Body
Finanznot der Gemeinden und Auswirkungen auf die Kreismusikschule Tirschenreuth +++ Musikschule Esslingen: Im neuen Glanz, aber ohne den alten Klang?
Wenn Streichen Pflicht wirdFinanznot der Gemeinden und Auswirkungen auf die Kreismusikschule Thema im Kreisausschuss
Tirschenreuth. (asp) Was passiert, wenn die Rechtsaufsicht am Landratsamt den Kommunen sagt, die freiwilligen Leistungen sind zu streichen? "Dann wird wohl auch der Gemeindeanteil an der Kreismusikschule dem Rotstift zum Opfer fallen," vermutete CSU-Fraktionsvorsitzender Toni Dutz am Montag im Kreisausschuss.
In der Sitzung kam das Thema wieder einmal zur Sprache. Denn der Landkreis leistet sich nun einmal seit 1980 eine eigene Musikschule. Und die kostet Geld. Rund 700000 Euro in diesem Jahr, die nicht anderweitig abgedeckt sind. Neben dem Freistaat, der seinen Anteil von ursprünglich einmal einem Drittel auf mittlerweille gerade noch acht Prozent reduziert hat, beteiligen sich an der Einrichtung auch die Eltern - und die Gemeinden. Grundlage ist eine Vereinbarung, die vor Jahren mit dem Landkreis geschlossen wurde. Doch diese Leistungen stehen nun auf dem Prüfstand. Die Finanzierung der Schule könnte schnell gefährdet sein. "Nämlich dann, wenn bei den Gemeinden der Haushalt nicht mehr genehmigungsfähig ist", so Dutz.
Die Rechtsaufsicht werde dann wohl anweisen, alle freiwilligen Leistungen zu streichen. Dem könnten auch die Gemeindeanteile an der Kreismusikschule zum Opfer fallen. Sie sind nicht bindend. Und in einigen Kommunen werde das passieren, glaubte der Fraktionsvorsitzende. "Die Vereinbarung müsste dann aufgekündigt werden", so Landrat Karl Haberkorn.
Dann wird daraus allerdings ein Bumerang. "Wäre die Konsequenz nicht, dass wir die Kosten über die Kreisumlage entrichten?", fragte sich SPD-Fraktionschef Norbert Scharf. Er forderte Einsparungen bei den Personalkosten, die immerhin 95 Prozent der Gesamtkosten betragen.
Scharf wollte das Problem allerdings lieber nicht in den Haushaltsberatungen diskutieren. Da es mitten im Schuljahr sei, sollte eine Lösung für das nächste Jahr angepeilt werden. Kreisrat Engelbert Meier erinnerte den SPD-Sprecher aber daran, dass das neue Schuljahr im Setember beginne und damit im anstehenden Haushaltsjahr liege. Auch der Landrat wies auf die drängende Zeit hin. Im Mai beginne die Ausschreibung für das neue Schuljahr.
Einsparungen beim Personal gestalten sich nach Haberkorns Worten jedoch als schwierig, da jeder, der auch nur eine Stunde unterrichte, den Arbeitsschutzbedingungen des Bundesangestelltentarifs unterliegen würde. Derzeit hat die Kreismusikschule 53 Lehrkräfte, alle mit einer Konservatoriums- oder Hochschulausbildung. Engelbert Meier (CSU) wollte angesichts von rund 70000 Euro Fahrtkosten im Jahr vor allem bei den Unterrichtsorten sparen. Die Eltern hätten sicherlich Verständnis dafür, wenn nicht mehr in 30 Orten des Landkreises unterrichtet werde.
Franz Stahl (CSU) störte sich vor allem am enormen Verwaltungsaufwand der Schule, die Unterrichtseinheiten bis hin zu Minuten aufteile. Landrat Karl Haberkorn verwies auf die Musikschulleitung, wonach diese Abrechnung sogar Kosten spare.
Bis zur nächsten Sitzung wollte Toni Dutz noch drei Fragen beantwortet haben. Zum einen, wie viel Lehrer an einem Ort unterrichten, wo dann Zusammenlegungen möglich seien und ob der theoretische Unterricht nicht zusammengefasst werden könne.
Quelle: http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/0,2123,84162-1-164_0_0,00.html
Musikschule Esslingen: Im neuen Glanz, aber ohne den alten Klang? Musikschule freut sich über die Sanierung - Leiter Jochen Volle bangt jedoch um die künstlerische Vielfalt
Zuerst das Fortissimo: Das städtische Hochbauamt glaubt fest daran, die Sanierung der Musikschule bis Ende 2004 unter Dach und Fach zu haben. "Vorbehaltlich der Haushaltssituation", so der Refrain, den Rathaussprecher Roland Karpentier derzeit immer zu solchen Absichtserklärungen singen muss. Doch jetzt ganz piano: Weder Schulleitung noch Stadtverwaltung haben bislang ein Konzept gefunden, mit dem man ohne gravierende Folgen die zur Etatkonsolidierung geforderten zwei Personalstellen herausschneiden könnte.
Wie berichtet, hatte es zuletzt im Rathaus erhebliche Irritationen über den Zeitrahmen gegeben, in dem die Stadt die Generalüberholung inklusive Um- und Ausbau des alten Gebäudes am Blarerplatz durchziehen kann. Die Vorarbeiten für die ursprünglich rund zwei Millionen Euro schweren Maßnahmen waren bereits im vergangenen Jahr angelaufen, dann stand praktisch über Nacht ein dickes Fragezeichen hinter dem eigentlichen Baubeginn.
Karpentier zufolge hat die Verwaltung jetzt dem Ausschuss für Technik und Umwelt für März eine ausführliche Vorlage angekündigt. Die Gesamtmaßnahme soll in sinnvolle Bauabschnitte gesplittet werden - was laut Hochbauamt auch nie anders gedacht gewesen sei. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge kann die Stadt in diesem Jahr - den Haushaltsansatz für 2003 und Haushaltsreste von 2002 addiert - jedoch insgesamt nur 373 000 Euro für die Musikschule zusammenkratzen. Musikschulleiter Jochen Volle zum geplanten Fertigstellungstermin Ende 2004: "Damit können wir absolut leben. Wir freuen uns riesig, dass die Sanierung überhaupt gelingt."
Alles andere als glücklich ist er hingegen mit den zwei Stellen, die die Musikschule als ihren Beitrag zur städtischen Haushaltskonsolidierung hergeben soll. Bislang stehen der städtischen Einrichtung 15 volle Stellen zur Verfügung, die sich derzeit auf etwa 38 Lehrkräfte verteilen. Alle Gedankenspiele, wie man die beiden geforderten Deputate aus der Musikschule lösen und zugleich einen gewaltigen Einschnitt im Angebotsspektrum vermeiden könnte, waren bislang vergebens. Das bestätigte auch Kulturbürgermeister Udo Goldmann nach einem Treffen mit den Lehrkräften.
Greife man zu dem Muster, frei werdende Stellen einfach nicht mehr zu besetzen, "trifft es willkürlich eine Sparte oder ein Fach". Zudem gibt es laut Volle derzeit niemanden, der die Musikschule verlassen wolle. "Wenn ich die Stelleneinsparungen sofort durchsetzen muss, blieben mir also nur betriebsbedingte Kündigungen, die die Rathausspitze ja eigentlich vermeiden wollte." Und diese Kündigungen wiederum träfen in erster Linie die teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte mit geringerem Stundenumfang, da sie im Vergleich zu den Vollzeitkräften weniger geschützt seien. Folge: Gerade nicht so alltägliche Instrumente wie etwa Fagott, Kontrabass, Oboe oder Horn würden aus dem Angebotsspektrum der städtischen Musikschule verschwinden. Jochen Volle: "Doch diese Fächer machen die Vielfalt der Musikschule aus." "Ohne diese Instrumente gibt es kein Sinfonieorchester", sieht auch Goldmann das Problem. " Das ist ganz schwer zu handhaben. Aber wir müssen abbauen."
Der Musikschulleiter Jochen Volle macht sich auch große Sorgen darüber, was aus dem Blockflötenunterricht in Hegensberg wird, wenn die schwangere Lehrerin in Mutterschutz geht. "Ich hoffe, wir bekommen Ersatz."
Die Grünen-Fraktion hat bereits beantragt, die Stellenstreichungen an der Musikschule auf eine zu reduzieren. Jochen Volle: "Wenn sich dafür eine Mehrheit finden würde, dann wäre uns das schon eine große Hilfe."
Claudia Bitzer
09.02.2003
http://www.esslinger-zeitung.de/lokal/aktuelles/esslingen/index.cfm?doc…