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Kinderoper in Dortmund - «Tranquilla Trampeltreu»

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Dortmund (ddp-nrw). Ein bisschen überrascht ist Christine Mielitz schon über die gewaltige Resonanz. Sogar Bundespräsident Horst Köhler, dem die Dortmunder Operndirektorin ihr gesamtes Haus plus Programm vorgestellt hat, interessierte sich hauptsächlich für ihre Pläne rund um eine Kinderoper. Warum Mielitz diese neue Sparte ins Leben rufen will? Ganz einfach: «Weil sie fehlt.»

Ganz nebenbei erinnert sich die Direktorin an die eigene Kindheit.
Daran, dass sie sogar mit gebrochenem Nasenbein unbedingt in die Vorstellung wollte und auch der Arzt befand: Das sei die beste Medizin. Christine Mielitz schwärmt vom Genre Oper, das wie kein anderes Musik, Schauspiel und auch bildende Kunst vereine. Als die Oper Dortmund jüngst ihr 100-jähriges Bestehen feierte, befand Mielitz, dass davon mehr bleiben solle als ein Festakt und eine Publikation.

Zum Blick in die Vergangenheit gehört für die engagierte Frau auch der Blick nach vorne, und der ruht nun auf der Kinderoper. Eröffnet wird die neue Reihe im Januar mit «Tranquilla Trampeltreu» im Opernhaus. Bis dahin gilt es noch einige Fragen zur Zukunft der Kinderoper in Dortmund zu klären - womit, wo, wer und was. Das Womit klärte sich in diesen Tagen. So gründete sich just ein Förderverein unter der Regie von Harald Heinze, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke.

Wo die Kinder sich demnächst verzaubern lassen sollen, ist noch offen. «Denkbar ist eine mobile Einrichtung wie ein großes Zelt, das zum Beispiel auch auf der Erlebnisinsel im neuen Phoenixsee aufgebaut werden könnte», überlegt Mielitz. Damit würde unter anderem der beschwerliche Weg mit Baugenehmigungen, Statikprüfungen und Amtsbürokratie für ein festes Haus umgangen.

Eine lohnende Abkürzung in den Augen von Christine Mielitz. Die will sich lieber auf andere Fragen stürzen. Auf die Wahl der Protagonisten zum Beispiel. Mit der Chorakademie Dortmund hat die Oper einen wichtigen Kooperationspartner gefunden. Mädchen und Jungen aus zahlreichen Dortmunder Schulen geben sich in der Akademie, die räumlich dem Konzerthaus angegliedert ist, der Musik hin. «Ein enormer Fundus, aus dem wir schöpfen können», so Mielitz.

Überhaupt das Konzerthaus: Natürlich soll das mit ins Boot geholt werden. Aber auch das Museum hat Mielitz im Visier. «Warum soll es nicht - wie eine Schülerfahrkarte für Bus und Bahn - auch eine Kulturkarte für Kinder und Jugendliche geben, die überall die Türen öffnet», fragt die Operndirektorin. Auch die Schulen werden mobilisiert. Gerade in Zeiten von Ganztagsbetreuung biete sich doch am Nachmittag ein Besuch im Opernhaus an.

Ein Theater habe die Aufgabe, immer an die Grenzen zu gehen, sagt Mielitz. Die lotet sie gerade aus. Begleitet wird sie dabei von Schildkröte Tilly, dem Maskottchen der neuen Reihe. Ob in der Schule oder am Gameboy: Für Kinder müsse immer alles noch schneller und schneller passieren. Tilly soll dazu den gemächlichen Gegenpart stellen und die Mädchen und Jungen in die Vorstellungen auch jenseits von «Peter und der Wolf» und «Hänsel und Gretel» locken. «Es gibt ungefähr 1300 Werke für Kinder», so Mielitz. Der Stoff wird den Dortmundern also nicht so schnell ausgehen.