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Berufsvorbereitung: Orchesterzentrum NRW

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Erste Absolventen schließen ihr Studium am Orchesterzentrum NRW ab - Einrichtung will Anfang 2008 in eigenes Gebäude umziehen


Dortmund (ddp-nrw). Das Orchesterzentrum Nordrhein-Westfalen in Dortmund verabschiedet in diesen Tagen seine ersten sieben Absolventen. Die Einrichtung der vier staatlichen Musikhochschulen des Landes NRW kann damit nach dem Start des Lehrbetriebs vor rund zwei Jahren die ersten examinierten Orchestermusiker auf den Musikmarkt entlassen. Das viersemestrige Aufbaustudium soll für sie die Eintrittskarte für eine Anstellung in einem Orchester sein.

Eine der Absolventinnen ist Carola Beukenbusch, die als Tubistin den Aufbaustudiengang besucht hatte. «Für mich hat das Studium viel gebracht. Das hätte ich auf einer normalen Musikhochschule nicht mitgekriegt», sagte die Musikerin. Das Orchesterzentrum arbeite unter anderem mit den führenden Solo-Musikern renommierter Orchester zusammen, die normalerweise keine Meisterklassen geben. «Das können sich normale Hochschulen oft gar nicht leisten», berichtet Beukenbusch.

Auch die Ausbildungsangebote im Bereich Mental-Coaching oder Arbeitsschutz seien wichtige Facetten der Ausbildung gewesen, die es ihr ermöglicht hätten, über den Tellerrand des normalen Musikerlebens hinaus zu blicken, betont die Tubistin. «Außerdem weiß ich durch das Studium jetzt, wie in verschiedenen Orchestern gespielt wird. Bei Probespielen kann ich mich dann darauf einstellen», unterstreicht sie.

Das Orchesterzentrum NRW ist in seiner Art einmalig in Deutschland und Europa. «Viele Musikstudenten sind gut ausgebildet, doch über das Berufsleben und die Notwendigkeiten im Zusammenspiel des Orchesters wissen sie nicht so viel», erklärt der Geschäftsführer Tilman Kuttenkeuler.

Diese Lücke will das Orchesterzentrum schließen. In dem Studium sollen die jungen Musiker gezielt auf die Erfordernisse des Orchesterbetriebs vorbereitet werden. So werden regelmäßig Probespiel-Simulationen veranstaltet, um die Musiker in die Lage zu versetzen, ihr musikalisches Können auch in Stresssituationen abrufen zu können. «Viele Musiker spielen beim Probespiel schlechter, als sie können, weil sie sich selbst unter Druck setzen», sagt Gastdozent Michael Bohne, der im Fach «Auftrittstraining» die richtigen Kniffe für eine erfolgreiche Bewerbung vermittelt.

Zudem setzt die Ausbildung zum Orchesterexamen auf die Zusammenarbeit mit bekannten Musikern aus der Praxis. «Wir haben keinen festen Dozentenstab, sondern arbeiten mit bekannten Konzertmeistern, Stimmführern und Solospielern Deutschlands», sagt Kuttenkeuler.

Pro Semester könnten die Studenten Unterricht bei drei bis vier Dozenten von verschiedenen Orchestern nehmen. Nach vier Semestern hätten die Absolventen dann Dozenten aus 12 bis 14 unterschiedlichen Orchestern kennen gelernt. Im Optimalfall bekommen sie sogar eine Stelle in einem Orchester - so wie es zwei Musikerinnen gegangen ist, die durch eine Dozentin zu einem Probespiel kamen und genommen wurden.

Derzeit hat das Orchesterzentrum rund 70 Studenten – die Obergrenze liegt bei 120 und entspricht der instrumentellen Zusammensetzung eines großen Orchesters. So lange diese Zahl noch nicht erreicht ist, arbeitet die Einrichtung im Rahmen einzelner Projekte mit den Dortmunder Philharmonikern zusammen.

Und die Kooperation wird räumlich noch enger, wenn das Orchesterzentrum NRW im ersten Halbjahr 2008 in einen geplanten Neubau nahe des Dortmunder Konzerthauses umzieht. Das Gebäude soll modern ausgestattet sein und über einen eigenen Konzertsaal mit 300 Plätzen verfügen. Bis dahin müssen die jungen Musiker allerdings noch in den Räumen der Fachhochschule Dortmund proben - und mit den dortigen Akustikproblemen zurechtkommen.

Michael Bosse

Zugangsvoraussetzungen für das Orchesterzentrum NRW
Dortmund (ddp-nrw). Der Aufbaustudiengang am Orchesterzentrum Nordrhein-Westfalen richtet sich an ausgebildete Musikstudenten mit einer Hauptfachnote von 2,0 oder besser. Bewerben können sich Musiker aus dem In- und Ausland. Zusätzlich ist zur Aufnahme die Bestätigung eines Hauptfachlehrers einer der vier beteiligten NRW-Musikhochschulen aus Detmold, Düsseldorf, Essen und Köln nötig. Darin muss dem Bewerber die Eignung zum Studiengang attestiert werden und die Betreuung im instrumentalen Einzelunterricht für die folgenden zwei Jahre zugesichert sein.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, gibt es eine Einladung zu einer Eignungsprüfung, die Ende Mai und Mitte Dezember jeden Jahres stattfindet. Eine Kommission aus Dozenten der vier Musikhochschulen und Vertretern von Berufsorchestern entscheidet über die Aufnahme. Die Zahl der Studenten am Orchesterzentrum ist auf 120 begrenzt.