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Dresden: Bibliothekare fordern mehr Integration in das Bildungssystem +++ Potsdam: Investitionen in Bibliotheken bringen Gewinn


Dresden: Bibliothekare fordern mehr Integration in das Bildungssystem
Dresden (ddp-lsc). Die Bundesvorsitzende des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB), Susanne Riedel, kritisiert die mangelnde Integration der bestehenden Bibliotheken in das Bildungssystem der Bundesländer. Dadurch würden den Bibliotheken keine konkrete Funktionen im Bildungsplan zugewiesen, sagte Riedel auf dem 95. Deutschen Bibliothekartag, der seit Dienstag in Dresden stattfindet. Unter dem Motto «Netzwerk Bibliothek» soll den mehr als 3000 Teilnehmern auf der größten Fortbildungsveranstaltung für Bibliothekare vermittelt werden, dass lebenslanges Lernen mit Hilfe der Bibliotheken ein integraler Bestandteil der globalisierten Wissensgesellschaft sei.
Riedel betonte auch, dass sich die Bibliotheken vom Klischee «grau und angestaubt» weg entwickelt hätten und mehr als nur Bücher ausleihen. Trotz sinkender Medienetats und Bibliotheksschließungen können Bibliotheken ein vielseitiger Informationsdienstleister sein, beispielsweise um die Lese- und Medienkompetenzen der Bürger zu fördern. Ein weiteres Problem sei zudem die Digitalisierung von Dokumenten mangels finanzieller Möglichkeiten. «Der Leser möchte beides - die digitale Information und die konventionelle Vorlage. Wir können aber nicht mehr alles erwerben», betonte der Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek, Thomas Bürger. Daher seien Partnerschaften mit Verlagen und Datenbankanbietern dringend notwendig.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 12 000 Bibliotheken, von den 9000 in kommunaler Verwaltung sind. 2500 Bibliotheken sind wissenschaftliche Einrichtungen.

Potsdam: Investitionen in Bibliotheken bringen Gewinn
Potsdam (pte) - Was Bibliotheken wert sind, haben erfolgreiche Unternehmen längst erkannt und eigene Wissensmanagement-Abteilungen eingerichtet, während öffentliche Stellen weiter bei Bibliotheken sparen. Mit diesen Maßnahmen sparen Kommunen und Gemeinden jedoch an der falschen Ecke, wie eine Studie der Diplom-Bibliothekarin Sandra Blank ergeben hat.
Denn, "mit jedem in die Stadtbibliotheken investierten Euro wird ein Gewinn von 5,60 Euro erwirtschaftet", so das Ergebnis ihrer Studie. "Man sollte sich auch ein Beispiel nehmen bei erfolgreichen Unternehmen, die mittlerweile wissen, dass ihnen das Wissensmanagment durch die Unternehmensbibliothek einen zehn- bis 40-fache \'return on investment\' bringt", empfiehlt daher Hans-Christoph Hobohm, Professor vom Fachbereich Informationswissenschaften der Universität Potsdam.
Die Studie untersucht die wirtschaftlichen Vorteile, die sich durch die Nutzung von öffentlichen Bibliotheken für den Einzelnen ergeben. Dabei gab über die Hälfte der Befragten aus Berlin-Mitte an, dass ihnen die Bibliotheksangebote konkret helfen, in ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit produktiver zu sein. "Mit den in der Studie verwendeten Methoden wurde konkret berechnet, was die Dienstleistungen der Bibliotheken auf dem freien Markt wert wären", sagte Hobohm im Gespräch mit pressetext. Die Alternative zum Bibliotheksangebot würde sich auf über 200 Euro pro Nutzer summieren. Das würden oder könnten die meisten jedoch nicht ausgeben, so die Studie. Länder wie Finnland, Holland oder die USA hätten die Potenziale von Bibliotheken längst erkannt und investierten im Gegensatz zu Deutschland in diesen Bereich, so Hobohm weiter.
Umso mehr gibt in diesem Zusammenhang das nicht Vorhandensein einer vorausschauenden Bibliothekspolitik zu denken, wie vor knapp zwei Jahren vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) kritisiert wurde. Um auf den Niedergang der deutschen Bibliotheken - hervorgerufen durch Schließungen und Etatkürzungen - aufmerksam zu machen, hat daher der BIB im April 2004 die eigene Internetseite gegründet. Hilfreich wäre auch die Einführung eines Bibliotheksgesetzes, dass es bislang weder auf Landes- noch auf Bundesebene gibt. In Thüringen gibt es derzeit ernsthafte Bestrebungen in Richtung Bibliotheksgesetz. Dort hat der Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband vergangene Woche der Öffentlichkeit einen Entwurf vorgestellt, der positiv-verhalten von der Politik aufgenommen wurde, heißt es im Einleitungstext zum Gesetzesentwurf.
http://www.bibliothekssterben.de