, Doblinger DM 1181-1182-1183 Diletto Musicale. Die drei Sonaten Vanhals sind geprägt vom Geist der Wiener Klassik und im Satz zwischen Geige und Klavier so ausgeglichen, daß hier von echtem Duo-Spiel gesprochen werden kann, wiewohl der Komponist die Besetzung als für Klavier mit obligater Violine bezeichnet. Die Sonaten füllen durch ihren mittleren Schwierigkeitsgrad einen wichtigen Raum in der Unterrichtsliteratur und sind bei Doblinger in einer guten Ausgabe erschienen. Johann Georg Backofen: Sonate F-Dur für Violine (Flöte) und Harfe, hrsg. von Gertrud Schneider, Doblinger DM 1210 Diletto Musicale. Werke in dieser Besetzung erfreuen sich großer Beliebtheit Die Kombination mit der Flöte könnte reizvoller als die mit der Violine sein. Eine liebenswürdige Komposition, bei der der Harfenpart bevorzugt ist (Violine Schwierigkeitsgrad 3). Niels Wilhelm Gade: Volkstänze für Violine und Klavier op.62 im nordischen Charakter, hrsg. von Susanne Hoy, Ed. Breitkopf 8076 (17523). Die lebendigen und schwungvollen Stücke haben weniger folkloristischen Charakter als es der Titel vermuten läßt. Sie erfordern eine sichere Doppelgriff- und Bogentechnik. Dem virtuosen geigerischen Part steht ein klangvoller Klaviersatz von mittlerer Schwierigkeit gegenüber, der aber einen musikalisch ebenbürtigen Duopartner fordert. Die Joseph Joachim gewidmeten vier Volkstänze sind ein bedeutender Beitrag zur romantischen Geigenliteratur. Rober Schumann: Sonate für Klavier und Violine a-Moll op.105, hrsg. von Wiltrud Haug-Freienstein, Klavier, Hans-Martin Theobald und Kurt Guntner, Violine, Henle Verlag, Urtext. Mit der 1994 erschienenen Urtext-Ausgabe dieser ebenso berühmten wie schönen Sonate von Schumann steht nunmehr eine Auflage zur Verfügung, die durch Genauigkeit in Dynamik und Artikulation dem Studium des Werkes neue Aspekte vermittelt. Der Violinpart ist mit ausgezeichneten Bogen- und Fingersatzangaben eingerichtet. Gabriel Fauré: Sicilienne op.78 für Violine (Viola) und Klavier, Edited and arranged by Roy Howat, Edition Peters No. 7386. Eine Bearbeitung der Sicilienne für Violoncello und Klavier von Fauré selbst existiert. Durch die Einrichtung von Roy Howat liegt nun eine Ausgabe vor in einem Stilbereich, für den es sonst schwierig ist, geeignete Literatur zu finden, die im Unterstufenbereich zu spielen ist. Eine ossia-Fassung über 18 Takte im Mittelteil ist dann ggf. heranzuziehen. Nicolas Medtner: Zwei Canzonen mit Tänzen (Nr.1 C-Dur, Nr.2 h-Moll) für Violine mit Klavierbegleitung op .43, Zimmermann Frankfurt ZM 31070. Diese originellen und originären Stücke des deutsch-russischen Komponisten erfordern vom Geiger eine sich im Vorfeld der Virtuosität bewegenden Finger- und Bogentechnik. Durch ihre Kürze sind sie zu Studienzwecken sehr geeignet, durch ihre schwungvolle Faktur eine Bereicherung des „Speisezettels“. Im Klavier ist Mittelstufenbereich gefordert. Ingolf Turban: Kadenz zum Violinkonzert Nr.2 von Nicoló Paganini (Schott ED 8114) Eine Kadenz zu Paganinis 2. Konzert fehlte bislang. Sie zu komponieren verlangt einen Komponisten, der mit dem Werk Paganinis nicht nur als Musiker, sondern auch als Geiger bestens vertraut ist. Die Virtuosität, die diese Kadenz erfordert, ist ganz aus geigerischem Können geboren. Play Gershwin, arrangiert von Allan Gout, Faber Music ISBN 0571-51622 X Auf das Einfachste reduziert, bleiben diese Arrangements immer noch echter Gershwin. (Schw.gr. U II) Der Geigenlehrer, der die „Szene“ kennt, könnte die Fingersätze im Geigenpart sicher noch auf die Weise ergänzen, daß der „sound“ wirkungsvoller wird. Der Klavierpart ist einfach. Ferdinand Ries: Sonate für Violine und Klavier op.16 No.1, Edition Kunzelmann GM 1313 a. Was für Pianisten Clementi oder Kuhlau bedeuten, findet man als Geiger in dieser Sonate. Der Charakter verbleibt im Gefälligen und geht in seinen technischen Ansprüchen kaum über die Schwierigkeit einer klassischen Sonatine hinaus. Ein nettes Stück im mittleren Schwierigkeitsgrad.

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