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Wege, Hintergründe

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Zehn Jahre Chorleiter-Forum
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Die erfolgreiche Arbeit mit einem Chor steht und fällt mit der Literaturauswahl durch den Chorleiter. Viele Chorleiter/-innen sind aufgrund ihrer Ausbildung gut informiert über Chorliteratur aus unserer musikalischen Vergangenheit von Renaissance, Barock, Klassik bis zur Romantik. Mit zeitgenössischer Literatur dagegen haben sie – aus welchem Grund auch immer – häufig wenig Kontakt. Auch die Literatur aus den Bereichen von Jazz und Pop et cetera ist für viele ein unbekanntes Terrain. Zeitgenössische Chorliteratur kennen lernen ist daher einer der wichtigsten Inhalte der Fortbildung für Chorleiter jeglicher Kategorie von Chören. Nur derjenige, der ein Gespür hat für Qualität und angemessenen Schwierigkeitsgrad der Werke, die er bei seiner Programmplanung auswählt, kann seine Chormitglieder und sein Publikum zufrieden stellen und auch von zeitgenössischer Literatur begeistern. Dabei ist der effektivste Weg, um neue Literatur kennen zu lernen und für den eigenen Gebrauch richtig einzuschätzen, das aktive Ansingen von Partituren und der Erfahrungsaustausch mit Chorleiterkolleginnen und -Kollegen.

Aus dieser Erkenntnis heraus wurde vor zehn Jahren in Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis für Musik in der Jugend (AMJ) und dem Deutschen Centrum für Chormusik in Limburg das „Chorleiter-Forum“ gegründet, dem in der Zwischenzeit circa 800 Chorleiter als aktive Mitglieder beigetreten sind. Es handelt sich dabei um eine Arbeitsgemeinschaft, die über die Grenzen von Chorverbänden hinweg für alle interessierten Chorleiter offensteht. Die Anbindung an den AMJ und an das Centrum für Chormusik hat rein organisatorische beziehungsweise musikalische Hintergründe. Bei den alljährlichen Arbeitswochenenden, zu denen mittlerweile jeweils mehr als 100 Chorleiter nach Limburg kommen, um sich von Referenten und Komponisten über Neues in der internationalen Chorszene informieren zu lassen, geht es ausschließlich um die Chormusik selbst. Dabei wird die einmalige Sammlung von Chorliteratur aus aller Welt, die im Centrum für Chormusik in Limburg, einem Haus voller Chorpartituren, zur Ansicht zur Verfügung steht, von vielen Teilnehmern als wertvolle Informationsquelle für interessante neue Literatur durchsucht. Renommierte Komponisten und international bekannte Chorleiter - darunter Namen wie zum Beispiel Knut Nystedt, John Rutter, Vytautas Miskinis, Vic Nees, Alfred Koerppen, Wolfgang Stockmeier, Wolfram Buchenberg, Morten Lauridsen oder Robert Sund, Bo Johansson, Frieder Bernius, Matthias Becker – waren bisher zu den Tagungen eingeladen. Die Kompositionen werden in Auszügen im Sinne einer reading session von den teilnehmenden Chorleitern angesungen. Die Komponisten erläutern inhaltliche und persönliche Hintergründe. Die Referenten zeigen methodische Wege der Erarbeitung auf. Die Chorleiter informieren sich in Gesprächen gegenseitig über ihre speziellen Erfahrungen mit Chorliteratur. Bei jedem Jahrestreffen wird ein Chor eingeladen, der in einem abschließenden Konzert neue Literatur vorstellt. So gab es unter anderem Konzerte mit dem „Kammerchor Stuttgart“, dem Frauenchor „Concentus“ aus Norwegen, dem „Nordic Chamber Choir“, den Chören „Cant‘ Ella“, „Carpe Diem“ und „Cantabile“ und mit „Klangfarben Gießen“. Es wurden Schwerpunkte gesetzt wie zum Beispiel Skandinavische Chormusik, unbekannte Chorwerke der Romantik, Jazzchor-Literatur. Es gab Diskussionsrunden über den Deutschen Chorwettbewerb und Informationen über juristische Fragen der Beschaffung und Benützung von Chormaterial. Der amerikanische Spezialist Stan Engebretson referierte über seine Methode, Chöre zu jazziger Phrasierung zu führen. Manfred Bender gibt regelmäßig neueste Informationen über das von ihm gegründete und geleitete Deutsche Centrum für Chormusik. Das nächste Wochenendtreffen des Chorleiter-Forums findet statt vom 19. bis 21. Januar 2007 in Limburg. Vorgesehen sind reading sessions mit den Komponisten Yaakko Mäntyjärvi (Finnland) und Max Beckschäfer (München) in Zusammenarbeit mit dem Chorleiter Kurt Suttner. Raimund Wippermann wird in einem Workshop aufzeigen, wie er mit seinem Mädchenchor am Essener Dom eine Komposition von Rolf Rudin erarbeitet und wird im traditionellen Chorkonzert mit seinem Chor unter anderem eine Auftragskomposition von Mäntyjärvi uraufführen. Gabriel Dessauer wird Chormusik des englischen Komponisten Karl Jenkins vorstellen.

Infos sind erhältlich in einem Sonderprospekt (Tel. 05331/460 16) und im Internet unter www.amj-musik.de .

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