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Deutsche Rechschreibung nicht mehr ratlos

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«Rat» gegen die Kritik - Gremium soll Entwicklung der Schriftsprache beobachten - KMK beschließt Bildungsstandards in Kindergärten

Mainz (ddp-rps). Ein «Rat für deutsche Rechtschreibung» soll künftig die anhaltende Kritik gegen die deutsche Rechtschreibreform besänftigen. Das beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder auf ihrer zweitägigen Plenarsitzung in Mainz. Die KMK verabschiedete zudem den 4. Bericht zur Rechtschreibreform, die damit definitiv zum 1. August 2005 in Kraft tritt.

Mit einem Bündel weiterer Maßnahmen gehen die Minister außerdem gegen die Bildungsmisere in Deutschland in die Offensive. Bildungsstandards sollen gesteigert und vergleichbarer gemacht, zudem «Nahtstellen» im Übergang zwischen Kindergärten und Schule sowie zwischen Schulen und Beruf oder Studium geglättet werden.

An der Rechtschreibreform rüttelte das Gremium indes nicht: Der Bericht nehme «sehr wohl» die Kritik an der Reform auf und führe zugleich «zusätzliche Varianten» von Schreibweisen insbesondere in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung ein, betonte die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Damit werde keine der bisherigen Schreibweisen falsch, Schulbücher könnten weiter benutzt werden.

Ein neuer «Rat für deutsche Rechtschreibung» soll zudem künftig die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung ablösen, die Entwicklung der Schriftsprache beobachten und in fünf Jahren dazu einen Bericht vorlegen. Die Zusammensetzung des Gremiums sowie seine Kompetenzen sollen in Zusammenarbeit mit Österreich, der Schweiz und Liechtenstein bis zum Jahresende konkret ausgestaltet werden.

Erstmals verabschiedeten die Bildungsminister in Mainz gemeinsame Bildungsziele für Kindertageseinrichtungen. Zusammen mit den Jugendministern der Länder wurde eine übergreifende und koordinierte Zusammenarbeit in den Bereichen Schule und Jugendhilfe vereinbart. Zudem sollen Schulsozialarbeit und Ganztagsangebote ausgebaut werden. Die Beschlüsse stellen erstmals einer «kontinuierliche Bildungsbiographie» vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zu Beruf oder Studium in den Mittelpunkt und betonen die «besondere Bedeutung frühkindlicher Bildungsprozesse».

Die KMK gab außerdem den offiziellen Startschuss für das bundesweit tätige Berliner «Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen», das als Konsequenz aus dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei der Pisa-Studie Bildungsstandards weiter entwickeln und Evaluationen an Schulen durchführen soll. Beim nächsten IGLU-Lesetest in den Grundschulen im Jahr 2006 soll es einen eigenen Vergleich unter den deutschen Bundesländern geben. Bei den Lehramtsstudiengängen wird es offenbar in Zukunft doch die neuen Bezeichnungen Bachelor und Master of Education geben.

Der Verband Erziehung und Wissenschaft (VBE) in Rheinland-Pfalz forderte, die Zuständigkeiten in der Trägerschaft von Kindertagesstätten neu zu regeln und ein «gemeinsames Ausbildungsfundament für alle Lehramtsstudiengänge» einzuführen.