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10.8.: kulturelle bildung aktuell +++ rechtschreibreform

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Lehrerverband: Kein Chaos bei Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung +++ Hessens Kultusministerin Wolff: Machtspiele der +++ Verlagsgruppe Handelsblatt bleibt bei neuer Rechtschreibung +++ ARD bleibt bei reformierter Rechtschreibung

Lehrerverband: Kein Chaos bei Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung
Hamburg (ddp). Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, erwartet keine Probleme bei einer möglichen Rückkehr zu den klassischen Rechtschreibregeln. Ein Stopp der Rechtschreibreform sei «durchaus» Lehrern und Schülern zumutbar, sagte Kraus der «Bild»-Zeitung (Dienstagausgabe). «Von den 700 Wörtern Grundwortschatz, den Viertklässler schriftlich beherrschen müssen, brauchen sie gerade einmal 20 Wörter neu zu lernen.» Ein «viel größeres Chaos gibt es, wenn wir weiter eine Orthographie lehren, die außerhalb der Schule immer weniger praktiziert wird».
Der Präsident bezeichnete die von Schulbuchverlagen genannten Umstellungskosten in Höhe von rund 250 Millionen Euro als «aufgebauscht». Ein Austausch der Literatur sei kein Problem, da viele Bücher «sowieso nach fünf bis sechs Jahren zerfleddert» seien und ausgetauscht werden müssten. Kraus sagte: «Es kommen keine gigantischen Kosten auf Eltern und Kommunen zu.» Es solle aber eine Übergangsfrist bis 2010 geben.
Kraus trat Befürchtungen entgegen, Schüler könnten durch die Umstellung schlechtere Noten bekommen: «Kein Kind wird einen Nachteil haben, kein Schüler deshalb sitzen bleiben." Die Lehrer würden voraussichtlich über 2005 hinaus nur Fehler anstreichen, die in beiden Schreibweisen falsch seien.

Hessens Kultusministerin Wolff: Machtspiele der Zeitungsverlage
Mannheim (ddp-swe). Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) hat die Kritiker der Rechtschreibreform scharf kritisiert. «Die Debatte ärgert mich, zumal diejenigen, die sich jetzt zu Wort melden wie Schriftsteller und Verlage, ihre Bedenken schon vor Jahren hätten anmelden können», sagte Wolff dem «Mannheimer Morgen» (Dienstagausgabe). Sie würde sich wünschen, dass sich «viele, die sich so ereifern, um wichtigere Dinge kümmern würden».
Dass in Österreich und der Schweiz ein Proteststurm gegen das neue Regelwerk ausgeblieben ist, erklärt sich die CDU-Politikerin mit der allgemeinen Stimmungslage in Deutschland. «Die Rechtschreibreform ist ein Stellvertreter-Thema für all die anderen Reformen, mit denen wir Deutsche uns zurzeit schwer tun.» Überdies sei es ein Thema, das «toll ins Sommerloch passt». Den Zeitungsverlagen, die eine Rückkehr zur alten Schreibweise angekündigt haben, warf die Ministerin Machtspiele vor. Sie bauten eine Fiktion auf.

Verlagsgruppe Handelsblatt bleibt bei neuer Rechtschreibung
Düsseldorf (ddp). Die Verlagsgruppe Handelsblatt will an der neuen Rechtschreibung festhalten. Die Chefredakteure des «Handelsblatts», der «Wirtschaftswoche», des Magazins «EURuro» sowie der «Jungen Karriere» seien sich einig, dass es für eine Rückkehr zu den alten Regeln jetzt keinen Grund gebe, teilte die Verlagsgruppe am Dienstag in Düsseldorf mit.
Die Chefredakteure betonten, die dafür demokratisch legitimierten Institutionen hätten vor Jahren die Rechtschreibreform einstimmig beschlossen. Als Demokraten respektierten sie diese Entscheidung, egal wie sie «persönlich und im Einzelnen» dazu stünden. «Wir tun dies auch im Interesse einer einheitlichen und an den Bedürfnissen unserer Kinder orientierten Regelung.»

ARD bleibt bei reformierter Rechtschreibung
Hamburg (ots) - Die ARD sieht derzeit keine Veranlassung, von der reformierten Rechtschreibung abzuweichen. Das stellten die Intendanten des Senderverbunds übereinstimmend in einer Schaltkonferenz fest. Bei ihrer Entscheidung ließen sich die Intendanten insbesondere von der Verantwortung für die heranwachsende Generation leiten. Prof. Jobst Plog, ARD-Vorsitzender: "Übereilte Schritte scheinen uns nicht geeignet, die nach dem Vorstoß zweier Verlagshäuser eingetretene Konfusion zu verringern. Deshalb bleiben wir bis auf weiteres bei den Regeln, die in den Schulen unterrichtet werden." Ausführlich wird sich die ARD mit der künftigen Rechtschreib-Praxis auf der Intendantensitzung Mitte September in Köln beschäftigen. Die neun Landesrundfunkanstalten und die Deutsche Welle waren ebenso wie die Nachrichtenagenturen, Zeitschriften und nahezu alle Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor fünf Jahren zur neuen Rechtschreibung übergegangen.