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Jugendnachrichtenagentur sucht neue Wege der Informationsvermittlung

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Es gibt auch gute News - Die Jugendnachrichtenagentur Sinnflut will mehr Positives verbreiten - 150 Medien beziehen die «Spots»

Berlin (ddp). Die Frage nach dem Woher einer unbekannten Schönen ist nicht gerade das, was in den Medien als Nachricht verkauft wird. Die Jugendnachrichtenagentur Sinnflut allerdings versucht gerade mit kurzen persönlichen Geschichten pointiert auf Projekte aufmerksam zu machen, die ansonsten im Nachrichtengeschäft unterzugehen drohen. Daraus ist mittlerweile ein eigener Stil geworden. Neueste Idee der jungen Truppe aus Berlin: die positive Landkarte.

Die Pläne für eine Nachrichtenagentur von Jugendlichen entstand Initiatorin Irmela Bittercourt zufolge 1995 bei einer internationalen Kunstperformance. Die Fülle der negativen Nachrichten in den Medien sei nicht nur ihr, sondern auch vielen Jugendlichen, die an der Zusammenarbeit beteiligt waren, gegen den Strich gegangen. «Ich hatte die Schnauze voll, überhaupt noch Zeitung zu lesen», sagt sie. Deshalb habe sich die Gruppe daran gemacht, nach dem Guten in der Welt zu suchen.

Dieses machen die Sinnflutler seither in Projekten aus, die sich den Schutz der Umwelt, den Erhalt der Menschenrechte und eine gerechte Wirtschaftspolitik auf die Fahnen geschrieben haben. In ihren «Spots», wie sie die kurzen Anreißer nennen, wird etwa über eine Vasen-Erbschaft von Tante Frieda auf eine Tausch-Initiative verwiesen, über eine missglückte Umwelt-Präsentation das Mediennetzwerk «Greenmedianet» empfohlen oder mit Hilfe der Kuh Berta erzählt, wie ein Biomasseverband aus «Scheiße Gold» macht. Übrigens entstammte die unbekannte Schöne einem Traum aus dem Morgenland, dessen Sprache dank einer Tandem-Initiative schnell gelernt werden kann.

Das Konzept scheint aufzugehen. Heute beliefert Sinnflut nach eigenen Angaben rund 150 Medien in Deutschland, elf Auszeichnungen erhielt die Initiative - mal für ihr journalistisches, mal für ihr bürgerschaftliches Engagement. Selbst Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) stattete den Redaktionsräumen in einem Dachgeschoss in Berlin-Kreuzberg schon seinen Besuch ab.

Zwar finanziert sich die Agentur nach wie vor aus Fördergeldern und Spenden. Bittercourt setzte aber bereits mit der Initiative «Nachhaltiger Filmblick» die nächste Idee um, nämlich mit Film-Spots zu einem schonenderen Umgang mit der Umwelt anzustiften.

Die Gedanke mit der «positiven Landkarte» kam der 21-jährigen Roxanna Schulz, die seit über einem Jahr bei Sinnflut dabei ist. Danach soll für Schulen ein Unterrichtsbeitrag von 20 Minuten erarbeitet werden, der weltweit Umwelt- und Sozialprojekte aufzeigt, «nicht nur, wie sich die Sahelzone weiter ausbreitet oder wo gerade Krieg ist», sagt Roxanna. Denn dadurch entstehe «ein verzerrtes Bild von der Welt», kritisiert sie.

Der 22-jährige Meric Körg ergänzt, ihm habe selbst im Unterricht das Positive gefehlt. Mit dem Projekt wollen sie Schülern auch eine Vorstellung geben, wofür man sich überhaupt engagieren kann. Es gehe also auch darum, «den eigenen Standort zu bestimmen».

Bundesweit interessierte Schulen und Lehrer sowie jene, die gern schreiben, können sich im Internet über www.sinnflut.de oder die Berliner Rufnummer (030) 61401850 informieren. Weitere Infos auch unter http://www.nachhaltiger-filmblick.de.

Christina Denz