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Duden-Redaktion: Springer und «Spiegel» sorgen für «Verwirrung» +++ Auch «Süddeutsche Zeitung» will zurück zur alten Rechtschreibung +++ Goebel gegen Rücknahme der Rechtschreibreform
Duden-Redaktion: Springer und «Spiegel» sorgen für «Verwirrung»
Mannheim (ddp). Die Duden-Redaktion reagiert mit Unverständnis auf die Ankündigung des «Spiegel»-Verlags und der Axel Springer AG, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Dies trage nur zur «Vergrößerung der Verwirrung» bei, kritisierte Redaktionsleiter Matthias Wermke am Freitag im ddp-Interview in Mannheim. Beide Medienunternehmen hätten zudem nicht verraten, zu welcher Art von «herkömmlicher Rechtschreibung» sie zurückkehren wollten. Einerseits wollten sie die alten Schreibweisen, anderseits seien sie nach eigenen Angaben zu Neuerungen bereit. «Für mich ist das Ganze mit mehr offenen Fragen verknüpft als mit Antworten», betonte Wermke.
Überrascht über die Ankündigung sei die Duden-Redaktion allerdings nicht, fügte Wermke hinzu. «Wenn man die Berichterstattung dort beobachtet hat, konnte man so etwas vermuten», betonte er. Zugleich zeigte er sich mit Blick auf mögliche Nachahmer gelassen. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sei vor vier Jahren «mit großem Hallo» zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt und habe im Übrigen auch immer wieder einige Sonderregelungen benutzt. «Das hat aber keine große Nachahmung gefunden», betonte der Redaktionsleiter.
«Für Duden gilt die amtliche Rechtschreibung, die sich nach eigener Erfahrung bewährt», sagte Wermke. Die Medienunternehmen könnten zwar auf eine «Hausorthografie» umsteigen, in den Schulen werde sich aber nichts ändern, zeigte er sich überzeugt. Auch die neue Auflage des Duden erscheine wie geplant am 28. August. «Von diesem Vorhaben weichen wir nicht ab.»
Auch «Süddeutsche Zeitung» will zurück zur alten Rechtschreibung
München (ddp). Die «Süddeutsche Zeitung» («SZ») will zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren. Verlagssprecher Sebastian Lehmann sagte am Freitag auf ddp-Anfrage in München: «Wir sind bereit, von der neuen Rechtschreibung wieder abzurücken.» Der Zeitpunkt stehe allerdings noch nicht fest - über Detailregelungen werde intern noch gesprochen.
Der «Spiegel»-Verlag und die Axel Springer AG hatten zuvor mitgeteilt, in allen Print- und Online-Publikationen schnellstmöglich auf die alte Rechtschreibung umstellen zu wollen. Nach Angaben Lehmanns war die «SZ» von Anfang an an den Gesprächen der Verlage über ein Abrücken von der neuen Rechtschreibung beteiligt.
Goebel gegen Rücknahme der Rechtschreibreform
Erfurt (ddp-lth). Thüringens Kultusminister Jens Goebel (CDU) ist gegen die Rücknahme der Rechtschreibreform. Bei allen Einwänden gegen die Reform halte er die Forderung für «Spiegelfechterei im heißen August», sagte Goebel am Freitag der Nachrichtenagentur ddp in Erfurt. Es könne nicht angehen, dass durch die Willensbildung von Verlagen über das Schicksal der Reform entschieden wird, fügte Goebel hinzu.
Die Reform sei seinerzeit gründlich vorbereitet worden, sagte der Ressortchef. Mit ihren Änderungsvorschlägen habe die Kultusministerkonferenz im Juni außerdem eine gute Grundlage für Korrekturen geschaffen. Auch sollte man die ökonomischen Folgen einer Rücknahme der Reform bedenken.
Der «Spiegel»-Verlag und die Axel Springer AG hatten am Freitag angekündigt, schnellstmöglich zur alten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen. Gleichzeitig appellierten die Verlage an andere Medienunternehmen sowie die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen und damit gemeinsam dem Beispiel der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zu folgen. Unterstützung erhielten sie von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Dagegen erklärte das Nachrichtenmagazin «Focus», bei der neuen Rechtschreibung bleiben zu wollen