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75 Jahre Folkwang Hochschule

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Künstler-Schmiede setzt auf neue Studiengänge - Folkwang Hochschule wird 75 Jahre alt - «Künstlerische Exzellenz» als Lernziel

Essen (ddp-nrw). Auch eine Kaderschmiede für Musik, Tanz und Theater kommt in die Jahre. 75 Jahre hat die Folkwang Hochschule in Essen jetzt auf dem akademischen Buckel, doch die Einrichtung möchte auch in Zukunft weiter zur Avantgarde der künstlerischen Ausbildung zählen. «Wir haben eine sehr große Tradition und wollen unsere Spitzenposition auch in den kommenden Jahren halten», sagt Rektor Martin Pfeffer. Vor allem durch die Einrichtung weiterer interdisziplinärer Studiengänge soll dies möglich sein.

So will die im Herbst 1927 gegründete Folkwangschule wahrscheinlich ab dem Wintersemester 2003/04 mit neuen Angeboten eine breit gefächerte Ausbildung vermitteln. Nach Angaben Pfeffers soll zum Beispiel der Studiengang «Integrative Komposition» den Studenten fünf verschiedene Techniken des Komponierens lehren. Ein weiteres interdisziplinäres Angebot nennt sich «Autorproduzent» und will den Folkwang-Schülern zeigen, wie ein Theaterstück von der Planung über das Schreiben bis hin zur Aufführung aus einer Hand realisiert werden kann.

Überhaupt wird «Interdisziplinarität» in Essen groß geschrieben. Die Studenten sollen praktische Kenntnisse in möglichst vielen künstlerischen Feldern sammeln - gerade, um auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. So schreibt die Studienordnung vor, dass die Folkwang-Schüler mindestens an einem interdisziplinären Projekt teilnehmen. Und in dem Zentrum «Darstellende Kunst» wird den Studenten aus verschiedenen Fachbereichen per Grundkurs das Einmaleins der Schauspielkunst vermittelt.

Etwa 1000 Studenten zählt die im idyllischen Werdener Tal gelegene Hochschule derzeit. Die rund 100 Professoren, 180 Lehrbeauftragten und 50 Mitarbeiter bilden sie in Disziplinen wie Musical, Oper, Schauspiel, Pantomime oder Tanz aus. Erweitert wird dieses Spektrum durch Jazz, Computermusik oder Neue Medien. Doch auf die Lehre allein bleibt es nicht beschränkt - um möglichst früh auch Bühnenerfahrungen zu sammeln, dürfen die Folkwang-Schüler über das ganze Jahr bei öffentlichen Auftritten ihr Talent beweisen: «Wir veranstalten 300 Termine im Jahr», betont Pfeffer.

Der rege Auftrittsreigen sorgt auch dafür, dass die Kontakte zu den Kulturinstitutionen eng geknüpft sind und bleiben. Überhaupt versteht sich die Folkwang Hochschule selbst als «Kunsthochschule im Ruhrgebiet». Bereits 1972 wurde das Hochschulinstitut für Musik in Duisburg Folkwang zugeordnet, vor knapp drei Jahren kam die Westfälische Schauspielschule Bochum hinzu. «Wir möchten ein Leitbild für die Region sein», erläutert Pfeffer.

Auch international genießt die Folkwang Hochschule längst einen sehr guten Ruf. Dafür sorgt auch Pina Bausch mit ihrem Tanztheater: Die ehemalige Folkwang-Schülerin trägt mit ihren Aufführungen dazu bei, dass auch die Folkwang Hochschule zu einem weltweit anerkannten Markenzeichen geworden ist.

Über mangelnde Nachfrage aus der ganzen Welt können sich Pfeffer und seine Kollegen nicht beklagen: «Im darstellenden Bereich haben wir pro Semester rund 800 Anfragen für acht Plätze. In musikalischen Studiengängen gibt es etwa dreimal so viele Bewerber wie Plätze», rechnet der Rektor vor. Die Hochschule kann aus dem Vollen schöpfen - und bekennt sich selbstbewusst zum Elitegedanken. «Wir setzen weiter auf die Ausbildung von Exzellenz», bekräftigt Pfeffer.

Von diesem Glanz profitiert auch die Stadt. «Die Folkwang Schule trägt zur künstlerischen Ausstrahlung Essens bei. Vor allem das moderne Tanztheater ist von Menschen wie Pina Bausch oder Kurt Jooss unglaublich beeinflusst worden», erklärt Kulturdezernent Oliver Scheytt. Die Hochschule für Musik, Tanz und Theater sei ein wichtiger Pfeiler bei der Bewerbung des Ruhrgebiets als Kulturhauptstadt 2010.

Davor will die Hochschule allerdings noch ihr Jubiläum feiern. Am Freitagabend werden rund 150 Gäste in der Benediktiner-Abtei erwartet, die seit 1945 Heimat der Folkwang-Lehrer und -Schüler ist. In einer multimedialen Schau möchte der Künstlernachwuchs den Hochschulalltag darstellen. «Dabei werden sich alle Studienbereiche einbringen und unsere Idee einer interdisziplinären Ausbildung in einem poetischen Spiel deutlich machen», verspricht Pfeffer.

(Internet: www.folkwang-hochschule.de)